In einer Kaserne in Lenzburg soll ein Wachtmeister mitten in der Nacht eine Katze auf schlafende Soldaten geworfen haben. Die Armee verurteilt das Verhalten.
Das ist passiert
Ein Militärangehöriger läuft in einer Kaserne bei Dunkelheit mit einer Katze in der Hand in Richtung Betten. Dann packt er das Büsi und wirft es auf die schlafenden Soldaten. Das zeigen Videoaufnahmen, die 20 Minuten vorliegen. Im Clip ist zu sehen, wie die Männer aufschrecken und laut schreien. Der Wachtmeister, der die Katze wirft, lacht laut, ebenso derjenige, der filmt. Der Vorfall soll sich im Frühling in einer Kaserne in Lenzburg ereignet haben.
Ein News-Scout, der die Aufnahmen 20 Minuten zugespielt hat, erzählt: «Der Wachtmeister hat das in dieser Nacht zweimal gemacht. Weil sich die Soldaten derart erschrocken haben, flog die Katze gleich nochmals durchs Zimmer», sagt er. Er selber sei durch die Schreie seiner Kollegen aufgewacht.
«Die meisten Soldaten fanden die Aktion total daneben»
Laut dem News-Scout soll der Wachtmeister das Tier zuvor draussen auf der Strasse aufgelesen und es später wieder dort ausgesetzt haben. «Die meisten Soldaten fanden die Aktion total daneben.»
Das schwarz-weisse Büsi wirkt auf den Aufnahmen verängstigt, mit weit aufgerissenen Augen. Das Video endet abrupt, als das Tier unsanft auf den Betten landet. 20 Minuten hat sich dazu entschieden, das Video nicht zu zeigen.
Das sagt die Armee
Wie Armeesprecher Mathias Volken auf Anfrage mitteilt, ist der Armee das Video bekannt. «Die Katze, die immer wieder die Nähe zur Truppe suchte, wurde beim Vorfall nicht verletzt», sagt er. Ein Verhalten wie im Video werde von der Armee dennoch nicht toleriert.
«Der Einheitskommandant ging dem Vorfall nach und liess durch die Militärjustiz prüfen, ob es sich um Tierquälerei handelt. Das Ergebnis: Es liegt kein Straftatbestand vor. Der Truppenkommandant behandelte den Fall jedoch disziplinarisch.» Die Katze habe sich vor und nach dem Vorfall sehr zutraulich gezeigt. «Die beteiligten Armeeangehörigen bedauern ihr Verhalten – die Rekrutenschule ist inzwischen abgeschlossen.»
Das sagt der Tierschutz
Nach einem Wurf oder Sturz könne eine Katze schwere körperliche und psychische Schäden davontragen, sagt Nadja Brodmann, Geschäftsleiterin des Zürcher Tierschutzes. «Eine Katze kann sich bei einem solchen Vorfall verletzen, etwa durch Prellungen, Verstauchungen oder Gelenkschäden, im schlimmsten Fall auch Knochenbrüche, wenn sie hart aufschlägt oder abstürzt.» Noch gravierender seien oft die psychischen Folgen: «Durch derart grobe Behandlung kann das Tier schwer traumatisiert werden. Manche Katzen lassen sich danach nicht mehr hochheben oder entwickeln Angst vor Menschen, insbesondere vor Männern, die dem Täter ähnlich sehen.»
«Wir dürfen davon ausgehen, dass der Katze massiv Angst und Stress zugefügt wird.»
Der Stress für die Katze sei in einem solchen Moment enorm, so Brodmann. «Wir dürfen davon ausgehen, dass der Katze massiv Angst und Stress zugefügt wird. Sie erlebt eine absolute Ausnahmesituation, vermutlich mit Todesangst.» Nach einem solchen Erlebnis ziehe sich das Tier meist verängstigt zurück. «Am besten kann sich eine Katze erholen, wenn sie an einem geschützten Ort bei vertrauten, einfühlsamen Menschen zur Ruhe kommen darf.»
