Die Sanierung des Spiegelhof-Gebäudes fällt umfassender aus als gedacht. Unter anderem muss giftiges Dämmmaterial entsorgt werden. Gefahr für Kunden oder Personal bestand zu keiner Zeit.
Wer in Basel-Stadt einen neuen Pass braucht oder sich ummelden muss, sucht dafür das Kundenzentrum im Spiegelhof auf. Ab Ende des nächsten Jahres ist dies nun nicht mehr möglich: Das Kundenzentrum mitsamt Einwohneramt, Migrationsamt und Passamt wird temporär ins Areal Rosental Mitte umziehen, was nicht ganz so zentral ist wie der jetzige Standort zwischen Schifflände und Unispital.
Der Grund für den Umzug besteht darin, dass die Renovation des Spiegelhof-Gebäudes tiefere Eingriffe erfordert als ursprünglich gedacht. Die Basler Regierung hat vor drei Jahren 32,5 Millionen Franken für die Sanierung gesprochen. Wie sie an diesem Dienstag mitteilt, musste sie diesen Betrag nun um 29,5 Millionen Franken erhöhen. Insgesamt sind nun Kosten von 62 Millionen Franken budgetiert, was fast einer Verdoppelung des ursprünglichen Betrags entspricht.
Der Kanton nennt dafür mehrere Gründe. Einerseits wurden während der Arbeiten «schwerwiegende Mängel» im Bereich Brandschutz festgestellt. Andererseits muss das ursprünglich verwendete Dämmmaterial ersetzt und fachgerecht entsorgt werden. Beim Dämmmaterial handelt es sich um gesundheitsgefährdenden Teerkork. Ausgesetzt war dem Teerkork aber niemand, wie der Kanton betont: «Für das Personal besteht und bestand zu keiner Zeit ein Gesundheitsrisiko, da das Dämmmaterial eingemauert ist.»
Für die Umsetzung dieser Zusatzmassnahmen muss das Kundenzentrum temporär auf das Areal Rosental Mitte umziehen, was mit weiteren Mehrkosten verbunden ist. Die Regierung will die Gelegenheit jedoch gleich für die vorgezogene Umgestaltung und Optimierung des Zentrums mit täglich rund 1000 Besuchenden nutzen. Dies sei nötig, da die Kundenhalle an ihre Kapazitätsgrenze stosse, heisst es in der Medienmitteilung.
Finanzkommission hat Spiegelhof schon länger im Blick
Der Umzug finde voraussichtlich Ende 2026 statt, schreibt das Bau- und Verkehrsdepartement auf Anfrage. Im ersten Halbjahr 2028 soll das Kundenzentrum dann wieder in den Spiegelhof zurückkehren. Die Sanierungsarbeiten im Spiegelhof dauern gemäss Mitteilung voraussichtlich noch rund zweieinhalb Jahre.
Nicht erfreut über die zusätzlichen Mehrkosten zeigt sich die Finanzkommission (Fiko) des Grossen Rats. Sie beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem Spiegelhof. «Jahrelange Verzögerungen und Kostenüberschreitungen wurden mehrfach thematisiert», heisst es im diesjährigen Bericht der Kommission zum Budget 2025.
SVP-Grossrat Joël Thüring zeigt sich als Präsident der Fiko «irritiert», dass nun erneut eine Kostensteigerung kommuniziert wird. Die Finanzkommission werde sich künftig wohl in noch «regelmässigerer Kadenz» mit dem Spiegelhof beschäftigen.
Bereits beim Neubau der Einsatzzentrale im Spiegelhof kam es zu Verzögerungen und damit verbundenen Mehrkosten. Für besagten Neubau hat der Grosse Rat 2016 rund 50 Millionen Franken gesprochen. Aktuell beliefen sich diese Kosten auf rund 54 Millionen Franken, schreibt das BVD. Die Endrechnung steht aber noch aus.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Bauprojekt des Kantons mehr kostet als ursprünglich gedacht. In den letzten Jahren beobachtete man eine Reihe solcher Bauprojekte – darunter das Biozentrum, das Forschungsgebäude des Departements Biomedizin, der Neubau des Naturhistorischen Museum, der Erweiterungsbau Kunstmuseum und die St. Jakobshalle.
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