«Dann gehe ich nicht mehr in die Stadt» – «Ohne Trams ist es weniger hektisch»

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Prominente Basler wollen das Tram per Volksinitiative aus der Innenstadt verbannen. Bei Passantinnen und Passanten kommt diese Idee nicht nur gut an.

Einen Tag nachdem ein Komitee um die Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron sowie Aviatik-Unternehmer Moritz Suter die Idee zur radikalen Veränderung vom Basler Stadtbild vorgestellt hat, spaltet die tramfreie Innenstadt die Gemüter. Diese Redaktion hat sich in der Innenstadt umgehört.

«Wir haben gerade darüber geredet», sagen Stefan Brüllisauer und Kaspar Hess. Die beiden kaufen in der Mittagspause Wein ein, hinter ihnen fährt ein Tram nach dem anderen am Bankverein ein. «Die Taschen müssten wir dann wohl selbst schleppen», sagt Hess, dem die Trams fehlen würden. «Die tramfreie Innenstadt wäre aber ja schon ein Mehrwert fürs Stadtbild», findet Brüllisauer.

Das findet auch die 21-jährige Lotte: «Ohne Trams ist es weniger hektisch.» Sie könne sich für die Idee begeistern und findet die Idee «richtig cool!» Als Passantin störe sich ohnehin an der «grünen Wand» in der Innenstadt. Ohne wäre es nicht mehr so laut im Café, findet sie. Und wenn jemand mal wirklich schwer tragen müsse, seien ja Lösungen wie ein Shuttlebus oder Ähnliches vorgesehen: «Das würde klappen.» Damit spricht sie den Initiativtext an, der vorsieht, dass die Innenstadt erschlossen bleiben muss. Angedacht ist ein Shuttlebus für gehbeeinträchtigte Personen, Anwohnende und Gewerbebetriebe.

Tramfreie Innenstadt stösst auf Gegenwind

Auch der 26-jährige Lellewyn wirkt euphorisch: «Die Bilder haben gestern schon richtig gut ausgesehen. Ich fände den Platz zum Herumspatzieren top!» Sein Kollege schüttelt den Kopf und zeigt aufs FCB-Tram, das soeben vorbeifährt: «Das würdest Du hier nicht mehr sehen.»

«Katastrophal», findet die Baslerin Esther Wiedemann die Idee. «Man wird auch nicht jünger und es ist schon ein Stück zum Laufen», sagt die Seniorin. Zum Flanieren habe Basel «doch die Freie Strasse.» Auch Severine, die mit ihrer Tochter auf dem Barfi Marroni isst, findet es die «absolute Vollkatastrophe», wenn die Innenstadt tramfrei würde. Dies, weil sie das Tram für ihren Arbeitsweg nutze und es so «einfach schneller» geht.

Das Argument, dass die Basler Innenstadt so attraktiver würde, könne sie nicht nachvollziehen: «Ich habe eher das Gefühl, dass es die Leute aus der Stadt holt, satt hinein.» Sie sei seit 20 Jahren in der Stadt unterwegs und «flanieren konnte ich noch immer, auch neben den Trams.»

Dass sie die Innenstadt wohl sogar meiden würde, sagt eine junge Mutter, die soeben am Barfi aufs Tram wartet. Es sei «einfach praktisch so», gerade wenn man mehrere Dinge zu erledigen habe, sagt Anita Susuri, die in der Steinenvorstadt als Coiffeuse arbeitet, aber nicht oft in der Innenstadt unterwegs ist: «Wenn die tramfreie Innenstadt kommt, dann gehe ich wohl gar nicht mehr in die Stadt.»

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