Drei Tage nach dem dreisten Einbruch hat das Museum wieder geöffnet. Viele wollen rein – aber auch die Einbruchstelle draussen zieht Publikum an.
Die Apollo-Galerie des Louvre bleibt nach dem dreisten Juwelendiebstahl vorläufig geschlossen. Schaulustige fotografieren die Einbruchstelle am Quai François Mitterrand. Museumsdirektorin Laurence des Cars räumt Sicherheitsmängel ein und plant bauliche Verbesserungen.
Es soll wieder Normalität einkehren im Pariser Vorzeigemuseum. Der Louvre ist drei Tage nach dem ebenso filmreifen wie simplen Einbruch wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Wobei, mit Abstrichen: Die Apollo-Galerie mit ihren leuchtenden Fresken und goldenen Wänden und Decken bleibt «vorübergehend geschlossen», darauf wird auf der Museumsseite ziemlich versteckt hingewiesen. In diesen Prunkteil des Louvre sind am 19. Oktober die Diebe über den Balkon eingebrochen und haben acht Ausstellungsstücke entwendet.
Vor dem Haupteingang bei der Glaspyramide bilden sich wieder Menschenschlangen. Die «Mona Lisa», die «Venus von Milo» – im Louvre gibt es genug zu sehen.

Doch auch die Einbruchstelle wird in diesen Tagen zu einer eigenen kleinen Touristenattraktion. Der unscheinbare, braun gemauerte Hausteil, auf der südlichen Rückseite des Palastes am Quai François Mitterrand gelegen, zieht Schaulustige an.
Sie bleiben kurz stehen, machen Fotos, gehen weiter. Von den Touri-Booten, die auf der Seine den Ort des Verbrechens passieren, ist gemäss «Guardian» zu hören: «Und zu Ihrer Rechten der Louvre – und das Fenster, das die Diebe zerstört haben, um Frankreichs Kronjuwelen zu stehlen.»
Die Louvre-Einbruchstelle ist abgeschirmt
Was die Menschen dorthin lockt, ist, natürlich, die Neugier, das Sensationelle, das hier passiert ist.
Aber auch das Unfassbare: Wie war das möglich? Einfach über den Balkon einzusteigen, ins bekannteste Museum der Welt, mit einem Leiterfahrzeug? Man will das gesehen haben, um es vielleicht besser zu verstehen. Und ja, wann gibt es schon die Gelegenheit, die Stätte eines Millionenraubs zu besuchen, etwas, das man aus «Lupin» und verwandten Filmproduktionen zu kennen meint.

Doch viel zu sehen gibt es am Quai François Mitterrand dann eben nicht. Das Einbruchfenster ist abgeschirmt von einer dunkelgrauen Stoffstellwand.
Im Innern des Hauses dürften die Untersuchungen noch weiterlaufen, die Ermittler sollen Überwachungsvideos der letzten Wochen sichten, um herauszufinden, ob die Diebe den Coup von langer Hand geplant und den Louvre zuvor ausgekundschaftet haben.
Der Zugang zur Apollo-Galerie ist einigermassen bescheiden zugestellt, mit schwarzen Absperrbändern und einer grauen Behelfswand, Informationsblätter weisen auf ein Fotoverbot hin. Mitarbeitende des Museums fordern die Besucherinnen und Besucher auf, nicht stehen zu bleiben und weiterzugehen.
Die Schaulustigen draussen auf den Trottoirs staunen, rätseln – und zeigen sich durchaus beeindruckt von der dreisten Vorgehensweise der Diebe. Da seien «echte Profis» am Werk gewesen, so sagen es mehrere Personen gegenüber dem «Guardian».


Am Mittwochnachmittag äusserte sich die Direktorin des Louvre erstmals zum Überfall. «Wir haben versagt und konnten die Juwelen nicht schützen», sagte Laurence des Cars vor dem Kulturausschuss des französischen Senats. Sie wies auf «strukturelle Probleme» des Museums hin und betonte, sie würde gern Teile des Louvre zeitweise schliessen, um Renovierungen vorzunehmen und die Sicherheit zu verbessern.
Der Louvre ist das meistbesuchte Museum der Welt, neun Millionen Menschen kommen jährlich. Das Geschäft muss natürlich weiterlaufen.
Dann sagte die Direktorin noch einen Satz, den man in kriminellen Kreisen wohl gerne hört: «Museen sind keine Festungen und werden niemals Festungen sein – sie sind ihrer Natur nach offen.»
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