Dos und Don’ts von Gabriela Kasperski: «Guetnachtgschichtli»-Autorin sagt dir, wie du selber Bücher schreiben kannst

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Einen Tee aufsetzen, eine Kerze anzünden und ein Buch lesen – für viele ist das der Inbegriff eines gemütlichen Abends in der dunklen Jahreszeit. Wer Geschichten aber nicht nur lesen, sondern selbst erzählen möchte, ist bei Gabriela Kasperski (63) richtig. Die Zürcher Krimiautorin führt gemeinsam mit ihrem Mann Franz Kasperski (64) die Schreibwerkstatt Geschichtenbäckerei. Denn Kasperskis sind überzeugt: Kreatives Schreibenkann man lernen. Sabohat die preisgekrönte Autorin getroffen und mit ihr über die häufigsten schreibhemmenden Fehler und schreibfördernden Ratschläge gesprochen.

Erster Tipp: Einfach anfangen

Viele Leute kennen das Problem des Aufschiebens, die Prokrastination. Gerade für kreatives Arbeiten sei das aber besonders hinderlich, sagt Kasperski. Natürlich sei es manchmal sinnvoll, eine Idee oder Aufgabe liegen zu lassen, doch irgendwann müsse man ins Tun kommen. Daher ihr wichtigster Tipp: einfach anfangen und sehen, wohin der Text einen führt. «Die Bedingungen müssen zum Schreiben nicht perfekt sein», sagt sie. «Weder eine aufgeräumte Wohnung noch ein dampfender Kaffee oder die richtige Raumtemperatur sind nötig, obwohl man sich das manchmal einbildet.»

In ihren Workshops übt Kasperski das regelmässig mit den Teilnehmenden. Während einer vorgegebenen Zeit sollen sie einfach drauflosschreiben. Worüber, spielt keine Rolle. Entscheidend ist nur, die ganze Zeit zu schreiben. Diese Übung kann man auch selbst zu Hause machen.

Zweiter Tipp: Das Handwerk ernst nehmen

Wer schreiben will, muss das Handwerk lernen, wie in jedem anderen Beruf auch. Regeln seien dazu da, um sie später brechen zu können, sagt Kasperski. «Aber dafür muss man sie zuerst kennen.» Gute Texte entstünden nicht nur aus Inspiration, sondern auch aus dem Wissen um Sprache.

Dritter Tipp: Jeden Tag schreiben

Wer ein Buch schreiben möchte, sollte täglich schreiben, rät Kasperski. Beim freien oder therapeutischen Schreiben, etwa im Tagebuch, sei das nicht nötig, bei grösseren Projekten jedoch entscheidend. Auch an schlechten Tagen lohne es sich, sich hinzusetzen. «Selbst wenn man kaum vorwärtskommt, hat man sich wenigstens gedanklich mit dem Stoff beschäftigt.» Lässt man einen Text länger als 24 Stunden liegen, verliert man oft die Nähe dazu. «Dann rückt der Text weg – manchmal so weit, dass man gar nicht mehr weiterschreibt.»

Wer diese Tipps befolgt, sollte schon einmal in einen Rhythmus des Schreibens finden. Damit ein Text wirklich entsteht, sollte man folgende drei Fehler vermeiden.

Erster Fehler: Zensur im Kopf

Viele Menschen zensieren sich beim Schreiben selbst. Wer schon während des Schreibens bewertet oder korrigiert, blockiere sich, sagt Kasperski. Daher ist eigentlich das Wort «Fehler» schon ein Fehler. Ihre Devise: erst schreiben, dann überarbeiten. Die Überarbeitung sei ein eigener Arbeitsschritt, der erst kommt, wenn der Text steht.

Zweiter Fehler: Text zu früh zeigen

Auch wenn ein Werk irgendwann veröffentlicht werden soll, rät Kasperski, es nicht zu früh nach aussen zu tragen. Bei Texten aus eigener Feder sei man oft sensibler, als man denkt. Es lohnt sich, noch einmal darüber zu schlafen, eventuell Anpassungen vorzunehmen und erst nach reiflicher Überlegung Feedback einzuholen. «Sonst kann eine kritische Rückmeldung entmutigen und dazu führen, dass man sich verschliesst.»

Dritter Fehler: Zu stark werten

Man solle Texte nicht zu sehr bewerten. Schreiben sowie lesen seien immer Geschmackssache. Natürlich müsse ein Werk, das veröffentlicht werden soll, irgendwann Kritik aushalten. Doch zuvor solle man sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen. Und auch als Lesende sollte man fair bleiben: Konstruktive Kritik ist wichtig, verletzende Bemerkungen nicht. Gefällt ein Buch nicht, kann man es einfach weglegen.

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