Er blitzt zu fleissig, zu zuverlässig, zu zürcherisch – deshalb soll er weg

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Im Aargau wird das Blitzen gern von Hand gemacht. Nur eine fixe Radarfalle gibt es, und über die wird nun abgestimmt. Soll man den Bürger vor dem Blitzer schützen oder den Blitzer vor dem Bürger?

In der Schweiz gibt es Blitzer an allen Ecken. Kaum ein Kanton, der seine Bürgerinnen und Bürger nicht regelmässig auf der Speicherkarte verewigt. Im Kanton Zürich etwa stehen rund siebzig fixe Blitzer, die Tag und Nacht arbeiten. Unermüdlich, emotionslos, präzise. 

Und dann gibt es den Aargau. Dort steht nur ein einziger fester Blitzer: an der Gstühl-Kreuzung in Baden. Ein Einzelgänger, der längst zum Gesprächsthema geworden ist.

Jungfreisinnige mit «Stoppt die Blitzerabzocke»-Initiative

Genau diesem Kasten soll es nun an den Kragen gehen. Die Aargauer Jungfreisinnigen haben sich seiner angenommen – politisch, versteht sich. Ihre Initiative «Stoppt die Blitzerabzocke» will verhindern, dass künftig mehr fixe Apparate betrieben werden. Stationäre Radar- und Rotlichtanlagen sollen nur noch mit Bewilligung der Regierung erlaubt sein – und auch nur dort, wo «ein erhebliches Verkehrssicherheitsdefizit» besteht, das nicht anders gelöst werden kann. Mobile Anlagen dürfen höchstens 72 Stunden am selben Ort stehen.

Nach langem Hin und Her hat der Grosse Rat das Thema ans Volk weitergereicht. Es ist die vielleicht liberalste Frage der Schweiz, über die im Rüeblikanton im Frühjahr 2026 abgestimmt wird: Soll man den Bürger vor dem Blitzer schützen oder den Blitzer vor dem Bürger?

Der Blitzer von Baden bleibt derweil ein Fremdkörper. Manche nennen ihn ein Erziehungsinstrument, andere eine Geldmaschine. Im ersten Jahr nach seiner Installation brachte er der Stadt Baden über eine Million Franken ein – seither weniger, aber immer noch genug, um die aargauische Seele zu reizen.

Blitzer von Baden blitzt zu zürcherisch

Denn er blitzt zu fleissig, zu zuverlässig, zu zürcherisch. Der Aargau mag es bei Geschwindigkeitskontrollen lieber handgemessen: Im Kanton sind Polizistinnen und Polizisten vor allem mit mobilen Geschwindigkeitsmessgeräten unterwegs. Hier steht noch jemand daneben, der hinschaut, bevor er abdrückt. Und der einem den Führerausweis persönlich vor Ort abnimmt. Und das Ganze mit Augenmerk! Wieso rund um die Uhr blitzen, wenn es ein paar Stunden pro Tag auch tun?

Fragt sich, was mit dem Gstühl-Blitzer passiert, wenn die Initiative durchkommt. Vielleicht wird er weggeräumt. Vielleicht bleibt er stehen, trotzig wie der Kanton selbst – als Denkmal des letzten Automaten in einem Landstrich, der lieber von Hand misst. Und Temposünder können sich damit trösten: Wenn er blitzt, ist es keine Busse, sondern ein nostalgisches Selfie.

Was halten Sie von den verschiedenen Blitzmethoden? Ihre Meinung können Sie in der Kommentarspalte hinterlassen.

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