Eurostar hat bis zu 50 Doppelstockzüge des Modells Celestia bestellt, die ab 2031 durch den Eurotunnel fahren sollen. Die alten Züge sollen grösstenteils ausgemustert werden.
Die britische Bahngesellschaft Eurostar will ab 2031 doppelstöckige Züge in Betrieb nehmen. Das Unternehmen hat beim französischen Hersteller Alstom für zwei Milliarden Euro zwischen 30 und 50 doppelstöckige Züge bestellt, wie es am Mittwoch mitteilte. Eurostar betreibt Zugverbindungen von London durch den Eurotunnel nach Paris, Brüssel und Amsterdam.
Eurostar hat es sich zum Ziel gesetzt, künftig 30 Millionen Fahrgäste zu befördern. 2023 waren es laut der Plattform «Railmarket» knapp 20 Millionen. Die Investition in die neue Flotte sei ein wichtiger Schritt für die Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie, liess sich Eurostar-CEO Gwendoline Cazenave in der Mitteilung von Mittwoch zitieren.
Das Modell, das Eurostar bei Alstom bestellt hat, heisst Celestia: Der doppelstöckige Zug kann mehr als 1000 Passagiere befördern – fast ein Viertel mehr als diejenigen der bestehenden Flotte von Eurostar. Es werde auch zusätzliche Plätze für Rollstühle und Fahrräder geben, heisst es in der Mitteilung von Eurostar weiter. Die Celestia-Züge sind die ersten doppelstöckigen Züge, die in Grossbritannien zum Einsatz kommen.
Eurostar-Flotte wächst um ein Drittel
Die neuen Züge sollen auf dem gesamten Eurostar-Netz fahren – inklusive der neuen Direktverbindungen nach Frankfurt und nach Genf, die für die 2030er-Jahre geplant sind. Dafür will Eurostar alle alten Züge ausmustern, mit Ausnahme von 17 Zügen des neueren Modells Eurostar e320. Insgesamt wächst die Flotte von Eurostar mit den neuen Alstom-Zügen um knapp ein Drittel.
Eurostar plant, die gesamte Flotte im Depot Temple Mills im Nordosten von London zu warten. Die Bahngesellschaft hat ebenfalls bekannt gegeben, dass sie weitere 80 Millionen Euro investiert, um dieses Depot zu sanieren.
Laufende Untersuchung zu Eurostars Marktdominanz
Nur: Parallel läuft in Grossbritannien ein Verfahren der Regulierungsbehörde Office of Rail and Road (ORR), die entscheiden soll, ob Eurostar in Temple Mills Raum für einen Mitbewerber schaffen muss. Laut «The Guardian» haben sich unter anderen die britischen Virgin Trains und Gemini Trains sowie die italienisch-spanische FS Italiane bei der ORR um einen Platz im Depot beworben. Die ORR habe sich am Dienstag beraten und werde ihren Entscheid bis Ende Oktober publik machen, wie «The Guardian» weiter berichtete.
Eurostar hält es aufgrund der eigenen Expansionspläne nicht für realisierbar, dass sie das Depot Temple Mills mit der Konkurrenz teilen. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Zugbestellung sei aber Zufall, wie CEO Cazenave gegenüber «The Guardian» sagte: Eurostar habe die Bestellung seit längerer Zeit vorbereitet und müsse seine Kapazitäten für den internationalen Schienenverkehr unabhängig von der bevorstehenden Entscheidung über das Depot erhöhen.
Cazenave forderte von der britischen öffentlichen Hand vermehrt Investitionen in den Bahnverkehr, vor allem in Depotflächen: «Wir müssen Lösungen für Flächen zur Wartung der Züge finden», sagte sie zu «The Guardian».
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