Ein Führerschein kostet heute oft mehrere Tausend Euro. Gleichzeitig ist es in vielen Regionen fast unmöglich, kurzfristig einen Platz in der Fahrschule zu bekommen. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will das ändern und plant eine umfassende Reform der Fahrschulausbildung.
Führerschein: Das soll sich bald ändern
Aktuell liegen die Kosten für den Erwerb eines Führerscheins der Klasse B für Pkw laut ADAC zwischen 2.500 und 4.500 Euro. Hauptgrund für die hohen Preise ist die steigende Zahl an Fahrstunden. Kurt Bartels, Vizechef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, sieht das dem Stern zufolge ähnlich. Er fordert eine kompaktere Ausbildung und mehr Struktur: Lernzielkontrollen, verschulte Lerninhalte und weniger Theoriefragen sollen helfen, Kosten zu sparen und gleichzeitig die Motivation der Fahrschüler*innen zu erhöhen.
Verkehrsminister Schnieder plant in diesem Zusammenhang, Eckpunkte für eine Reform vorzustellen, die den Führerscheinerwerb bezahlbarer machen soll – ohne dabei die Verkehrssicherheit zu gefährden. Zwar soll es keine staatlich festgelegten Preisvorgaben geben, aber mehr Transparenz und Effizienz bei den Ausbildungsinhalten könnten Fahrschulen zum Umdenken bewegen.
Zu den neu geplanten Änderungen gehören laut rbb24 die Folgenden:
- Kostenbremse durch Vereinfachungen und digitale Lösungen in Theorie und Praxis.
- Veröffentlichungspflicht für Fahrschulen:
- Kosten und Durchfallquoten sollen offengelegt werden.
- Verkürzung der Prüfungszeit auf 25 Minuten (bisher 30 Minuten).
- Möglichkeit einer Laienausbildung (z. B. durch Familienmitglieder).
- Vereinfachung der theoretischen Prüfung – zu viele Fragen (aktuell ca. 1.200).
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Wartezeiten und Fahrlehrermangel verschärfen die Lage
Doch hohe Kosten sind nicht das einzige Problem. In Großstädten wie Berlin und Hamburg berichten Fahrschüler*innen von Wartezeiten von bis zu zwei Jahren – allein in Berlin fehlen derzeit rund 20.000 Prüftermine, wie HNA berichtet. Hintergrund ist ein massiver Fahrlehrermangel: Für die Klasse B fehlen demnach bundesweit über 5.400 Ausbilder*innen, insgesamt liegt der Bedarf sogar bei rund 11.000 zusätzlichen Fachkräften. Weil viele Fahrlehrer*innen in Rente gehen, verschärft sich die Lage weiter.
Die Folge: Wer lange auf eine Prüfung für den Führerschein warten muss, braucht zusätzliche Fahrstunden, um das Gelernte nicht zu vergessen – das treibt die Kosten weiter nach oben. Ob die geplante Reform hier wirklich Abhilfe schafft, bezweifeln einige Fahrlehrer*innen. Klar ist: Ohne neue Ausbilder*innen bleibt auch die beste Reform auf halber Strecke stehen.
Erste Kritik an der Führerschein-Reform
Auch bei vielen anderen stoßen die geplanten Neuerungen rbb24 zufolge auf wenig Zustimmung. Dazu gehört beispielsweise der Fahrlehrerverband Brandenburg. Dieser warnt, dass die Kürzung der Sonderfahrten die Verkehrssicherheit gefährdet, insbesondere wegen Unfällen auf Alleestraßen.
Der TÜV-Verband kritisiert dagegen, dass verbindliche Lernstandskontrollen vor der Prüfungsanmeldung zur Vermeidung teurer Wiederholungsprüfungen die bessere Alternative seien. Eine verkürzte Prüfungszeit bringe nur eine minimale Ersparnis von sieben bis 10 Euro mit sich und es bestehe darüber hinaus die Gefahr, dass sich Prüfer*innen kein ausreichendes Bild mehr machen können.
Quellen: ADAC, Stern, HNA, rbb24
