Für eine «Barbie-Taille» brechen Frauen ihre Rippen

Post author name

Eine schmale Taille gilt für viele als Schönheitsideal. Um diesem gerecht zu werden, legen sich immer mehr Frauen unters Messer. Trotz neuer OP-Technik warnen Experten vor den Risiken.

Ein neuer chirurgischer Eingriff ermöglicht eine Reduktion des Taillenumfangs um 8 bis 12 cm. Die 10-minütige Operation kostet in den USA circa 8000 Dollar. Patientinnen müssen nach dem Eingriff zwei bis drei Monate lang ein Korsett tragen. Fachärzte und -ärztinnen warnen vor den Gesundheitsrisiken dieser umstrittenen OP-Technik.

Die bekannteste Wespentaille der Welt hat weder Kim Kardashian noch Madonna oder Dita Van Teese, sondern Barbie, die 1959 auf den Markt kam. Was bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Schönheitsideal galt und 1950 wieder ein Revival feierte, ist seit einigen Jahren wieder en vogue. Frauen, die von Natur aus keine schmale Taille haben, zaubern sich für einige Stunden mit einem eng geschnürten Korsett eine Wespentaille herbei und halten tapfer die Luft an.

Der Beautytrend kann aber auch ins Extreme kippen. So gibt es Frauen, die um jeden Preis eine Wespentaille ohne Mogelhilfe des Korsetts haben wollen und bereit sind, sich einer riskanten Operation zu unterziehen. Wie die

«New York Times»

(NYT) kürzlich berichtete, gibt es inzwischen eine neue, «weniger invasive» OP-Technik, um den Taillenumfang zu reduzieren.


Chirurg bezeichnet frühere OP zu Reduktion des Taillenumfangs als «verstümmelnde Operation»

Die neue OP-Technik wurde 2017 von einem russischen Chirurgen namens Kazbek Kudzaev entwickelt, wie die NYT schreibt. Er suchte damals nach einer Alternative zur riskanten und selten praktizierten Entfernung von Rippen, die bis dahin die einzige Möglichkeit zur Erreichung einer permanenten Wespentaille war. Diese alte Methode konnte unter anderem die Atmung und die Lungenfunktion beeinträchtigen. Kudzaev bezeichnete sie in einem Interview als «verstümmelnde Operation» und sagte: «Die Entfernung von Rippen widerspricht dem Grundprinzip ‹primum non nocere›, wonach Ärzte und Ärztinnen bei der Behandlung von Patienten nichts unternehmen sollen, was einen Schaden anrichten könnte.»

Die ursprüngliche Operationstechnik Kudzaevs sah Schnitte in der Nähe der schwimmenden Rippen vor. Dabei handelt es sich um die elfte und zwölfte Rippe, die sich im Brustkorb befinden und nicht mit dem Brustbein verbunden sind. Mithilfe eines Bohrers verursachte der Chirurg einen Teilbruch der Rippen. Die Patientin musste danach zwei Monate lang ein Korsett tragen, was dazu führte, dass die Knochen in einer neuen Position zusammenwuchsen.

In den darauffolgenden Jahren liessen mehrere Ärzte verlauten, sie hätten Kudzaevs OP-Technik perfektioniert. «Sie musste sicherer werden und einfacher durchzuführen sein, um sie anderen Ärzten und Ärztinnen lehren zu können», erklärte Alfredo E. Hoyos, ein plastischer Chirurg aus Bogotá, Kolumbien, im Gespräch mit der «New York Times». Die neueste Technik heisst «Waistline Aesthetic Slimming by Puncture» (WASP): Sie ersetzt den Bohrerschnitt durch eine «einfache» Nadelpunktion. Eine Ultraschallspitze schneidet die Rippen durch Vibrationen auf.


Reduktion des Taillenumfangs um 8 bis 12 cm

In den USA kostet die Operation, die rund 10 Minuten dauert, circa 8000 Dollar (etwa 6350 Franken). Danach folgt eine zwei- bis dreimonatige Rekonvaleszenz, in der das Korsett ständig getragen werden muss. Die Ärzteschaft, die den Eingriff anbietet, preist eine um 8 bis 12 Zentimeter schlankere Taille an.

Die idealen Kandidatinnen sind 30 bis 40 Jahre alt. Dazu gehören aber weder Sportlerinnen noch Frauen mit sehr ausgeprägten Bauchmuskeln, weil durch die Muskeln die Rippen in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden könnten.

Obwohl die neue Operationstechnik Ende Mai in einem

wissenschaftlichen Artikel

vorgestellt wurde, ist sie umstritten. Mehrere Experten, die von der «New York Times» befragt wurden, sind skeptisch, verweisen auf die Risiken und lehnen es ab, den Eingriff durchzuführen.


Mit Korsett oder Shapewear zur Wespentaille

Dieser Trend der plastischen Chirurgie widerspiegelt auch die Schönheitsideale der heutigen Gesellschaft. Beauty-Standards ändern sich zwar, doch wenn es um die Körperform geht, ist Schlanksein gefragt – trotz Schmerzen und Gesundheitsrisiken. In den USA spricht man in diesem Zusammenhang von der «Barbie-Taille».

Wer riskante Eingriffe ablehnt, aber trotzdem eine schlankere Taille will, presst sich wie einst

Scarlett O’Hara

in ein Korsett oder greift zu Shapewear wie Skims, die von Kim Kardashian vertrieben wird. Ohne Schmerzen und ohne teure OP-Rechnung.


Aus dem Französischen übersetzt von Yolanda Di Mambro

Starten Sie jeden Tag informiert in den Tag mit unserem Newsletter der Morgen. Melden Sie sich

hier

an.

Tag

Leave a Comment