Immer mehr Läden auf Sylt stehen leer, die einst belebten Einkaufsmeilen gleichen Geisterstraßen. Zwischen der Wilhelmstraße und Friedrichstraße sind es derzeit sieben Leerstände, drei weitere kommen bald hinzu.
Auch in der Elisabeth- und Strandstraße sieht es auf Sylt nicht besser aus. Rund zehn Ladenlokale stehen auch dort leer, einige davon seit ein bis zwei Jahren. Und das ausgerechnet auf der Insel, auf der die Menschen überdurchschnittlich viel Geld haben und es eigentlich gern ausgeben.
Leerstände auf Sylt: Der Glanz der Luxus-Insel verblasst
Immobilienmakler Martin Dau, gebürtiger Hamburger und seit zehn Jahren Sylter, kennt die Ursachen, so berichtet der „shz“. „Sylt wirkt oft verstaubt“, sagt er. Dau hat sich auf Gewerbeimmobilien spezialisiert, 70 Prozent seines Geschäfts drehen sich um Läden, die keinen Nachmieter finden. Ihm zufolge leben viele Vermieter noch in der Vergangenheit, in den Zeiten, in denen die Mieten jedes Jahr stiegen und die Geschäfte boomten. Heute aber ist die Lage anders und viele Eigentümer wollen das nicht wahrhaben.
Zwar sind die Mieten in den eigentlichen Top-Lagen wie der Friedrichstraße von 90 auf 60 Euro pro Quadratmeter gefallen, doch für viele Unternehmen ist das immer noch zu teuer. Eine 50-Quadratmeter-Fläche für 3000 Euro Kaltmiete im Monat kann auf Sylt kaum jemand stemmen. Junge Unternehmer, die frische Ideen auf die Insel bringen könnten, scheitern zusätzlich an starren Verträgen. Sie wünschen sich flexible Laufzeiten von ein bis zwei Jahren, um neue Konzepte zu testen, doch Vermieter lehnen das häufig ab.
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Dazu kommt der Mangel an Innovation. Viele Geschäfte wirken altmodisch, die Konzepte kaum verändert, die Fassaden müde. „Ein Teil des Einzelhandels in Westerland ist sichtbar in die Jahre gekommen“, sagt Dau gegenüber dem „shz“. Die Insel braucht ein professionelles Innenstadtmanagement, wie man es aus Hamburg kennt, mit gemeinsamen Aktionen, Events und Veranstaltungen, die Leben in die Straßen bringen. Statt starrer Einzelinteressen müsse Sylt als Einkaufsstandort wieder gemeinsam denken und handeln.
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Außerdem kommt dazu, dass viele Angestellte pendeln, weil es an bezahlbarem Wohnraum fehlt. „Das mindert die Identifikation mit der Insel und dem Job“, sagt Dau dem „shz“. Sein Appell an die Vermieter ist deutlich: „Ein Vermieter sollte lieber eine um 30 Prozent reduzierte, marktgerechte Miete akzeptieren, um einen langfristigen Vertrag zu sichern, als eine zu hohe Miete zu verlangen, die zum Scheitern führt.“ Es gehe längst nicht mehr nur um Mietverträge, sondern darum, nachhaltige Geschäfte zu schaffen, die die Innenstadt lebendig halten.
