Integrationshotel: «Hier bleibe ich bis zur Rente»

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Seit 20 Jahren bietet das Breite Hotel Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung. Nun feiert das Integrationshotel Jubiläum.

«Davor habe ich in einem Altersheim gearbeitet, aber irgendwann gefiel es mir da nicht mehr so gut», sagt Jasmin (44). «Die waren dort einfach nicht geschult für Mitarbeitende mit einer Beeinträchtigung.» In «Das Breite Hotel» in Basel, wo sie seit zwei Jahren in der Hauswirtschaft arbeitet, sei das viel besser. Hier würde sie am liebsten die zwanzig Jahre bis zu ihrer

Pensionierung

verbringen.

Das Breite Hotel ist ein Integrationshotel. 20 Minuten geht kurz vor dem 20-Jahre-Jubiläum und dem Ende der grossen Umbauarbeiten auf einen Besuch vorbei. Am Donnerstag stehen noch Leitern, Werkzeugkoffer und Absperrungen in der Lobby. «Es ist alles noch etwas stressig, aber bis zur grossen

Party

am Samstag sind wir bereit», sagt Direktor Philipp Roggensinger.

Er erzählt: «Bei uns arbeiten die verschiedensten Menschen.» Teil des Betriebs sind rund 40 Mitarbeitende, die etwa eine Lernbehinderung haben oder im primären Arbeitsmarkt ein Burnout erlitten. Sie erledigen Jobs in der Küche, in der Wäscherei, Hauswirtschaft oder im Service. «Alle, die zu uns kommen, haben ihren Rucksack zu tragen», sagt Philipp.


«Viele Gäste wissen gar nicht über unser Konzept Bescheid, wenn sie buchen»

Viele Gäste würden einfach ein Zimmer bei «Booking.com» buchen, ohne über das Konzept Bescheid zu wissen. Sind sie aber in der Breite angekommen, sei das Feedback fast immer positiv. Es gebe nur wenige Ausnahmen: «Wenn Mitarbeitende mit psychischen Problemen austicken, braucht es Verständnis.» Dies komme aber ohnehin nur selten vor.

Jacqueline (62) arbeitet seit fast 10 Jahren im Hotel, immer noch sehr gerne. In der Küche wäscht sie am liebsten das dreckige Geschirr. «Mal schauen, wie das in der neuen Küche wird, jetzt haben wir viel mehr Platz», sagt sie. Nur wenn die Mitarbeitenden laut sind, habe sie das nicht so gerne: «Manchmal nerven sie, wenn sie nonstop reden. Da bin ich sehr empfindlich.» Vielleicht habe das aber auch mit dem Alter zu tun, hält sie fest und lacht.

Es gehe darum, dass diese Menschen wieder eine Struktur in den Tag bekommen, in einem Umfeld, in dem Rücksicht auf sie genommen wird, erzählt Philipp. Das Hotel sei weitestgehend selbsttragend, aber nicht gewinnorientiert. «Aber wir wollen sowieso nicht in erster Linie Geld verdienen, sondern Arbeitsplätze schaffen.»


«Traurig, wenn Leute kommen und gehen»

Manche Mitarbeitende finden irgendwann eine Stelle auf dem primären Arbeitsmarkt. «Einerseits geht uns da das Herz auf», sagt Philipp. Auf der anderen Seite sei es aber auch traurig, dass Leute immer wieder kommen und gehen. Das sei, wie wenn dem FC Basel ein guter Junior weggekauft werde. «Nur erhalten wir dafür keine Ablöse», fügt er lachend hinzu.

Glücklicherweise wurde Jacqueline noch nicht wegtransferiert. Das umgebaute Hotel findet sie «mega toll»: «Alles ist jetzt luxuriöser.» Sie freut sich auf die Jubiläumsfeier am Samstag, die gemeinsam mit dem Breite Zentrum ausgerichtet wird. Um 11 Uhr gehen die Türen auf. Dann gibt es Kinderschminken, Stelzenlaufen und Musikvorführungen. In einem Wettbewerb gibt es einen Brunch zu gewinnen und wer dort leer ausgeht, kann sich auf die Häppchen aus der neuen Küche freuen. «Wir hoffen, dass auch möglichst viele Menschen aus der Umgebung vorbeikommen», sagt Philipp.

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