KMU in der Klemme – Große Unternehmen bleiben cool

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Nachdem vor den US-Zöllen gewarnt wurde, scheinen diese bei vielen Unternehmen gar nicht so grosse Auswirkungen zu haben. Bei kleineren KMUs zeigt sich jedoch ein anderes Bild.

Bis Ende Oktober soll – zumindest wenn es

nach US-Finanzminister Scott Bessent

und dem Bundesrat geht – ein Deal im Zollstreit zustande kommen. Die Folgen von Trumps 39-Prozent-Zöllen zeigen sich derweil in der Schweiz immer stärker. Zuletzt musste etwa der

Maschinenbauer K. R. Pfiffner AG seine Türen schliessen

.

Auf die Hoffnung auf einen baldigen Deal angesprochen, zeigt sich jedoch bei den grossen Schweizer Unternehmen ein auffälliges Muster: Viele von ihnen geben sich gar nicht mehr so besorgt. Von ABB über Georg Fischer AG bis Sulzer ist fast einstimmig zu hören: «Wir sehen geringfügige Auswirkungen des Zollregimes.»


Lokale Produktion als Ausweg

Das Zauberwort hier ist bei vielen «Local-to-Local». Das heisst: Da die Unternehmen für den US-Markt vieles direkt in den USA produzieren, treffen sie die Zölle kaum. So schreibt etwa die Georg Fischer AG (GF) auf Anfrage: «Über 90 Prozent der in den USA verkauften GF-Produkte werden auch in den USA produziert. Von den Importzöllen dürfte insgesamt nur ein einstelliger Prozentsatz des Umsatzes direkt betroffen sein.»


«Wir sehen geringfügige Auswirkungen des Zollregimes.»

Die ABB argumentiert ähnlich: 75 bis 80 Prozent ihrer Produkte für die USA würden vor Ort hergestellt. Auch vonseiten Sulzer werden die «geringfügigen Auswirkungen» mit der «Local-to-Local»-Strategie erklärt. Selbst die Swiss Steel Group betont, dass die grosse Mehrheit des in den USA erwirtschafteten Umsatzes durch die eigene Produktion in Chicago entsteht.


Für die kleinen keine Option

Alles also gar nicht so schlimm? «Das Bild täuscht: Auch wenn die grossen Player kurzfristig stabil wirken, trifft es über die Zulieferketten und die gesamte Branchenkonjunktur die KMU», sagt Stephanie Ritschard, Co-Präsidentin des Schweizerischen KMU Vereins (SKV) und SVP-Kantonsrätin. Grossunternehmen hätten Skaleneffekte, Finanzreserven und Marktzugang, die kleinen Betrieben schlicht fehlen. «Diese verlieren Aufträge, Marktanteile und oft auch Innovationskraft, weil Investitionen aufgeschoben werden.»

Durch die Schweizer Wirtschaft zieht sich also ein Graben: Nicht jeder kann sich ein Werk in den USA leisten – geschweige denn dieses innert kurzer Zeit aufbauen. Wie Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch gegenüber 20 Minuten erklärt, sei es dabei allerdings nicht nur eine Frage von gross versus klein. Die Firmenstruktur sei entscheidend. «Sehr stark betroffen sind Unternehmen, die ausschliesslich in der Schweiz produzieren. Für sie ist die Situation äusserst problematisch.»

Dazu gehören etwa Uhrenwerke, die ihre Produkte in der Schweiz fertigen müssen, um als Schweizer Uhr zu gelten, sowie Nahrungsmittelproduzenten. «Auch für etliche Tech-Unternehmen ist es nicht möglich, die Produktion rasch in einem anderen Land hochzuziehen.» Auf der anderen Seite stünden diejenigen, die bereits in den USA produzieren.


Für den Standort Schweiz so oder so schlecht

Während sich der Schweizer Markt im Grossen und Ganzen also robust zeigt, wie Jonas Lehner, Sprecher des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, auf Anfrage sagt, könnten die Zölle für die Schweiz dennoch schwerwiegende Konsequenzen haben. «Abschwächungstendenzen sind erkennbar.»

Zum einen verlieren exportorientierte KMUs durch die Zölle Aufträge. Zum anderen können sich grosse Konzerne mit Zweigniederlassungen und oft auch Produktionsstätten im Ausland zwar in der gegenwärtigen Situation Abhilfe verschaffen. Doch: Wenn eine Verschiebung mal stattgefunden hat, braucht es viel, diese Stellen wieder in die Schweiz zurückzuholen, betont Minsch. «Die Unternehmen reagieren – zum Nachteil für den Standort Schweiz.»

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