«Lieber pflanzen sie Bäume, als für Sicherheit zu sorgen»

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Immer mehr Einbrüche und Überfälle: In Solothurn wächst das Unbehagen. Ladenbesitzer und Passanten erzählen, wie sie die hohe Kriminalität in ihrer Stadt erleben.

Solothurn wird von manchen als kriminellste Stadt der Schweiz bezeichnet, auch in der Kriminalstatistik 2024 schneidet die Stadt schlecht ab. An gewissen Hotspots fühlen sich viele Menschen nicht mehr sicher, Einbrüche und Diebstähle gehören zur Tagesordnung.

Parteien von links bis rechts schätzen die Probleme in der Stadt als akut ein. Sogar eine Videoüberwachung bestimmter Brennpunkte wird parteiübergreifend gefordert. «Die Bevölkerung ist aufgebracht», sagt etwa Gemeinderat Jörg Aebischer (FDP).

20 Minuten spricht mit den Bewohnern und Unternehmern über die Lage vor Ort.

«Es wird immer schlimmer»

Die 53-jährige Solothurnerin Tamara betreibt ein Tattoostudio an einer Strasse in der Nähe des Bahnhofs. «Seit drei Jahren wird es immer schlimmer», sagt sie zu 20 Minuten «Es gibt in dieser Strasse keinen Laden, in den nicht eingebrochen worden ist.» Bei ihr wurde schon zweimal eingebrochen. Sie gehe nie mit einem guten Gefühl in die Ferien.

Diese Situation sei besonders belastend für kleine Geschäfte wie ihres. «Seit Corona ist das Geschäft sowieso schwierig. Jetzt kommen diese Probleme noch obendrauf.» Laut Tamara hätten sie es in Solothurn vor allem mit Beschaffungskriminalität zu tun. «Es sind nicht nur Ausländer für die Straftaten verantwortlich, wir haben hier eine offene Drogenszene.»

Um die Probleme in den Griff zu bekommen, wünscht sich Tamara mehr Tatkraft aus der Politik. «Aber lieber pflanzen sie noch ein paar Bäume, als für Sicherheit zu sorgen.» Sie findet, es solle endlich härter durchgegriffen werden.

Mehrere Einbrüche bei Intersport

Auch in der Intersport-Filiale um die Ecke hat man schon einiges erlebt. «Es gab hier schon mehrere Einbrüche», erzählt ein Verkäufer. Die Einbrecher hätten Schuhe und Trikots mitgenommen. Einmal hätten sie das ganze Fussballdress einer lokalen Drittligamannschaft mitgenommen, das bereitgestellt gewesen war. «Das war besonders ärgerlich», sagt er.

Einmal habe der Verkäufer die Diebe im Laden direkt stellen können. «Das war schon riskant.» Ein anderes Mal hätten Einbrecher versucht, mit einem Brecheisen die Türe aus den Angeln zu heben. «Zum Glück ist dieser Versuch gescheitert.» Die Einbruchsspuren sind noch sichtbar, mittlerweile wurde eine stabilere Tür eingebaut.

«Freundin ist nach Olten gezogen»

Nicht nur Geschäfte berichten von der spürbar höheren Kriminalität, auch Passanten fühlen sich zunehmend unsicher. «Eine Freundin von mir ist nach Olten gezogen, damit sie abends nach der Arbeit nicht mehr am Bahnhof Solothurn vorbeilaufen muss», erzählt die 21-jährige Antonia.

Ein junger Mann (18), den 20 Minuten beim Bahnhof trifft, teilt diese Einschätzung nicht: «Ich wohne in der Nähe des Bahnhofs und fühle mich grundsätzlich sicher, auch wenn ich am Abend vorbeilaufe», sagt er.

Als «himmeltraurig» beschreibt der Solothurner Paul die Situation. «Frauen empfehle ich, den Bahnhofplatz nach 20 Uhr zu meiden», sagt er.  «Dort machen viele Leute Probleme.» Darunter seien nach seinen Beobachtungen auch einige Asylbewerber. Er habe auch schon beobachtet, wie Polizisten angespuckt oder getreten worden seien.

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