Männer leiden unter Coiffeur-Stress: «Alle zwei Wochen nervt es mich»

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Eine US-Umfrage zeigt: Einer von fünf Männern ist vor dem Coiffeur nervös. Auch in der Schweiz kennen viele das Problem – vom falschen Schnitt bis zum fehlenden Vertrauen.

Eine Umfrage unter 2000 US-Männern ergab: Einer von fünf hat Angst, wenn er eine neue Frisur ausprobieren möchte. 23 Prozent waren unsicher, wenn sie nach einem bestimmten Style fragen wollten, 17 Prozent fragten aus Unsicherheit nur nach einer abgeschwächten Version. Die «New York Post» beschreibt das Phänomen als «Haircut Anxiety» – die Angst vor dem nächsten

Coiffeurbesuch. Wie sieht es in der Schweiz aus?

Viele Männer kennen das Problem.


«Keine Zeit zum ausbessern»

Einer von ihnen ist Tibor (29): «

Ich will nicht zu viel zahlen

– dafür muss ich aber oft mit schlechter Qualität leben, das verunsichert», so der 29-Jährige. «Wenn etwas schiefgeht, steht in zwei Wochen der nächste Schnitt an – also nicht so dramatisch.» Benjamin (33) musste umdenken, seitdem er lange Haare hat. «Jetzt brauche ich einen richtigen Hairstylisten.»

Typische Barbershops planen laut ihm nur wenig Zeit

für einen Schnitt ein. «Mir ist es schon passiert, dass nicht mehr ausgebessert werden konnte, weil der nächste Kunde wartete.»

Damit Mav (41) dem Problem aus dem Weg gehen kann, geht er seit fünf Jahren zur gleichen Coiffeuse, alle zwei Wochen. «Ihr vertraue ich komplett und buche meine Termine Monate im Voraus.» Vorher sei das anders abgelaufen. «Ich war oft unzufrieden, habe dann aber nie etwas gesagt, sondern einfach den Coiffeur gewechselt.»

Ähnliche Erfahrungen hat Adrian (29) gemacht. «Früher hatte ich oft Stress damit, zu welchem Coiffeur ich gehe und ob das, was er schneidet, auch gut wird. Seit ich bei meinem momentanen Coiffeur bin, hat sich das gelegt. Ist bei mir schon eine Vertrauenssache.» Die

Fotos von einer Wunschfrisur

lässt er deswegen auch zu Hause. «Ich erwarte von einem Coiffeur schon, dass er meine Haare und meinen Style versteht und damit arbeiten kann.»


«Etwas Angst schwingt immer mit»

Quentin (23) geht es ähnlich. «Ich bin jetzt normalerweise happy, weil ich einen guten Coiffeur gefunden habe. Aber ganz ehrlich, etwas Angst schwingt immer mit.» Er bringt meist Bilder von Google oder Pinterest mit, wenn er etwas Neues probieren möchte. «Heute klappt das. Früher bin ich unzufrieden nach Hause und habe höchstens beim nächsten Mal gesagt: bitte nicht so kurz.»

Leon (17) ist gerade auf dem Weg zu seinem Coiffeur, als wir ihn treffen. «Ich gehe nur alle paar Wochen und schneide zwischendurch lieber selbst.» Auch er kennt das Problem mit der Nervosität vor dem Besuch. «Seitdem ich meinen Coiffeur gefunden habe, bin ich zwar zufrieden. Aber etwas Bedenken, dass zu viel abgeschnitten wird, hat man trotzdem.» Leon setzt jetzt meist auf einen ähnlichen Schnitt. Wenn er früher etwas anderes ausprobieren wollte, hat er Inspiration bei Google gefunden – und Bilder davon mitgenommen.


«Der Coiffeurbesuch ist eine Herausforderung»

Jamal (27) nimmt sich selbst als Inspiration: «Ich zeige dem Coiffeur ein Foto von mir, auf dem mir der Haarschnitt gefällt. Aber ganz ehrlich: die wenigsten bekommen es so hin.» Deswegen kennt er Coiffeur-Anxiety gut: «Alle zwei Wochen bin ich deswegen gestresst und der Coiffeurbesuch ist eine Herausforderung. Meist bin ich unzufrieden.» Seine Haare sind ihm wichtig: «Wir tragen ja kein Make-up oder so. Deswegen ist es umso wichtiger, dass zumindest meine Frisur sitzt.» Adnan (26) stimmt ihm zu: «Als ich noch in Spanien gelebt habe, war die Qualität viel besser. Hier wechsle ich den Coiffeur jedes Mal.»

«Wenn ich den Coiffeur wechsle und zu einem neuen Salon gehe, bin ich vorab schon gestresst», sagt auch Silvio (33). «Direkt nach dem Schnitt finde ich es auch schwer zu beurteilen, ob mir der Look gefällt. Meist muss ich erst einmal selbst waschen und mich an den neuen Schnitt gewöhnen.»


Das sagen Schweizer Coiffeure zum Thema

Schweizer Coiffeure kennen die Thematik – und haben ihre Methoden. Marc Menden, Inhaber des Zürcher Salons Mad Hairstyling, hat sich früh auf das Problem konzentriert – und Massnahmen ergriffen. «Wir haben die Tische von der Wand in die Mitte gestellt und stellen bewusst Plätze ohne Spiegel zur Verfügung. Mit Farbe auf dem Kopf sieht sich zum Beispiel niemand gern.» Ausserdem seien die Spiegel im Salon auf eine Minimumgrösse reduziert. «Gerade so, dass die Kunden sehen, was wir machen.»

«Viele Männer fühlen sich beim Coiffeur unwohl, weil sie das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden», sagt Eddine Belaid, Inhaber vom gleichnamigen Zürcher Salon. «Weil wir viel Zeit in die Beratung investieren, erleben wir das weniger. Wir achten auch auf die Gesichtsform und Knochenstruktur.» Was laut ihm ausserdem hilft: «Bei uns beginnt jede Behandlung mit einer Kopfmassage. Ist jemand unsicher, nehmen wir Tempo raus und fragen nach dem Alltag und Job. Das schafft Vertrauen und Ruhe.»

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