Am Weissen Haus lässt der US-Präsident für mindestens 200 Millionen Dollar von Gönnern sein neues Lieblingsprojekt bauen. Eine recht bezeichnende Baustelle.
Die Demolierung des historischen Ostflügels macht Platz für einen luxuriösen Ballsaal. Grosskonzerne spenden für das 200-Millionen-Projekt im Weissen Haus. Der neue Ballsaal soll über 8000 Quadratmeter umfassen. Demokratische Politiker kritisieren den Prunkbau während des anhaltenden Verwaltungs-Shutdowns.
Falls es ein Symbol für die ersten neun Monate unter Donald Trump braucht, dann eignen sich diese Bilder ausgezeichnet. Fotos und Videos zeigen, wie mit Baggern seit Montag der East Wing am Weissen Haus eingerissen wird, es begann zwei Tage nach den landesweiten «No Kings»-Demos. Dieser US-Präsident will in seiner zweiten Amtszeit nicht nur Amerika umbauen, sondern auch sehr konkret seinen Amtssitz. Also werden seit Wochenbeginn nun Teile des Ostflügels demoliert, damit dort bald Trumps Lieblingsprojekt wachsen kann: der «Ballroom».
Es ist die vorläufig grösste Folge seines Versuchs, das wichtigste Gebäude der Nation in eine Art Dependance seines Palastes Mar-a-Lago am Strand von Südflorida zu verwandeln. Erst liess er das Oval Office vergolden und sich zu diesem Zweck eine 24-Karat-Gabe von Apple-CEO Tim Cook bringen oder WM-Pokale von seinem Fifa-Kumpel Gianni Infantino. Für einen Kritiker der New York Times ist das Büro ein «vergoldeter Rokoko-Albtraum». Dann wurde der Rose Garden asphaltiert und der eine oder andere zusätzliche Mast mit US-Flaggen aufgestellt. Nun entsteht also ein Tanzsaal, wie ihn diese Adresse seines Erachtens schon immer gebraucht hat.
Er freue sich, bekannt geben zu dürfen, «dass auf dem Gelände des Weissen Hauses der erste Spatenstich für den Bau des new, big, beautiful White House Ballroom erfolgt ist», schrieb Trump auf Truth Social, seinem Netzwerk. Spatenstich ist gut – es handelte sich um Hammerschläge mit einer Art Abrissbirne gegen ehrwürdige Mauern, die er zu diesem Zweck eigentlich in Ruhe lassen wollte. «Auf der anderen Seite finden derzeit zahlreiche Bauarbeiten statt, die Sie möglicherweise von Zeit zu Zeit hören können», erläuterte Trump beim Besuch von Baseballteams aus Louisiana.
Ballsaal wird über 8000 Quadratmeter gross
Der Ostflügel werde am Ende schöner denn je sein, sagt er, was sonst. «Seit mehr als 150 Jahren träumt jeder Präsident davon, einen Ballsaal im Weissen Haus zu haben, um dort grosse Feste, Staatsbesuche usw. auszurichten». Er fühle sich geehrt, «der erste Präsident zu sein, der dieses dringend benötigte Projekt endlich in Angriff nimmt – ohne Kosten für den amerikanischen Steuerzahler!» Es werde «privat finanziert von vielen grosszügigen Patrioten, grossen amerikanischen Unternehmen und meiner Wenigkeit!»
Ungefähr 90’000 Square Foot, also mehr als 8000 Quadratmeter, soll der Raum gross werden. Laut CNN wird er ausgestattet «mit goldenen und Kristallkronleuchtern, vergoldeten korinthischen Säulen, einer Kassettendecke mit Goldintarsien, goldenen Stehlampen und einem karierten Marmorboden».
Der White House Ballroom werde vom Hauptgebäude des Weissen Hauses weitgehend getrennt sein, aber gleichzeitig werde «sein Thema und sein architektonisches Erbe nahezu identisch sein», informiert das Weisse Haus. 650 Menschen sollen demnach hineinpassen, der offizielle Preis: ungefähr 200 Millionen Dollar, laut Washington Post eher 250 Millionen Dollar.
Die Kosten scheinen kein Problem zu sein, vergangene Woche hatte der Bauherr ein paar Gönner zu Besuch. Da seien Leute, die «enorme Geldsummen» gegeben hätten, sprach Trump im East Room. «Wir haben heute Abend viele Legenden hier im Saal, und deshalb sind wir hier, um Sie zu feiern, denn Sie haben gegeben. Sie wollten einen Ballsaal haben, aber das ist nie zustande gekommen, weil sie keinen Immobilienmakler hatten.» Inzwischen werden die USA bekanntlich von so einer real estate person regiert, ihm.
Newsom kein Freund von Trumps Projekt
Erschienen waren unter anderem Gesandte von Amazon, Apple, Google, Microsoft und Lockheed Martin, unter anderem die New York Times berichtete. «So viele von Ihnen waren wirklich sehr, sehr grosszügig», wurde Trump zitiert, da machten Gäste offenbar auch mal kurz 25 Millionen Dollar locker. Die reichsten Unternehmer der Welt liegen ihm zu Füssen, wie man seit seiner Amtseinführung am 20. Januar weiss. Angesichts milliardenschwerer Steuererleichterungen scheint sich das für diese Riege zu lohnen. Nur das Verhältnis zu Elon Musk scheint sich etwas abgekühlt zu haben.
Nicht ganz so begeistert von dem Ballroom ist zum Beispiel der demokratische Abgeordnete Darren Soto aus Florida, siehe sein Post auf X: «Trumps Milliardärs-Ballsaal. Das ist eine Schande. Willkommen im zweiten goldenen Zeitalter.» Oder Gavin Newsom, der demokratische Gouverneur von Kalifornien: «Trumps Prioritäten», spottet er auf derselben Plattform: «Das Weisse Haus plattwalzen», dahinter ein grüner Haken. Den Punkt «Die Regierung wieder öffnen» versah Newsom hingegen mit einem roten Kreuz.
Im Rahmen des Haushaltsstreits ist die Verwaltung ja weitgehend geschlossen, weil die Demokraten weitere Unterstützung für die Gesundheitsversorgung wünschen und die Republikaner bei solchen Sozialausgaben lieber sparen. Der Shutdown geht weiter, Auslandshilfe und viele Mittel für Forschungen und Medizin werden unter Trump gestrichen. Aber seine Architekturideen lässt der Oberbefehlshaber mit Prunk umsetzen, ab sofort am East Wing, gebaut 1902 und zuletzt renoviert 1942.
Wer soll da schon stören? «Sir, dies ist das Weisse Haus», sei ihm versichert worden sein. «Sie sind der Präsident der Vereinigten Staaten, Sie können tun, was Sie wollen.» So erzählte es der Gastgeber beim Spendendinner. Es blieb dem Vernehmen nach sogar Geld übrig. Aber das hat Trump bereits verplant, wie man kürzlich erfuhr: zu Amerikas 250-Jahr-Feier, ganz bescheiden für einen Triumphbogen am Potomac, gleich beim Lincoln Memorial.
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