Nach Enthüllungen zur Klinik Königsfelden: Politik und Pflegeverband fordern Konsequenzen

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Die Recherche über Missstände haben Reaktionen ausgelöst: GLP und SP verlangen strengere Aufsicht und eine genauere Todesfallstatistik, der Berufsverband der Pflege bessere Arbeitsbedingungen.

Nachdem eine Recherche dieser Redaktion Missstände in der Klinik Königsfelden der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) aufdeckte, hat die Aargauer Politik darauf reagiert. Dies berichtete die «Aargauer Zeitung» (AZ) zuerst.

In einer dringlichen Motion forderten die GLP- und SP-Fraktion am Dienstag im Aargauer Grossen Rat, dass stationäre Einrichtung künftig eine Bewilligung einholen müssen, um Opioidabhängige mit Substituten wie Methadon zu behandeln. Laut der AZ bezogen sich die Initiantinnen der Motion direkt auf den Fall des jungen Mannes, der 2023 in der Klinik Königsfelden an einer Methadonvergiftung starb. 

«Die erschütternden Berichte aus der PDAG reissen nicht ab», sagte GLP-Grossrätin Manuela Ernst in einer Fraktionserklärung im Rat zu den Vorfällen in der PDAG, wie die AZ weiter berichtete. Zwischen 2018 und 2023 gab es in den Institutionen der PDAG 33 aussergewöhnliche Todesfälle, bei rund einem Drittel davon handelte es sich um Unfälle oder medizinische Vorfälle.

Wenn derart gravierende Missstände im Raum stünden und der Kanton seine Aufsichtsfunktion nicht wahrnehme, sei der Grosse Rat gefordert, so Ernst weiter. Ratskollegin Lea Schmidmeister von der SP sagte, die dringliche Motion sei ein Schritt zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten, «dient aber auch der PDAG zur Qualitätssicherung und verhindert bestenfalls weitere Todesfälle».

Bewilligungspflicht würde laut PDAG Patienten gefährden

Die PDAG lehnen eine Bewilligungspfllicht für Substitutionsbehandlungen allerdings ab: Es würde die Versorgung von suchtkranken Menschen «erheblich verzögern» und die «Patientensicherheit gefährden», wie sie gegenüber der AZ mitteilten. Schliesslich landeten viele Süchtige abends oder am Wochenende auf der Notfallstation der PDAG und müssten «aufgrund ausgeprägter Entzugssymptome» sofort behandelt werden. Ausserdem begründe die Forderung der GLP und der SP auf einen einzelnen Fall, der noch nicht abschliessend geklärt sei, so die PDAG weiter zur AZ. Zurzeit untersucht die Staatsanwaltschaft den Fall des 2023 verstorbenen Patienten.

Der Aargauer Grosse Rat hat die Motion von GLP und SP nicht für dringlich erklärt. Dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen. Der Vorstoss wird daher nicht innerhalb der nächsten vier Sitzungen, sondern im regulären Ratsbetrieb beraten.

In einem zweiten Vorstoss von Dienstag forderten GLP und SP vom Aargauer Regierungsrat, dass zusätzliche Informationen zur Todesfallstatistik der PDAG veröffentlicht werden.

Berufsverband kritisiert Fluktuation beim Personal in der Klinik Königsfelden

Auch die Sektion Aargau-Solothurn des Schweizer Berufsverbands für Pflegefachpersonal (SKB) reagierte Anfang Woche auf die Recherche zur Klinik Königsfelden: «Vorfälle, wie sie aus der Klink Königsfelden in den Medien berichtet werden, dürfen wir als Gesellschaft nicht akzeptieren», schrieb der SKB Aargau-Solothurn in einer Mitteilung.

Gerade in der Psychiatrie gebe es eine hohe Fluktuation von Fachkräften, schrieb der Verband weiter. Dass die Teams instabil seien beeinträchtige «die pflegerische Qualität für die vulnerabelsten Menschen unserer Gesellschaft». Der SKB Aargau-Solothurn forderte deshalb vom Kanton Aargau, dass er sofort Massnahmen ergreife. Der Kanton müsse die Abgabe von Substituten sowie die Ärzte-Zulassungen besser kontrollieren und die Arbeitsbedingungen fürs Pflegepersonal der PDAG verbessern, konkretisierte der Verband gegenüber der AZ.

Die PDAG hingegen teilte der AZ mit, dass es in der Klinik Königsfelden keine hohe Fluktuation oder Personalmangel gebe. Die Klinik habe nur in Vergangenheit auf temporäre Fachkräfte zurückgegriffen. Für dieses gälten die gleich hohen Anforderungen wie für die PDAG-Mitarbeitenden.

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