Ovomaltine-Branchli, Hundesitter, Ruheoasen: So werden die Stars verwöhnt

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Abseits des Rampenlichts verwandeln die Organisatoren das Turnier in eine kleine Wohlfühloase für die Spieler – mit Schweizer Flair und Gespür für Details.

An den Swiss Indoors geniessen Topstars luxuriöse Suiten im Mövenpick-Hotel. Das neue, vergrösserte Spielerrestaurant ermöglicht entspanntes Essen mit der Familie. Die Players Lounge wurde zur strikten Ruhezone mit limitiertem Zugang umgestaltet. Turnierbüro-Chefin Madlaina Barth koordiniert über tausend Spielerwünsche via Handy.

Taylor Fritz kommt gerade aus Saudiarabien, wo ihm seine Teilnahme am Six Kings Slam mit 1,5 Millionen Dollar Gage vergoldet wurde – inmitten von Luxus und Glanz. Der Amerikaner ist höchsten Komfort gewohnt, da sind die Swiss Indoors als Gastgeber gefordert.

Ausgewählte Stars wie Taylor Fritz, Ben Shelton oder Stan Wawrinka werden während des Turniers im 4-Stern-Hotel Mövenpick in Suiten einquartiert, hoch oben mit Blick über Basel. Und man versucht, ihnen jeden Wunsch zu erfüllen.

Er sei relativ pflegeleicht, sagt Fritz. «Für mich geht es einfach darum, dass die Basics stimmen – etwa gutes Essen vor Ort. Es gibt nicht viele Turniere, an denen ich öfter auf der Anlage esse. Meist bestelle ich etwas von ausserhalb. Wenn ich also tatsächlich am Turnier esse, heisst das, dass das Essen dort wirklich gut ist. In Basel ist das der Fall.»

Taylor Fritz: «Gutes Internet ist superwichtig»

Was ist Fritz sonst noch wichtig? «Dass die Match- und die Trainingscourts gleich schnell sind. Natürlich mag ich ein schönes Hotel. Die Fahrt zum Club sollte nicht zu lang sein.» Schmunzelnd fügt er an: «Und gutes Internet im Hotel – das ist für mich superwichtig.»

Daniel Chambon, Vizepräsident der Swiss Indoors, freut das positive Feedback von Fritz übers Essen. Das neue Spielerrestaurant, das im vormaligen Medienzentrum eingerichtet wurde, ist eine der Neuerungen in diesem Jahr. Bisher verpflegten sich die Spieler in der Players Lounge, nun wurde das Restaurant ausgelagert und vergrössert. «Die Spieler lieben es», sagt Chambon. «Hier können sie auch Freunde, Familie und Kinder dabeihaben.»

Dafür wurde der Zugang zur Players Lounge, dem Rückzugsraum der Profis, stark eingeschränkt. Herrschte dort früher ein Kommen und Gehen, darf nun jeder Spieler nur noch zwei Gäste mitbringen, die er vor dem Turnier definieren muss – meist Coach und Physio. Alle anderen müssen draussen bleiben.

«Viele Spieler hatten sich beschwert, dass sie sich in der Players Lounge nicht konzentrieren könnten. Jetzt haben wir reagiert», sagt Chambon. «Mich haben bestimmt schon 20 Agenten gebeten, für sie eine Ausnahme zu machen. Aber ich blieb standhaft.» Sie würden ihn dafür hassen, sagt Chambon. «Aber ich sagte zu ihnen: ‹Ich helfe euren Spielern, ihre Leistung zu verbessern. Ihr müsstet mir dankbar sein.›»

Die Maxime von Vizechef Daniel Chambon

Der australisch-französische Doppelbürger Chambon, für die Swiss Indoors das Bindeglied zur ATP, schmunzelt in seinem bescheidenen Turnierbüro süffisant. Er ordne alles einer Maxime unter: der Optimierung der Leistung der Spieler. «In der Kabine eines Fussballteams schwirren vor dem Spiel auch keine Kinder oder Agenten herum.»

Je hektischer das Leben, desto wichtiger sei es, Ruhezonen zu schaffen, sagt Chambon. «Ich glaube, das werden uns die anderen Turniere nachmachen.» In der Players Lounge ist das Licht gedimmt, es läuft leise sanfte Musik. Einige Spieler machen sogar Powernaps auf den Sofas. Hier gibt es nur noch ein kleines Buffet mit Früchten, Energieriegeln, Tee, Kaffee und kalten Getränken, aber kein warmes Essen mehr.

Daneben befindet sich der Erholungsraum. «Moment, ich schaue kurz, ob die Luft rein ist», sagt Chambon und öffnet die Tür einen Spalt. «Ja, niemand ist drin, wir können kurz hinein.» Wir tauchen in ein beruhigendes rotes Licht ein. Rechts stehen zwei Massagetische, links ist das Eisbad. Der Raum kann gebucht werden und erfreut sich grosser Beliebtheit.

Die Bündnerin Madlaina Barth ist seit 1995 an den Swiss Indoors dabei und kümmert sich darum, dass alle Wünsche der Spieler erfüllt werden. Früher zog sie mit Novak Djokovic durch die Stadt, um mit ihm glutenfreie Esswaren zu kaufen. Sie organisierte Konzerttickets und eine private Tour für Andre Agassi durch die Ausstellung «Faszination Körperwelten» inklusive eines Treffens mit dem Initiator, dem Anatomen Gunther von Hagens.

Heute drehen sich die meisten Wünsche der Athleten um praktische Dinge wie das Waschen ihrer Kleider, das Buchen von Courts, den Transport oder das Hüten ihres Hundes während des Spiels.

«Wenn die Spieler etwas unternehmen wollen, buchen sie das heute meist selbst via Smartphone», so Barth. «Und viele bleiben in ihrer Blase, gehen einfach zurück ins Hotel und bleiben dort. Wir versuchen, ihnen die Stadt und ihre Spezialitäten schmackhaft zu machen, legen ihnen einen Stadtführer und Basler Leckerli ins Zimmer.»

Basler Leckerli und Ovomaltine-Branchli

Die Leckerli kommen gut an, der Hit sind aber die Ovomaltine-Branchli, die Barth beim Turnierbüro auflegt. «Wir haben eine riesige Schale, und die ist immer schnell leer», sagt sie schmunzelnd. Barth arbeitet von September bis November für die Swiss Indoors und ist ansonsten als Eventmanagerin tätig. Während des Turniers laufen alle Wünsche über ihr Handy – in der Summe erhält sie über 1000 Nachrichten.

Ihre schmutzige Wäsche können die Spieler im Hotel abgeben und bekommen sie innert 24 Stunden gewaschen zurück. Ein Service, der auf der ATP-Tour Standard ist. Die Swiss Indoors haben fürs Turnier rund 150 Zimmer reserviert und generieren innert neun Tagen gegen 900 Übernachtungen. Jedem Spieler im Hauptfeld werden mindestens sechs Nächte bezahlt. Für seine Entourage muss jeder selbst aufkommen.

Die Playstation wird an den Swiss Indoors ignoriert

Barth führte in der Players Lounge vor Jahren eine Spielkiste mit Brett-, Karten- und Geschicklichkeitsspielen ein. Immer noch beliebt ist Jenga, bei dem man Holzklötze aufeinandertürmen und einen um den anderen wieder entfernen muss, ohne den Turm zum Einstürzen zu bringen. Die Playstation im Loungebereich des Restaurants hingegen ist nicht mehr gross gefragt. «Wenn die Spieler gamen, dann am Handy.»

Die Swiss Indoors tun ihr Bestes, um den Spielern ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Vieles ist ihnen dabei von der ATP vorgeschrieben. Die Liste der Dinge, die man zu erfüllen habe, werde von Jahr zu Jahr länger, stöhnt Chambon. Was man im Restaurant anbietet, muss man etwa einem Ernährungsspezialisten der ATP vorlegen. Was von aussen so selbstverständlich wirkt, ist das Ergebnis minutiöser Planung – und einer Menge guter Nerven.

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