Mit seinem Video zur Krankenkassenwerbung trifft Komiker Mike Casa einen wunden Punkt. Viele nerven sich über scheinbar nichtssagende Werbung auf Kosten der Prämienzahler.
Es ist Oktober, die Krankenkassen buhlen um die Gunst der Kundinnen und Kunden.
Noch bis Ende November
können die Schweizerinnen und Schweizer ihre Versicherungen wechseln. Wer aktuell durch die Innenstädte und Bahnhöfe läuft, merkt schnell: Der Wettbewerb ist in vollem Gange. Überall hängen Werbeplakate der Krankenkassen.
Das hat sich der
Schweizer Komiker
Mike Casa zum Anlass genommen, diese genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei hinterfragt er humorvoll, wieso manche der grossen Krankenkassen nicht mit ihren Preisen oder Leistungen werben, sondern mit etwas abstrakteren Botschaften. Ein Beispiel ist Helsanas Slogan: «Weine, es befreit.»
«Wir weinen jeden Monat, wenn wir die Rechnung sehen»
Spezifisch nimmt sich Casa die Werbungen von Atupri, CSS und Helsana vor. Zum Atupri-Slogan «Gesund ist, was dir guttut» witzelt der Tessiner, dass darauf ja wirklich jeder kommen könnte. Bei Helsanas Spruch derweil fragt er gar, «wie schlecht muss eure Abdeckung sein». Am meisten Aufmerksamkeit widmet Casa der CSS-Kampagne mit dem Spruch «Wofür ist es jetzt zu spät?». «Was soll das überhaupt heissen?», fragt er sich. «Gibt es irgendjemanden, der im Oktober diese Werbung sieht und sich deswegen entscheidet, die Krankenkasse zu wechseln?»
Sein Video wurde innert vier Tagen tausendfach auf Social Media angeschaut und sorgte für Hunderte Kommentare. «100 Prozent getroffen», schreibt etwa ein Nutzer, «Du hast so recht!», meint ein anderer. Weitere dichten die Werbeslogans um: «Wir weinen jeden Monat, wenn wir die Rechnung sehen», schreibt eine Userin in Anlehnung an Helsanas Werbung.
«Sinnvoll» eingesetzte Prämien?
Zum Schluss des Videos spricht Casa einen wunden Punkt an: Er fragt, wieso die Krankenkassen nicht beim Werbebudget sparen könnten und stattdessen ihre Leistungen ausbauen. Zur Einordnung: Atupri gab letztes Jahr gemäss Geschäftsbericht rund 7,5 Millionen Franken für Marketing-, Vermittlungs- und Kommunikationsaufwand aus, die CSS 49,5 Millionen und die Helsana ganze 125 Millionen.
Dies beklagen auch die Kommentatoren. «All diese ‹genialen› Anzeigen werden durch die monatliche Erpressung bezahlt», schreibt einer. Ein weiterer fügt ironisch hinzu: «Ich finde es toll, dass meine obligatorischen Versicherungsbeiträge sinnvoll eingesetzt werden.»
«Zeigt, dass das Thema bewegt»
Auf die Kritik von Casa und den Pramienzahlenden angesprochen, verteidigen die Krankenkassen ihre Kampagnen. «Mit unserer Kampagne ‹Gesund ist, was dir guttut› gehen wir darauf ein, dass Gesundheit etwas sehr Individuelles ist», sagt etwa Atupri auf Anfrage. «Unsere Evaluation zeigt, dass diese Kampagne und Art der Kommunikation ankommen und wir damit unsere Ziele erreichen.»
Die CSS und Helsana betonen derweil, dass die von Casa ausgewählten Sujets nicht die aktuellsten seien. Die Helsana-Kampagne stamme aus der Corona-Zeit, die CSS-Kampagne sei im Frühling ausgestrahlt worden. Beide Unternehmen verweisen darauf, dass die Werbungen damals auf grosse Zustimmung und positive Rückmeldungen gestossen seien.
Die Versicherungen betonen zudem, dass sie mittlerweile neue Kampagnen lanciert hätten, die auch konkreter auf Leistungen und Vorteile der Krankenkassen eingingen. Casas Video nehme man bei der Helsana aber dennoch mit Humor, so ein Sprecher. «Satirische Beiträge zeigen, dass das Thema Krankenversicherungswerbung die Öffentlichkeit bewegt.»
Was ein Marketingexperte zu den Kampagnen sagt, liest du
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