Prügelattacke auf Viertklässler: Wieso griff Busfahrer nicht ein?

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Am Montag wurde ein Viertklässler in einem Postauto brutal von einem Fünftklässler verprügelt. Der Vorfall sorgt im Dorf für grosses Entsetzen und wirft Fragen auf.

In Dottikon AG kam es am Montagmittag zu einem schockierenden Gewaltausbruch: Ein Viertklässler wurde in einem Postauto von einem älteren Schüler brutal verprügelt. Der Bub verlor dabei das Bewusstsein und musste ins Spital gebracht werden. Der Angriff ereignete sich auf der Heimfahrt, in der Nähe der Haltestelle Sternenplatz.

Laut «Blick» begann der Vorfall damit, dass der Viertklässler von älteren Mitschülern beleidigt wurde. Plötzlich griff ihn ein Fünftklässler tätlich an – er trat und schlug immer wieder auf den Kopf des jüngeren Buben ein, bis dieser bewusstlos zusammensackte. Kinder im Bus schrien vor Schreck, doch der Bus fuhr zunächst weiter. Von der Attacke existieren Videoaufnahmen.

«Wo ist die Zivilcourage?»

Der Vorfall hat in Dottikon grosses Entsetzen ausgelöst. 20 Minuten hat vor Ort auf Eltern und Anwohner im Dorf getroffen. Diese fordern Handeln. Und vor allem sind sie über die Zivilcourage gewisser Personen enttäuscht.

Ein Dorfbewohner zeigt sich tief enttäuscht: «Wieso hat niemand eingegriffen? Haben die Leute wirklich nur zugeschaut?», fragt er fassungslos. Wäre er selbst im Bus gewesen, hätte er sofort reagiert: «Ich hätte dem Jungen geholfen.» Von der Petition, die aktuell im Dorf kursiert, hält er wenig: «Das allein wird nichts ändern. Kinder müssen schon in der Schule lernen, wie man mit Konflikten richtig umgeht.»

Patricia (35), die in Hägglingen arbeitet – dort, wo der verletzte Viertklässler zur Schule geht – findet klare Worte: «Der Respekt gegenüber anderen ist völlig verloren gegangen.» Viele hätten Angst, in heiklen Situationen zu helfen, und würden deshalb einfach zusehen. Den Vorfall selbst nennt sie «erschreckend und schockierend».

Kein Einzelfall

Eine 43-jährige Anwohnerin, die nahe der Primarschule wohnt, bestätigt: «Ich habe gehört, dass es schon mehrfach zu ähnlichen Vorfällen in den Bussen gekommen ist.» Erst vor einem Monat habe die Schule mit einer Klasse geübt, wie man sich im Bus richtig verhält.

Auch Melina (17) kennt ähnliche Situationen bereits. «Solche Vorfälle kommen hier leider immer wieder vor – besonders rund um die Primarschule», sagt sie. Schon mehrfach habe sie von Schlägereien gehört. Geplante Sicherheitsmassnahmen seien zwar schon einmal im Gespräch gewesen, «doch das ist damals gescheitert», erzählt sie.

«Meine Kinder wissen: Gewalt ist nie eine Lösung«

Priska (36) hat vier Kinder, die alle dieselbe Primarschule besuchen. «Wir haben erst durch die Schule vom Vorfall erfahren. Am Montagnachmittag hat die Schulleitung die Eltern und Schüler informiert», sagt sie. Ein Bekannter von ihrem Sohn habe beim Vorfall eingegriffen, was Priska besonders schockierend findet: «Es kann doch nicht sein, dass ein Kind eingreifen muss! Wo waren die Erwachsenen? Und wieso hat der Busfahrer nichts getan?»

Für sie ist klar: «Von einem Erwachsenen darf man erwarten, dass er eingreift. Wenn nötig, bleibt man mit dem Bus stehen – alles andere ist zweitrangig.» Sie habe ihren Kindern schon oft erklärt, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen. «Ich sage ihnen immer wieder: Gewalt ist keine Lösung», betont Priska. Deshalb macht sie sich um ihre eigenen Kinder keine Sorgen.

Eltern warten vor der Schule: «Ich war schockiert»

Am Donnerstagmittag treffen sich vor der Schule zahlreiche Eltern. Viele holen ihre Kinder persönlich ab. Ein 39-jähriger Vater sagt: «Als ich davon gehört habe, war ich schockiert. Ich sage meinen Kindern immer: Gewalt ist keine Lösung.» Er habe seine Kinder sensibilisiert, in gefährlichen Situationen sofort Hilfe zu suchen oder eine Lehrperson zu informieren. «Mein Sohn soll keine Angst haben, zur Schule zu gehen. Er soll sich sicher fühlen – dafür sorge ich.» Auch eine 70-jährige Grossmutter, die auf ihre Enkelin (5) wartet, sagt: «Man muss in der Schule besser aufklären.» Ihre Enkelin besuche extra einen Judokurs, «damit sie sich im Notfall wehren kann».

Eine weitere Mutter (30) zeigt sich ebenfalls besorgt: «Als ich vom Vorfall hörte, dachte ich nur: Scheisse, mein kleiner Sohn läuft jeden Tag dort vorbei.» Das habe ihr ein mulmiges Gefühl gegeben. Ob die Petition und mögliche Sicherheitsmassnahmen tatsächlich etwas bewirken, wisse sie nicht: «Ich hoffe es bringt was – es ist wirklich erschreckend.»

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