Gesondert zum Bundesrat müssen die Pharmakonzerne mit den USA über die angedrohten Zölle reden. Dabei verhandeln sie gleich über ein neues weltweites Modell für Medikamentenpreise.
Die Pharmafirma Roche verhandelt separat mit der US-Regierung über drohende Medikamentenzölle. Pfizer erhielt bereits Zollbefreiung nach Preissenkungen im Medicaid-Programm der USA. Ein neues Preismodell soll Forschungskosten zwischen Industriestaaten gerechter aufteilen. Roche produziert mehrheitlich in den USA, weshalb Importzölle weniger problematisch sind.
Dem Roche-Chef geht es wie der Schweizer Regierung: Die Zoll-Verhandlungen mit den USA ziehen sich hin. Bei der Präsentation der Quartalszahlen konnte Thomas Schinecker lediglich die Standardformel bringen: «Wir sind in guten Verhandlungen.» Ähnlich wie der Schweizer Bundesrat wollte auch Roche keine Details bekannt geben. Klar ist nun aber, dass die Gespräche über mögliche Zölle für Pharmafirmen separat zu denjenigen über den 39-Prozent-Zoll auf die US-Exporte der anderen Schweizer Firmen laufen. Die Europäische Union dagegen hat ein Abkommen auch zu Pharmazöllen geschlossen.
Die von Trump angedrohten Pharma-Zölle in Höhe von 10o Prozent stehen im Zusammenhang mit einer Untersuchung der US-Regierung zur nationalen Sicherheit der Medikamentenversorgung. Sie laufen unter einem anderen Rechtsinstrument als die von Trump gegen einzelne Staaten verhängten Strafzölle.
Pfizer-Abkommen mit Trump
Der US-Pharmakonzern Pfizer war der erste, der Anfang Oktober ein Abkommen mit Trump schloss: Er ist von möglichen Pharma-Zöllen drei Jahre lang befreit. Dafür senkt er seine Medikamentenpreise. Dies jedoch nur für das US-Krankenkassenprogramm Medicaid, das 10 Prozent der Bevölkerung betrifft. Der britische Pharmakonzern AstraZeneca folgte Mitte Oktober mit einem ähnlichen Abkommen. Die Konzernchefs waren dazu jeweils ins Weisse Haus geladen und lobten dort Trump für die harten Verhandlungen, die sie die Nacht über wach gehalten hätten.
Roche-Chef Schinecker erklärte, dass der Basler Pharmariese mit der US-Regierung auch über ein neues Preismodell spreche. Trump will, dass wie bei der Nato auch bei Medikamenten die Kosten zwischen den Industriestaaten gleichmässiger aufgeteilt werden. «Der Anteil an den Ausgaben für die Erforschung neuer Medikamente soll besser verteilt werden», sagte Schinecker. Es sei klar, dass Staaten mit einem geringen Bruttoinlandprodukt (BIP) weniger zahlten. «Aber klar ist auch, dass Staaten mit einer höheren Wirtschaftsleistung mehr zahlen.»
Preiskopplung an USA
Trumps Idee: In Ländern, die im Vergleich zur USA ein um 35 Prozent höheres BIP aufweisen, sollen Medikamente 35 Prozent mehr kosten. Anders als in den USA sind in Europa die Preise für Arzneimittel jedoch gesetzlich geregelt. Selbst wenn ein solches Modell gut geheissen würde, wäre die Umsetzung schwierig.
Roche hat von der US-Regierung wenig zu befürchten. Der Konzern produziert vier von fünf seiner umsatzstärksten Medikamente in den USA. Die US-Produktion des fünften wird gerade vorbereitet, der Zulassungsprozess für die neue Anlage kann sich noch bis 2027 hinziehen.
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