Rudolf Horn, der „Mister IKEA des Ostens“ ist im Alter von 96 Jahren in Halle gestorben. Der Möbel-Designer hinterließ ein Vermächtnis, wie nur wenige vor ihm – Möbel, die die DDR prägten. Wir haben uns Rudolf Horns ikonische Möbelstücke und seine Geschichte angeschaut.
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Rudolf Horn: Der „Design-Papst des Ostens“
„Mister IKEA des Ostens“ oder „Design-Papst des Ostens“: Das waren nur 2 Bezeichnungen, die man mit Möbel-Designer Rudolf Horn in Verbindung setzte. Sein Projekt „Montagemöbel Deutsche Werkstätten (MDW)“ für die Hellerauer Werkstätten machte ihn zu „zentralen Persönlichkeit des ostdeutschen Designs“, so die Kunststiftung Sachsen-Anhalt in ihrem Nachruf.
Seine Designs waren von der Idee des Bauhaus geprägt, so der MDR. Anstatt nur für die Ästhetik an sich Designs zu entwerfen, sollten diese immer einen Beitrag zur Lebensqualität leisten. Rudolf Horn nannte dies „Gestaltung als Verantwortung“.
„Auch unter den Bedingungen der DDR – mit ihren kulturpolitischen Vorgaben und der ständigen Knappheit an Materialien – blieb er sich und seiner Haltung treu: ‚Design soll dem Menschen dienen – nicht der Ideologie’“, heißt es weiter im Nachruf zu Rudolf Horn.
Rudolf Horn: Mit diesen 3 Möbel-Designs prägte er das Leben in der DDR
1. MDW Schrankwand
Das Wohnexperiment des „Design-Papsts des Ostens“ nannte sich „Variables Wohnen“. Innerhalb dessen konnten Bewohner*innen in Wohnungen ohne feste Innenwände die Einrichtung nach ihren Bedürfnissen gestalten. Und genau im Rahmen dieses Wohnexperiments entstand eines von Rudolf Horns ikonischsten Möbel-Designs: die MDW Schrankwand.
Diese wurde in den Deutschen Werkstätten Hellerau gebaut – und stand in mehr als einer halben Million Wohnzimmer der DDR. Die Schrankwand war Teil seiner flexiblen Baukasten-Systeme, die flexibles und variables Wohnen ermöglichen konnten und von jedem zu Hause zusammengebaut werden konnten – praktisch wie die heutigen IKEA-Systeme.
2. Der Freischwinger-Clubsessel
Noch vor der MDW Schrankwand gab es aber einen anderen Entwurf, der die damalige Möbel-Welt auf den Kopf stellen sollte: der Freischwinger-Clubsessel. Diesen präsentierte Rudolf Horn im Jahr 1965, wie artinfo24.com verrät. Der Designer stellte einen leichten und elastischen Stuhl aus Stahlband und Leder vor – in einer Zeit „wo Möbel meist schwer, massiv und ewig haltbar sein sollten“.
Der Freischwinger-Sessel war beinahe westlich angehaucht, studierte Rudolf Horn dafür doch den berühmten Barcelona Chair von Mies van der Rohe. Allerdings hatte er an dem Möbelstück auch einiges auszusetzen: „Er ist zum Niederknien schön, aber unbequem“, so Rudolf Horn. Als Antwort darauf entwarf er seinen eigenen Sessel: breite Sitzfläche, nachgiebige Federung, die sich dem Körper anpasst und ein Z-förmiges Stahlgestell.
Rudolf Horns Sessel wurde ab Ende der 1960er-Jahre produziert, teilweise sogar für den Export in den Westen. Für DDR-Verhältnisse war das Möbelstück nämlich fast zu luxuriös. Heutzutage gilt das Stück als Kunst- und Sammlerobjekt.
