– ein Kommentar
Drei Wochen ohne S-Bahn – das riecht schon wieder nach Chaos in Hamburg. Der HVV sorgt einmal mehr für Frust bei Menschen, die auf die S2 angewiesen sind – ich gehöre dazu. Wer pendelt, braucht Verlässlichkeit. Doch genau die fehlt, wenn auf der selben Strecke ständig gebaut, und Ersatzverkehr mehr Alltag als Ausnahme ist.
In den vergangenen Monaten war die Strecke der S2 schon mehrfach gesperrt – egal ob zwischen Billwerder-Morfleet und Berliner Tor oder zwischen Hauptbahnhof und Altona. Ich nutze fast täglich das Angebot des HVV und bin darauf angewiesen, trotzdem habe ich das Vertrauen in den S-Bahn-Verkehr längst verloren – und das, obwohl gar nicht alles schief läuft. Denn jede Fahrt ist ein Glücksspiel.
Ersatzverkehr im HVV – ein rotes Tuch
Die S2-Strecke zwischen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet steht erneut still – und das nicht zum ersten Mal. Schon 2024 war sie gleich zweimal gesperrt. In diesem Jahr folgten weitere Sperrungen im Mai, Juni, Juli und jetzt im Oktober und November. Zusammen bedeutet das: In den vergangenen zwei Jahren mussten Fahrgäste rund acht Wochen lang auf Ersatzverkehr ausweichen.
Doch auch wenn die Züge rollen, läuft längst nicht immer alles rund. Laut offiziellen Daten des HVV lag die Pünktlichkeitsquote der S-Bahn Hamburg 2024 bei 95,9 Prozent. Das klingt gut – doch was die Statistik nicht zeigt: Eine Fahrt gilt erst ab sechs Minuten Verspätung als unpünktlich. Viele kleine Verzögerungen tauchen also gar nicht in der Statistik auf – für Pendler reichen aber fünf Minuten, um den Anschluss zu verpassen. Wer hier keinen großen Zeit-Puffer einplant, ist in Zeiten des Schienenersatz-Verkehrs verloren.
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In Berlin ist es ähnlich. Zählt man schon ab einer Minute Verspätung und berücksichtigt Ausfälle, zeigt sich laut ADAC ein deutliches Bild: Im September 2024 kamen nur knapp die Hälfte der U- und S-Bahnen in Berlin wirklich pünktlich. Noch schlechter sieht es in Frankfurt am Main aus: Hier waren nur ein Drittel der U-Bahnen und 46 Prozent der S-Bahnen mit weniger als einer Minute Verspätung unterwegs. In den Großstädten im Land scheint es also ein Problem mit der Pünktlichkeit zu geben, eine Ironie, die jedes deutsche Klischee über Bord zu werfen droht.
HVV: Frust statt Vertrauen
Um weitere Verspätungen zu verhindern und Sicherheit zu gewährleisten, werden aktuell zwei stark veraltete Brücken, an der Wendenstraße und am Anckelmannsplatz, in Hamburg saniert. Beide sind veraltet und für den Bahnverkehr nicht mehr ausreichend tragfähig. Da Hamburg mehr als 700 Eisenbahnbrücken besitzt, die der Deutschen Bahn gehören, sind eben diese und dessen Bestand und Sanierung wichtig für den Verkehr. Um langfristig sicher und verlässlich mit der S-Bahn fahren zu können, müssen Fahrgäste der S2 jetzt noch einmal in den sauren Apfel beißen – und die aktuelle Sperrung geduldig hinnehmen.
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Ja, es ist richtig, dass die Bahn marode Brücken erneuert – Sicherheit muss immer Vorrang haben. Für mich fühlt es sich jedoch so an, als ob die S2 einfach eine Dauerbaustelle ohne Ende ist. Fünf Sperrungen in eineinhalb Jahren sind einfach zu viel. Wer tagtäglich auf den HVV angewiesen ist, will Zuverlässigkeit – und kein permanentes Baustellenroulette.
Drei Wochen sind lang, und das Vertrauen vieler Pendler, auch meines, ist längst aufgebraucht. Wenn der HVV will, dass die Menschen den ÖPNV ernsthaft als Alternative sehen, muss er endlich zeigen, dass Ersatzverkehr nicht gleich Ausnahmezustand bedeutet. Niemand will wegen unpünktlicher Züge oder überfüllter Busse eine Stunde früher aufbrechen – nur um am Ende trotzdem zu spät zu kommen.
