Der SCB kann ja doch Tore schiessen. Nach drei Niederlagen in Folge befreit sich das Team von Heinz Ehlers in der Leventina vom Frust.
Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Hardy Häman Aktell. Der schwedische Verteidiger musste zuletzt viel Kritik einstecken – zurecht. Doch nun beendet er kurz vor Spielhälfte in der Gottardo Arena den Arbeitstag von Gilles Senn. Nach gewonnenem Bully zieht Häman Aktell rotzfrech aus spitzem Winkel ab. Und findet beim 1,95 Meter grossen Ambri-Keeper tatsächlich die Lücke. Es steht 3:0 für den SCB. Für Senn übernimmt Philip Wüthrich. Fünf Minuten später ist auch der ehemalige Berner Goalie bezwungen.
Der SCB powert munter weiter. Bei den Bernern, die in den letzten drei Partien nur zwei Tore erzielt und in der Meisterschaft noch nie mehr als drei Treffer geschafft haben, setzt mit Heinz (Ehlers) endlich der langersehnte Ketchup-Effekt ein. Ein Phänomen, wenn lange nichts aus der Flasche kommen will, sprudelt plötzlich alles in einem Schwall.
Bis zur zweiten Pause erhöhen Victor Ejdsell und Alain Graf auf 5:0. Ambri ist komplett überfordert. Es fehlt der Glaube, die Überzeugung. Immer wieder werden die Leventiner von den Gästen zu Fehlern gezwungen. Das 0:4 entsteht nach einem Scheibenverlust im gegnerischen Drittel, als Thierry Schild Nicolas Petan entscheidend stört. Das 0:5 folgt nach einem Puckverlust von Jesse Virtanen in der eigenen Zone. In Ambri, das nach dem Rücktritt von Luca Cereda drei seiner letzten vier Partien gewonnen hatte, ertönen Pfiffe.
SCB dominierte von der ersten Sekunde an
Das Tessin bleibt für die Berner ein gutes Pflaster. Beim 3:0-Sieg in Lugano holten sie Ende September ihren bislang einzigen Auswärtssieg. Auch in der Leventina treten sie von Beginn an entschlossen auf, setzen sich immer wieder im gegnerischen Drittel fest, kreieren Chancen – und zeigen trotz der Torflaute keine Spur von Verunsicherung.
Waltteri Merelä, der Topskorer, der in den letzten vier Partien ohne Punkt geblieben war, belohnt sein Team nach acht Minuten für eine überzeugende Startphase – auch wenn Senn bereits in dieser Szene keine gute Figur macht und Mereläs Schuss mit der Stockhand ins eigene Tor lenkt.
Wenn man an diesem Abend überhaupt einen Kritikpunkt anbringen will, dann die Strafen im ersten Drittel: Zuerst ein Halten von Marco Lehmann, dann befördert Häman Aktell im selben Shift seinen Gegenspieler Inti Pestoni rücksichtslos in die Bande. Der SCB, der zuvor mit 12:2 Schüssen dominierte, bringt sich selbst in Bedrängnis. Doch er übersteht zwei Minuten in doppelter Unterzahl unbeschadet, verteidigt solidarisch. Und bleibt auch in der folgenden Unterzahl nach einem Wechselfehler stabil.
Es ist die einzige Phase im Spiel, in der Ambri ernsthaft Druck aufbauen kann. Doch Adam Reideborn, einmal mehr ein sicherer Rückhalt, behält die Übersicht. Nur 19 Sekunden nach der ersten Pause sorgt Tristan Scherwey mit seinem ersten Saisontor für den nächsten Dämpfer für die Leventiner.
Der SCB schöpft neuen Mut
Apropos erstes Saisontor: Bislang reihten sich bloss zehn Berner unter die Torschützen ein. Nun haben neben Scherwey auch Häman Aktell und Ejdsell erstmals getroffen. Das dürfte Mut und Selbstvertrauen geben. Denn schon am Freitag steht für den SCB die nächste wichtige Begegnung an: In der PostFinance-Arena trifft Bern mit Lugano auf den nächsten direkten Konkurrenten in der Tabelle.
Jeden Tag das Wichtigste aus Bern und der Welt mit unserem Newsletter BZ am Abend. Melden Sie sich hier an.
