Urlaub an der deutschen Küste ist längst kein Schnäppchen mehr. Während die Nachfrage an Nordsee und Ostsee weiterhin stabil bleibt, zeigt sich jedoch ein deutliches Muster: Die Menschen reisen gezielter, kürzer – und seltener (Saboberichtete). Die Preisentwicklung für Unterkünfte, Gastronomie und Freizeitangebote hat ein Niveau erreicht, das viele Familien an ihre Grenzen bringen dürfte – und Urlaube an den Küsten verändert.
Die Auslastung in beliebten Orten wie Heiligenhafen, Grömitz oder Sylt bleibt laut NDR-Bericht zwar gut, große Zuwächse gibt es jedoch nicht. Selbst in der Hauptreisezeit liegen die Buchungszahlen häufig nur auf Vorjahresniveau. Das ist ein Warnsignal für den Binnen-Tourismus: Die Nachfrage stagniert, obwohl die Sehnsucht nach Erholung unverändert groß ist.
Preisdruck trifft Gäste und Gastgeber
Tourismusverantwortliche in Schleswig-Holstein nennen als Hauptgrund die steigenden Lebenshaltungskosten. „Aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung wird etwas weniger gereist“, sagt Eckernfördes Tourismuschef Stefan Borgmann im „NDR“. Energie, Lebensmittel und Mieten sind teurer geworden – und das spiegelt sich auch in den Übernachtungspreisen wider.
Für Vermieter ist die Lage ambivalent. Sie müssen höhere Betriebskosten auffangen, stoßen dabei aber auf eine zunehmend preissensible Kundschaft. In Büsum etwa beobachtet man, dass sich immer mehr Familien und Paare auf eine Reise konzentrieren würden und sich die zweite dann aber sparen. Damit verschiebt sich die Struktur der Buchungen: statt zwei Kurztrips im Jahr oft nur noch ein großer – wenn überhaupt.
+++ Preis-Frust an der Ostsee – Urlauberin ringt mit ihrem Traum +++
Ein weiterer Trend: Kurzfristigkeit (Saboberichtete). In Lübeck und Travemünde liegt die Auslastung derzeit bei nur rund 50 Prozent. „Viele Gäste warten wetterbedingt ab und entscheiden sich spontan“, heißt es vom Lübeck und Travemünde Marketing. Das bringt Unsicherheit für Vermieter, Einzelhändler und Gastronomen. Planung wird schwieriger, Umsätze schwanken stärker.
Wettbewerb um Urlauber verschärft sich
Zugleich profitieren Orte, die flexibel auf spontane Gäste reagieren können – etwa mit digitaler Buchung, attraktiven Last-Minute-Angeboten oder wetterunabhängigen Freizeitaktivitäten. Der Wettbewerb um die verbliebenen Urlauber verschärft sich.
Die Entwicklung zeigt: Der Inlandstourismus steht an einem Wendepunkt. Wenn Urlaub an der Nordsee oder Ostsee für Durchschnittsverdiener unbezahlbar wird, droht die Abwanderung ins Ausland – zu oft günstigeren Konditionen. Das schwächt nicht nur die Küstenorte, sondern auch zahlreiche kleine Betriebe, die vom Tourismus abhängen.
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Der Markt reagiert bereits. Einige Gastgeber setzen auf kürzere Mindestaufenthalte, um mehr Spontanbucher anzusprechen. Andere versuchen, mit saisonalen Angeboten oder neuen Konzepten Gäste zu halten. Doch langfristig wird die Frage bleiben, wie viel Urlaub man sich in Deutschland noch leisten kann.
Die Nord- und Ostseeküste bleibt attraktiv, doch das Preisniveau entfernt sich zunehmend von der breiten Bevölkerung. Noch ist die Nachfrage solide – aber sie beruht auf wachsenden Kompromissen. Die Branche steht vor der Aufgabe, bezahlbare Angebote zu sichern, ohne an Qualität zu verlieren.
