Es war die Nachricht, die eine ganze Region bewegt hat. Oliver Blume hat seinen Chef-Posten bei Porsche abgegeben und Platz für einen Neuen gemacht. Michael Leiters heißt der Neue und soll das Ruder nun endlich wieder rumreißen.
Doch wer ist er eigentlich? Ist er der Richtige für den Job und war der Abgang von Blume (wir berichteten) die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit? Wir haben mit dem Autobranchen-Experten Ferdinand Dudenhöffer gesprochen.
VW-Experte erklärt: Porsche hat nur eine Wahl
Am 17. Oktober erreichte die Automobilbranche die Nachricht, die von vielen schon lange erwartet und von einigen auch gefordert wurde: Oliver Blume hat seinen Posten als Porsche-Chef aufgegeben und wird fortan nur noch als VW-Chef fungieren. Michael Leiters soll nun in Zukunft die Geschicke der VW-Tochter Porsche in die richtige Richtung lenken. Bis April 2025 war der 54-Jährige noch Chef des britischen Sportwagen-Herstellers McLaren. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer kennt die Branche in und auswendig. Auf Nachfrage von Saboerklärt er: „Porsche sitzt so ein bisschen zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite, der Traum Technologieführer zu sein und mit Ferrari und McLaren um die Pole Position in der Formel 1 und bei Kunden zu kämpfen, die sich eben Aston, Ferrari, Lamborghini & Co kaufen und für die private Autosammlung in die Garage stellen“.
Auf der anderen Seite habe die VW-Tochter ein Vertriebsmodell und Produktionsmodell, das für 400.000 Fahrzeuge pro Jahr gut sei und laut Dudenhöffer mit 320.000 Fahrzeugen im Jahr 2023 seinen Höchstwert erreicht hatte. Seitdem gehe es bei Porsche nur noch steil bergab. „Dummerweise immer schneller, weil China eines der großen Fragezeichen für Porsche ist. Die Porsche Elektroautos sind einfach in China zu teuer und den reinen Verbrennern machen Verbrauchssteuern auf Benziner und Luxus-Steuern auf Importe mit Verbrennerantrieb das Leben immer schwerer“, erklärt Ferdinand Dudenhöffer weiter.
VW: DAS muss der Neue abliefern
Mit 400.000 Produktionskapazität liege man bei Volvo, bei Xiaomi, Mercedes AMG und weit weg etwa von Konkurrenten wie etwa BMW. Aber genau in diesem Umfeld tummele sich laut Dudenhöffers Einschätzung Porsche immer stärker. „Zurück zu Ferrari & Co funktioniert nicht und würde im großen Umfang Kapital zerstören. Also bleibt nur der Weg nach oben in Richtung Mercedes AMG oder BMW.“ Doch dafür sei VW-Tochter zu Deutschland-orientiert aufgestellt.
„Es wurde die Internationalisierung bei der Produktion verpasst. Das rächt sich mit den Trump-Zöllen. Gleichzeitig ist man fast Lichtjahre von Produktionskosten von chinesischen Wettbewerbern wie Xiaomi oder BYD entfernt. Oder – und das klingt jetzt sonderbar, ist aber wahr – von Produktionskosten von Audi im Joint Venture mit SAIC. Der Audi E5 ist ein Porsche Wettbewerber, ganz klar, aber zu welchen Preisen? Das Auto kostet in seiner Grundausstattung 28.000 Euro. Uneinholbar für Porsche, so wie es heute dasteht.“
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Was könnte also der Weg des neuen Porsche-Chefs Michael Leiters sein? „Michael Leiters kennt Porsche sehr gut“, sagt Dudenhöffer. Er habe mit dem früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zusammengearbeitet. Zweiterer habe aus der schwäbischen Sportwagenschmiede einen internationaler Autobauer gemacht hat. Weiter betont Dudenhöffer: „Im Jahr 2009 war Wiedeking dabei, den VW-Konzern zu übernehmen. Das ging schief, aber zeigt die Strategie. Gleichzeitig war Michael Leiters die letzten Jahre elf Jahre seiner Karriere als Ferrari CTO und McLaren CEO in anspruchsvollen Aufgaben, aber eben bei klassischen Nischenherstellern. Aus diesen Schuhen ist Porsche schon lange herausgewachsen. Bei Ferrari und McLaren kennt der Chef jeden Kunden persönlich. Bei 400.000 Autokäufern geht das nicht.“
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Der Weg von Porsche könne nur der Weg nach oben sein, also in Richtung 500.000 Fahrzeuge und dann weiter und weiter, so Dudenhöffer. „Die Elektromobilität ist nichts für Nischenhersteller: Scales Matter. Ein Elektroauto kann man im Nu auf (1000 + x) PS aufblasen wobei x durchaus eine große Zahl sein kann. Die Batterie ist der Knackpunkt und den kann man nur mit China-Innovationen beherrschen.“
Die erste Aufgabe des neuen Porsche CEO müsse also sein, nicht an ein paar Verbrenner-PS zu spielen, sondern die Produktionskosten vom Kopf auf die Füße stellen. „Die Internationalisierung der Produktion ist eines der Themen. Neue Produktionsverfahren wie Giga-Casting sind wichtig. Automatisierung auf Teufel komm raus, eben mehr Tesla und Xiaomi als ein paar Verbrenner-PS mehr. Fazit: Die Aufgaben für den neuen Porsche CEO muss lauten: Wendelin Wiedeking 2.0. Wiedeking 2.0 ist die Herausforderung. Es bleibt spannend in Zuffenhausen.“
