2000 Euro steuerfrei: Deutschlands Antwort auf den Fachkräftemangel heißt Aktivrente

Ab 2026 können Rentner monatlich bis zu 2000 Euro steuerfrei hinzuverdienen. Arbeitswissenschaftler prognostiziert: Viele werden ihre Arbeitsstunden deutlich aufstocken – ein Potenzial, das Unternehmen jetzt strategisch nutzen sollten.

Die deutsche Wirtschaft bekommt ab Januar 2026 ein neues Instrument gegen den Fachkräftemangel. Nach der Einigung von Union und SPD am 15.

Oktober tritt dann die Aktivrente in Kraft – mit einem steuerlichen Anreiz, der es in sich hat: Bis zu 2000 Euro monatlich können Rentner in sozialversicherungspflichtigen Jobs steuerfrei hinzuverdienen. Laut „Merkur“ soll die Regelung mehr Ruheständler zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt motivieren und damit gleich zwei Probleme lösen: die Stabilisierung des Rentensystems und die Linderung des Personalmangels.

Stundenzahl wird deutlich steigen

Hans Martin Hasselhorn, Arbeitswissenschaftler an der Universität Wuppertal, erwartet durch die Aktivrente einen signifikanten Effekt auf dem Arbeitsmarkt.

„VVor allem aber gehe ich davon aus, dass die Zahl der Wochenstunden, die Rentner arbeiten, steigen wird“, prognostiziert der Experte laut „Merkur“. Bisher arbeiten die meisten Ruheständler maximal 12 Stunden pro Woche in Minijobs. Mit dem steuerlichen Anreiz von 2000 Euro werden viele ihre Arbeitszeit aufstocken wollen.

Babyboomer als Potenzial für Unternehmen

Besonders interessant für Unternehmen: Rund 40 Prozent der Babyboomer-Generation, die in den kommenden Jahren in Rente geht, wären unter bestimmten Bedingungen bereit weiterzuarbeiten, obwohl sie es eigentlich nicht mehr müssten.

Wie „Merkur“ berichtet, kann sich etwa die Hälfte der Babyboomer einen vorzeitigen Ruhestand leisten – ein enormes Reservoir an Erfahrung und Know-how, das mit den richtigen Anreizen weiter genutzt werden könnte.

Strategische Personalplanung ab 55+

Für Unternehmen empfiehlt Hasselhorn eine proaktive Strategie: regelmäßige Gespräche mit Mitarbeitern ab 55 Jahren über deren berufliche Zukunft.

Eine Studie der Universität Wuppertal zeigt laut „Merkur“, dass nur ein Viertel der Frührentner kategorisch ausschließt, im Rentenalter weiterzuarbeiten. Entscheidend für die Arbeitsmotivation im Rentenalter sind vor allem soziale Faktoren und die Freude an der Tätigkeit – nicht primär finanzielle Anreize.

Business Punk Check

Die Aktivrente ist kein Allheilmittel für den demografischen Wandel, sondern ein pragmatischer Schachzug in einem überhitzten Arbeitsmarkt. Der steuerliche Anreiz wird vor allem dort wirken, wo Arbeit mehr ist als Geldverdienen: in Jobs mit sozialer Komponente, sinnstiftenden Aufgaben und flexiblen Arbeitszeiten. Unternehmen, die jetzt schon eine 55+ Strategie entwickeln, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil.

Die wahre Innovation liegt nicht im Steuerbonus, sondern in neuen Arbeitsmodellen: Mentoring-Programme, bei denen Rentner ihr Wissen weitergeben, projektbasierte Teilzeitmodelle oder saisonale Einsätze. Wer Rentner nur als günstige Arbeitskräfte betrachtet, hat das Potenzial nicht verstanden. Es geht um Erfahrungstransfer in einer Zeit, in der Wissen schneller veraltet als je zuvor.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Branchen profitieren am stärksten von der Aktivrente?

    Vor allem der Dienstleistungssektor, Gesundheitswesen und Handwerk werden von der Aktivrente profitieren. Diese Branchen bieten oft sinnstiftende Tätigkeiten mit sozialer Komponente – genau das, was Rentner neben dem Steuerbonus suchen.

  • Wie sollten Unternehmen ihre Arbeitsmodelle für Rentner anpassen?

    Flexible Arbeitszeitmodelle entwickeln, die auf 15-25 Wochenstunden ausgelegt sind. Projektbasierte Beschäftigung anbieten und Wissenstransfer-Programme etablieren, die die Erfahrung der Rentner gezielt nutzen.

  • Welche Kommunikationskanäle erreichen arbeitswillige Rentner am besten?

    Neben digitalen Plattformen und Jobportalen funktionieren auch klassische Kanäle wie lokale Aushänge und persönliche Netzwerke. Entscheidend ist eine altersgerechte, wertschätzende Ansprache ohne Altersstereotype.

  • Wie können Mittelständler ohne große HR-Abteilung von der Aktivrente profitieren?

    Frühzeitig Gespräche mit langjährigen Mitarbeitern führen, die vor dem Ruhestand stehen. Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern halten und spezifische Projekte identifizieren, die von erfahrenen Teilzeitkräften umgesetzt werden können.

  • Welche steuerlichen Aspekte müssen Unternehmen bei der Beschäftigung von Rentnern beachten?

    Die Steuerfreiheit gilt nur für die Arbeitnehmer, nicht für Arbeitgeber. Sozialversicherungsbeiträge fallen weiterhin an. Unternehmen sollten ihre Gehaltsstrukturen und Arbeitsverträge rechtzeitig anpassen, um von der Regelung optimal zu profitieren.

Quellen: „Merkur“

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