25 Tore zeigen die bittere Wahrheit über den deutschen Fußball

4:0, 4:2, 1:5, 2:7. Die deutschen Ergebnisse dieser Champions-League-Woche boten genau das, worum es im Fußball geht: Tore! 25 in vier Partien. Das Problem: Sie waren derart ungleich verteilt, dass sie wie ein Symbol für den Zustand des deutschen Fußballs wirkten.

Der FC Bayern schlug den FC Brügge mit 4:0, Borussia Dortmund gewann 4:2 beim FC Kopenhagen, Eintracht Frankfurt holte sich gegen den FC Liverpool die nächste 1:5-Klatsche ab (wie gegen Atlético Madrid), und Bayer Leverkusen wurde vom amtierenden Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain mit 2:7 gedemütigt.

Champions League wie ein fußballerischer Zinseszins-Effekt

Es mag ein schwacher Trost sein, dass die Fußball-Königsklasse – nicht zum ersten Mal in jüngerer Vergangenheit – von absurden Resultaten geflutet wurde. Chelsea gegen Amsterdam 5:1, Eindhoven gegen Neapel 6:1, Barcelona gegen Piräus 6:1. 

Nach drei von acht Spieltagen in der Liga-Phase, die es seit dem Vorjahr gibt, zeichnet sich bereits das altbekannte, durchaus bittere Bild ab: An der Spitze thronen die mächtigen Superklubs. PSG, Bayern, Inter Mailand (diesmal 4:0 bei Union Saint-Gilloise), Arsenal (4:0 über Atlético), Real Madrid, der BVB und Manchester City. Dann das vom Saudi-Geld subventionierte Newcastle United, dann Barcelona, Liverpool – und dann, irgendwann, der ganze Rest.

Es gehört zum Prinzip der modernen Champions League, dass sie diejenigen belohnt, die eh schon viel haben. So werden die Reichen immer (noch) reicher. Wie ein sportlicher Zinseszins-Effekt. 

Champions League macht Überraschungen immer noch möglich – vereinzelt

In dieser Saison schüttet der Dachverband Uefa insgesamt 2,5 Milliarden (!) Euro aus, jeder Verein erhält eine garantierte Startprämie von 18,62 Millionen. Aber: Je nach Abschneiden häufen sich die Boni auf bis zu 150 Millionen. Dazu profitieren Klubs mit erfolgreicher Historie und kommerzieller Attraktivität von einem “Value”-Topf. 

Auf diese Weise haben sich die Gesetzmäßigkeiten des europäischen Fußballs über Jahre und Jahrzehnte verfestigt. Der Hochadel des Fußballs, eine Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.

Immerhin: Noch sind Überraschungen möglich, zumindest vereinzelt. Eindhovens 6:2 über den italienischen Meister Neapel zählte dazu; vor ein paar Wochen verlor Liverpool bei Galatasaray Istanbul. 

In der vergangenen Saison unterlagen Barcelona in Monaco und Real gegen Lille. Pep Guardiolas ManCity wurde von Sporting Lissabon vorgeführt, 1:4. Bayern patzte bei Aston Villa, das sogar das Viertelfinale erreichte. Und der spätere Triumphator Paris stand im Winter 2024, am letzten Liga-Spieltag, kurz vor dem Aus.

Deutscher Fußball teilt sich in drei Welten

Trotzdem teilt der deutsche Fußball seine internationale Wettbewerbsfähigkeit in zwei Welten, eigentlich sind es drei.

In der ersten Welt zirkuliert der FC Bayern, nach wie vor, in der zweiten Welt tummelt sich tapfer der BVB – und weit, weit dahinter finden sich all jene, die sich in loser Reihenfolge mit Europas Elite messen dürfen. Einst Schalke oder Wolfsburg, zuletzt Stuttgart und aktuell die Frankfurter Eintracht, die sich über beachtliche Europa-League-Erfolge viel Respekt verschaffte. Dennoch bleiben die Ansprüche in der Königsklasse überschaubar, weil sie überschaubar sein müssen.

Alarmierender mutet an, dass ein europäisch etablierter Klub wie Leverkusen sieben Gegentore im eigenen Stadion kassiert. Das Liga-System verzeiht derlei Ausreißer eher als die frühere Gruppenphase, dennoch ist ein 2:7 des Deutschen Meisters von 2024 für den deutschen Fußball bedenklich. Und ehrlich gesagt: auch ein bisschen peinlich. 

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