Inklusion
3D-Sticker helfen Blinden in Soest bei der Mülltrennung
Die Stadt Soest gibt erstmals tastbare Sticker aus, damit sehbehinderte Menschen ihren Abfall eigenständig sortieren können.
Es gibt graue, grüne und blaue: Mülltonnen sind leicht zu unterscheiden, nicht aber, wenn man eine Sehbehinderung hat und Farben nicht unterscheiden kann.
Es ist ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit.
Filomena Muraca-Schwarzer von der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft Kreis Soest
Für Edip Kartal, der in einem Mehrfamilienhaus mit mehr als neun Tonnen am Kölner Ring wohnt, ist das Müllwegbringen zu einer riesigen Herausforderung geworden, wobei ihn gelegentlich seine Kinder unterstützt haben.
Mülltonnen-Sticker für Blinde: Im Kreis Soest Vorreiter
Dann hat er über den Blinden- und Sehbehindertenverband in Bayern von einer Firma erfahren, die kleine 3D-Sticker mit unterschiedlichen taktilen Symbolen herstellt, die auf die Mülltonnen geklebt und ertastet werden können. Mit dieser Idee ist er an die Stadt Soest herangetreten, die prompt reagiert hat und nun – zumindest im Kreis Soest – in Sachen Mülltonnen-Erkennung für blinde Menschen oder Menschen mit einer Sehbehinderung Vorreiter ist.
Mülltonnen-Sticker für Blinde: Gedruckt mit 3D-Drucker
Florian Brinkmann, Leiter der Stadtreinigung des Kommunalbetriebes der Stadt Soest, machte sich kurzerhand daran, die Plastikplättchen zu drucken. Dazu hatte er sich den Code zum Drucken, den die Firma Eichhorn aus Unterfranken kostenlos zur Verfügung stellt, gescannt und den 3D-Drucker vom Stadtlabor ausgeliehen.
Das Ergebnis war recht bescheiden, sodass sein Antrag auf einen neuen Drucker Gehör fand und er tastbare 3D-Sticker von guter Qualität drucken konnte.
Mülltonnen-Sticker für Blinde: Geometrische Formen zur Unterscheidung
Die wurden nun am Haus von Edip Kartal auf die Deckel von neun Mülltonnen geklebt. Ein Kreuz für den Restmüll, ein Dreieck für den Biomüll und ein Viereck fürs Papier. Ein Kreis für die gelbe Wertstofftonne soll folgen. Die tastbaren Sticker können ab sofort auf Anfrage bei der Stadt beantragt werden, sie werden vom Kommunalbetrieb an Privathaushalte ausgegeben. Bei einer Neubestellung können sie über ein Formular mit angegeben werden.
Rund 1200 sehbehinderte Menschen gibt es im Kreis Soest. Sie alle dürften mit Einführung der Mülltrennung vor rund 20 Jahren, als die bunten Tonnen die eine graue ergänzt haben, mit der Mülltrennung ein Problem gehabt haben.
Mülltonnen-Sticker für Blinde: Wertvolle Erleichterung im Alltag
„Die Sticker sind eine wertvolle Alltagserleichterung“, freut sich Kartal, der nur Hell und Dunkel unterscheiden kann und vor 25 Jahren erblindet ist, über diese einfache und kostengünstige Lösung. „So muss ich keine Angst mehr haben, dass ich den Müll in die falsche Tonne packe. Und bitten muss ich auch niemanden mehr“, fühlt er sich mit seinem Problem ernst genommen.
Auch Filomena Muraca-Schwarzer von der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft Kreis Soest und Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Kreis Soest freut sich ganz im Sinne von Inklusion und Teilhabe über einen „weiteren Schritt in die Selbstständigkeit“.
