Abkehr von RAF-Terror: Untergetauchter Klette-Komplize meldet sich aus dem Untergrund

„Das falsche Primat“

Abkehr von RAF-Terror: Untergetauchter Klette-Komplize meldet sich aus dem Untergrund

Ein ehemaliger RAF-Terrorist meldet sich aus dem Untergrund. Er richtet einen Brief an die Tochter eines von der Gruppe ermordeten Diplomaten.

Berlin – Der vom Bundeskriminalamt (BKA) gesuchte RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat sich offenbar aus dem Untergrund zu Wort gemeldet. Der Zeitung Junge Welt liegt ein Schreiben des mutmaßlichen Terroristen vor. Eine unabhängige Überprüfung der Echtheit des Briefes liegt derzeit nicht vor.

Der Brief richtet sich an Caroline Braunmühl, Tochter des 1986 von der Roten Armee Fraktion (RAF) getöteten Diplomaten Gerold von Braunmühl. Auch auf der Plattform Indymedia wurde das Schreiben veröffentlicht. Darin setzt sich Garweg mit den Anschlägen der RAF in den 1980er Jahren auseinander und hinterfragt, ob die tödlichen Attacken noch mit den ursprünglichen Idealen der Terrorgruppe in Einklang standen. Er übt deutliche Kritik an den Morden der RAF.

Schreiben aus dem Untergrund: Erneutes Lebenszeichen von RAF-Terrorist Burkhard Garweg

Das Bundeskriminalamt (BKA) fahndet weiterhin nach Burkhard Garweg, der im Zusammenhang mit mutmaßlichen Straftaten ehemaliger Mitglieder der linksextremistischen Terrororganisation RAF steht. Garweg wird verdächtigt, zwischen 2011 und 2016 gemeinsam mit der inzwischen verhafteten Daniela Klette und dem noch flüchtigen Ernst-Volker Staub mehrere bewaffnete Raubüberfälle sowie versuchte Raubtaten in Norddeutschland begangen zu haben.

Laut BKA dienten die Taten offenbar der finanziellen Sicherung des Lebensunterhalts der Gruppe. Politische Motive konnten den Ermittlern zufolge bislang nicht festgestellt werden. Garweg wird der sogenannten „dritten Generation“ der RAF zugerechnet, die in den 1980er- und 1990er-Jahren aktiv war.

Bereits zuvor hatte sich Garweg im Dezember 2024 mit einem Brief aus dem Untergrund gemeldet, welcher der Zeitung taz damals exklusiv vorlag. Das neue Schreiben trägt den Titel „Das falsche Primat“. Sollte es tatsächlich von dem gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen stammen, wäre es ein erneutes Lebenszeichen von ihm aus dem Untergrund seit längerer Zeit.

Was war die RAF?

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksextremistische Terrororganisation in Deutschland, die 1968 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof gegründet wurde. In den folgenden Jahrzehnten verübte die Gruppe zahlreiche Anschläge, bei denen mindestens 35 Menschen ums Leben kamen und viele weitere verletzt wurden. Besonders im Fokus standen Einrichtungen der US-Streitkräfte, die wiederholt Ziel von Angriffen und Sachbeschädigungen wurden. Die RAF rechtfertigte ihre Taten mit dem Anspruch, die bestehende kapitalistische Ordnung zu bekämpfen. Insgesamt gehörten ihr rund 80 aktive Mitglieder an.

Burkhard Garweg kritisiert in Untergrund-Brief die Taten der RAF der 1980er-Jahre

Der Brief ist an die Tochter eines von der RAF ermordeten Diplomaten adressiert. Darin nimmt der Verfasser Bezug auf einen öffentlichen Beitrag, in dem sie trotz des Verlusts ihres Vaters anerkennt, dass die Morde der RAF aus „radikalem Widerstand gegen soziale Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung“ erfolgt seien. Im Schreiben heißt es weiter: „Es stellen sich Fragen nach dem Sinn oder der Legitimation solcher ‚Akte des Äußersten‘ als Teil einer politischen Geschichte und eines Revolutionsversuchs.“

In mehreren Abschnitten erläutert der Autor des Schreibens, wie sich die RAF seiner Ansicht nach entwickelt habe und warum spätere Anschläge kritikwürdig seien. Während die Aktionen der RAF in den 1970er-Jahren – etwa Angriffe auf das US-Hauptquartier oder den Springer-Konzern – im historischen Kontext noch als Kampf gegen Unterdrückung erklärbar gewesen seien, müsse man die Taten der 1980er-Jahre anders bewerten. „Meines Erachtens führte eine eher militaristische Sichtweise in der Konzeption der RAF der 80er-Jahre dazu, dass das Mittel selbst, seine Form und Wirkung, verselbständigt wurde“, heißt es in dem Schreiben.

Zudem wendet sich Garweg mit einigen Zeilen an die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette. Der Verfasser bedauert, dass Daniela Klette sich nicht an der Diskussion beteiligen könne, „weil die staatliche Repression entschlossen ist, ihre Teilnahme an politischen Diskussionen nicht zuzulassen“. Er verlangte ihre Freilassung – ebenso wie die aller übrigen politischen Gefangenen – und forderte die Abschaffung des gesamten Gefängnissystems. (Quellen: t-online, de.indymedia.org, Junge Welt, Frankfurter Allgemeine) (jal)

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