Am Golfplatz blüht bald das Blutströpfchen

Neukirchen-Vluyn. In Zusammenarbeit mit der Biologischen Station entstehen auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen Blumenwiesen. Derzeit wird eine Pflanze eingesetzt, die für einen besonderen Schmetterling wichtig ist – und auch noch Heilkräfte haben soll.

Ein Golfplatz als Ort der Artenvielfalt. Das klingt ungewöhnlich, ist aber möglich. Das beweist eine Kooperation der Biologischen Station des Kreises Wesel mit dem Golfclub Niep in Neukirchen-Vluyn. Am Donnerstag stellten die Platz-Managerin Alexandra Budak, der für die Platzpflege zuständige Headgreenkeeper Morris Kother, sowie die Biologen der Weseler Station Sabine Eberwein und Dieter Schneider eines dieser Kooperationsprojekte vor.

Unter dem Namen „Artenvielfalt im urbanen Raum“ beflanzen sechs Mitarbeiter der Neukirchen-Vluyner Sozialeinrichtung „Tuwas Genossenschaft“ einen ungenutzten, 200 mal 80 Meter großen Bereich der Anlage mit insgesamt 123 Pflanzen des Großen Wiesenknopfes. Die im Volksmund auch als „Blutströpfchen“ bekannte Pflanze ist wichtig für einen kleinen, auf der Roten Liste stehenden Schmetterling namens „Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling“. Sie dient ihm als Eiablagestelle und seinen Raupen im frühen Entwicklungsstadium als einzige Futterpflanze, bevor sie im Spätsommer von Roten Gartenameisen in ihre Nester getragen werden und sich dort den Winter über von deren Brut ernähren.

„Leider ist der Große Wiesenknopf nur noch selten zu finden, deswegen suchen wir schon länger nach geeigneten Anpflanzungsflächen, auf denen er sich wieder ausbreiten kann“, erklärte Dieter Schneider. „Die Fläche hier am Golfplatz schien uns dafür gut geeignet. Also haben wir nachgefragt und sind dabei erfreulicherweise sofort auf offene Ohren gestoßen.“

Dies bestätigte Morris Kother. „Wir bewirtschaften unseren Platz schon von Anfang an bewusst nachhaltig, also ohne Pflanzenschutzmittel, und dieser Bereich wird auch nicht bespielt“, sagte er. Leider, so sagte Sabine Eberwein, habe man bisher noch keine Ameisen-Ansiedlungen finden können, hoffe aber, dass die Bepflanzung auch in dieser Hinsicht etwas bewirken wird.

Die Wiesenknopf-Pflanzaktion in Neukirchen-Vluyn ist die dritte ihrer Art am Niederrhein. In den letzten drei Jahren ist bereits ein Areal im Schwafheimer Bruch und eines in der Weseler Aue entstanden. „Wichtig ist, dass in allen drei Gebieten lediglich einmal gemäht wird. In diesem Fall sogar relativ früh“, sagte Sabine Eberwein. Eine Verpflichtung, der man auf dem Golfplatz künftig gewissenhaft nachkommen will, wie Managerin Alexandra Budak versprach.

Zunächst liegt das Schicksal der Pflanzen jedoch noch in den Händen des „Tuwas“-Teams. „Wir haben bei uns eine Projektgruppe mit dem Namen ,Grünes Leben’, die auch die anderen beiden Areale bepflanzt hat. Wir haben also schon Erfahrung“, sagte dessen Leiterin Katrin Neumeister. Wahrscheinlich würden nicht alle Pflanzen angehen, das sei normal, aber auf längere Sicht sei man zuversichtlich, meinte Sabine Eberwein. Der Große Wiesenknopf sei eigentlich recht robust, aber bei den heute bis zu vier oder fünf üblichen Wiesenschnitten pro Jahr habe er keine Chance mehr gehabt. Das sei schade.

Das „Blutströpfchen“ besitzt nämlich neben seiner Bedeutung für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling auch einige pflanzliche Heilkräfte. So fand es früher Verwendung als Antiseptikum und zur Blutstillung kleinerer Wunden, sowie bei Durchfällen. Dessen junge Frühlingsblätter sollen außerdem als Salat richtig lecker schmecken.

(lang pogo)

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