Aufarbeitung der NS-Zeit in Germering: Historiker soll Orte und mehr erforschen

Beschluss im Stadtrat

Aufarbeitung der NS-Zeit in Germering: Historiker soll Orte und mehr erforschen

Viel ist über die NS-Zeit in Germering nicht bekannt. Das soll sich nun ändern. Ein externer Experte soll die Geschichte des Dornierlagers und weiterer Orte dokumentieren.

Germering – Die Stadt will einen Historiker mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Germering und Unterpfaffenhofen beauftragen. Dieser soll vor allem auch die Geschichte des sogenannten Dornierlagers an der heutigen Dornierstraße klären. Mit diesem Beschluss reagiert der Stadtrat auf Anträge von Dritter Bürgermeisterin Sophie Schuhmacher (Grüne) und Linken-Stadtrat Ulrich Seibert. Diese wollen an das Lager entweder mit einer Infotafel (Schuhmacher) oder einem Mahnmal erinnern.

Kaum Informationen im Archiv

Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl hat auf die Anträge der beiden Stadträte mit einem umfangreichen Vortrag reagiert. Den Kern seiner eigenen Nachforschungen zum Dornierlager präsentierte er gleich zu Beginn: „Wir wissen einiges, aber nicht viel.“ Im Stadtarchiv selbst gibt es laut Guckenbiehl relativ wenig Material zum Lager. Das sei auch der Grund dafür gewesen, dass ein Antrag der Grünen aus dem Jahr 1990, mit einem Gedenkstein an das Lager als mögliche Außenstätte des KZ-Dachau zu errichten, abgelehnt worden sei.

Klar ist laut Guckenbiehl nur, dass es ein Lager gegeben habe. Es gibt dem Archivar zufolge sogar Pläne, über die der damalige Gemeinderat 1942 abgestimmt habe. Demnach hätten ähnlich der Wifo-Siedlung an der Dornierstraße, die damals Lagerstraße hieß, 38 Doppelhäuser und ein Laden gebaut werden sollen. Dies sei aber wohl aus Gründen der Materialknappheit nie realisiert worden. Stattdessen habe man wohl 1943 begonnen, Baracken aufzustellen.

Die Unterkünfte waren offensichtlich für KZ-Häftlinge aus Dachau bestimmt, die von hier aus in den Dornierwerken Neuaubing und Oberpfaffenhofen eingesetzt wurden. Die genaue Zahl sei aber ebenso wenig bekannt wie die Zeit ihrer Unterbringung – „Von wann bis wann waren die Häftlinge hier?“ – und die Art der Arbeiten, die sie erledigen mussten.

All dies zu erforschen, überfordere das Stadtarchiv, erklärte Archivar Guckenbiehl. Er schlug deswegen vor, einen Historiker mit der Aufarbeitung zu beauftragen. Dieser sollte sich aber nicht auf das Dornierlager beschränken, sondern auch andere sogenannte Unrechtsorte aus der NS-Zeit zu erkunden. Er nannte unter anderem das Stöhr-Gelände, auf dem die Stadthalle errichtet wurde, das Tanklager, das Wifo-Areal und die Flakstellungen auf Germeringer Flur.

Arbeitsgruppe soll gegründet werden

Zusätzlich soll laut Guckenbiehl eine Arbeitsgruppe (AG) unter Leitung des Stadtarchivs gegründet werden, die Vorschläge zu Themen für weitere Informationstafeln auch ohne Bezug zur NS-Zeit erstellen soll. In dieser Gruppe sollen neben Sophie Schuhmacher und Ulrich Seibert weitere Stadträte, der Heimatverein, der Stadtmuseumsverein und das Kulturamt vertreten sein.

Grünen-Stadträtin Sophie Schuhmacher begrüßte diese Vorgehensweise: „Das ist das, was ich mir vorgestellt habe.“ Auch Andrea Schaal (SPD) als Vorsitzende des Museumsvereins äußerte sich erfreut über diese Art der Aufarbeitung. Gemeinsam mit ihnen stimmte der Stadtrat dem Vorschlag von Guckenbiehl zu.

Related Post

Leave a Comment