Bebauungspläne sorgen bei den Bürgern für Kontroversen

Bürgerversammlung in Unterhausen

Bebauungspläne sorgen bei den Bürgern für Kontroversen

Bei der Bürgerversammlung diskutierten über 150 Anwohner über das geplante Wohnquartier und die Zukunft der Dorfmitte.

Als Stadtbaumeisterin Katrin Fischer erklärte, die Stadt wolle in Unterhausen kein „klassisches Ein- und Zweifamilienhaus-Gebiet, weil sie nicht in ein Dorf passen“, kam zum ersten Mal kurz Unruhe auf. Gelächter und ein lautes „Hä?“ waren zu vernehmen. Ansonsten hörten die mehr als 150 Besucher der Bürgerversammlung, die kaum Platz fanden in der Turnhalle neben dem Sportheim, ihr und Manfred Stork von der Bauverwaltung ruhig zu, als die beiden den Bebauungsplan für ein neues Wohnquartier (wir berichteten) vorstellten.

„Ich war gerne Ihr Bürgermeister“

„Viel getan“ hat sich seit der Bürgerversammlung im April 2024, so Bürgermeister Markus Loth in der Turnhalle des Sportheims Unterhausen. Er verwies auf den umfangreichen Jahresbericht 2024 auf der Homepage www.weilheim.de. In seiner Rede ging er auch auf die Finanzsituation der Stadt ein. Und er appellierte an die Weilheimerinnen und Weilheimer, zur Kommunalwahl im kommenden März zu gehen.

Die Haushaltsplanung für 2025 stand unter der Prämisse, die großen Investitionen für die Erweiterungen der beiden Grundschulen, für die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens Maria Himmelfahrt, für den Hochwasserschutz Angerbach sowie für die Sanierung des Stadtmuseums darzustellen: „Wir reden hier über Netto-Beträge nur bis 2028 von über 16 Millionen Euro.“

Die Aufstellung des Haushalts werde jedes Jahr zum Balanceakt und es gelte, die aufgehende Schere zwischen den Einnahmen und Ausgaben in den Griff zu bekommen. Für den Haushalt 2025 sei das noch gelungen, ohne die freiwilligen Leistungen an die Vereine und andere Organisationen zu beschneiden: „Ob uns das auch in Zukunft so gelingen wird? Wir werden uns jedenfalls bemühen!“

Da Loth nach 24 Jahren als Bürgermeister aufhört, war es seine letzte Rede auf einer Bürgerversammlung in Unterhausen. Er dankte allen Bürgern, die sich an einem lebendigen Gemeindeleben beteiligen und versicherte den Unterhausenern: „Ich bin immer gerne hierhergekommen und war gerne Ihr Bürgermeister.“ Er rief alle dazu auf, ihr Wahlrecht bei der Kommunalwahl zu nutzen: „Die Demokratie war noch nie so gefährdet wie derzeit. Geben Sie Ihre Stimme einer demokratischen Vereinigung!“

Das Grundstück in der Dorfmitte gehört zu zwei Dritteln der Kirche und zu einem Drittel der Stadt Weilheim. Zum Teil liegt schon ein Baurecht vor. Auf dem Areal stellt sich die Stadt ein „Dorfgebiet Unterhausen II“ mit etwas über 30 Wohnungen vor. Die Idee erhielt heuer im Stadtrat viel Lob, und einstimmig wurde damals die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen. Der dient dazu, so Stork jetzt auf der Bürgerversammlung, „damit da nichts hinkommt, was da nicht hingehört“.

Danach stellte Michael Seitz vom Stadtbauamt die Planungen für den Bahnübergang vor. Hier sei die Bahn der Stadt entgegengekommen, werde weniger Flächen verbrauchen und wohl während der Bauarbeiten auch eine Fahrspur offen halten. Bürgermeister Loth stellte klar: „Hier beschließen wir nicht. Wir können nur Anregungen geben.“

„Was ist an dieser Planung verkehrt?“

Nachdem die beiden Hauptthemen, die zuvor schon für Diskussionsstoff im Weilheimer Ortsteil gesorgt hatten, von städtischer Seite abgehandelt waren, kamen vor allem Fragen zu möglichen Kosten für Anwohner der Straßen entlang des künftigen Neubaugebietes. Dazu die Auskunft der Stadt: Straßenausbauten sind nicht geplant. Rupert Pentenrieder, Referent für Unterhausen im Stadtrat, sagte, er sei für die Bebauung – und fragte: „Was ist an dieser Planung verkehrt?“ Er habe in letzter Zeit mit vielen im Dorf gesprochen: „Da ging es oft um persönliche Sachen. Aber das hat der Stadtrat nicht zu bewerten.“ Als Beispiel nannte er eine Aussage wie: „Ich schaue lieber auf Pferde als auf Häuser.“

Doch es kamen auch durchaus ernst zu nehmende Argumente für und wider die vorgegebene Bebauung. Die Tiefgarage werde nicht ausreichen und die Straßen in Unterhausen seien schon jetzt zugeparkt. Warum baut man nicht auf anderen Flächen, sondern zerstört eine Grünfläche, die wichtig ist für den Ort? Eine Wortmeldung ließ viele aufhorchen. Der örtliche Kirchenpfleger verwies auf ein Schreiben vom Juli an die Stadt, dass die Kirche ihr Grundstück gar nicht bebauen wolle. Es fehle das Geld. Das Vorliegen des Schreibens wurde seitens der Stadt bestätigt.

Auf die Frage, ob die Stadt ihr Grundstück bebaue, auch wenn die Kirche nicht mitziehe, kam ein klares Ja. Die Kirche könne, so hieß es, ja auch später noch bauen. Die Vertreter der Stadt wiesen darauf hin, dass ein Bebauungsplan ja kein Bauplan sei. Es müsse nicht gebaut werden. Der Bebauungsplan zeige nur, wie künftig gebaut werden darf und kann. Bürgermeister Markus Loth stellte klar: Jede Anregung von Bürgern werde berücksichtigt. Noch sei nichts beschlossen.

Zwei deutlich vorgetragene Argumente für eine Bebauung kamen von Einheimischen. Ein Landwirt meinte, die echten Unterhausener seien schon immer mit Zuzüglern gut ausgekommen: „Die, die sich jetzt aufregen, haben hier eine günstige Wohnung gefunden.“ Ein junger Mann beklagte, dass die, die jetzt gegen eine Bebauung schimpften, nicht in den örtlichen Vereinen und Organisationen aktiv seien. Vielleicht würden die künftigen Neubürger ja mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

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