In Fischborn wird aus der Jugendgruppe der Jugend- und Kulturverein. Der Traditionsverein erfindet sich neu. Am vergangenen Samstag fand im Jugendraum eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt.
Ziel war es, die Mitglieder über die ausgearbeitete Neuausrichtung des Vereins zu informieren und sie dabei mitzunehmen.
Neuausrichtung der Jugendgruppe: Ein Traditionsverein in Birstein erfindet sich neu
Spätestens seit Corona ist das Vereinsleben ein anderes. Dies merkte auch die Jugendgruppe Fischborn rund um ihren Vorstand in den vergangenen Jahren. Hinzu kam der demografische Wandel – bestehende Mitglieder wurden älter, neue Mitglieder kamen immer weniger nach und auf Vorstandsarbeit hatte niemand mehr so richtig Lust.
Die Jugendgruppe als Verein abzumelden und den Jugendraum zu schließen, dies war für viele „ältere“ Mitglieder allerdings keine Option. Deshalb wurde zu Beginn des Jahres kurzerhand eine Arbeitsgruppe gegründet und überlegt, wie man den Verein wieder attraktiver machen, den aktuellen Mitgliedern gerecht werden und den Jugendraum auch für künftige Generationen erhalten könnte.
Neuer Vorstand, neue Impulse in Birstein-Fischborn: Der Wandel nimmt Gestalt an
Spätestens mit der Wahl des neuen Vorstandes rund um Thorsten Schauermann und Christopher Eurich im März nahmen die Ideen und Ausarbeitungen konkretere Formen an und konnten nun in der außerordentlichen Mitgliederversammlung präsentiert werden. 27 Mitglieder waren der Einladung gefolgt, und so führte der Vorstand durch die Versammlung und informierte die anwesenden Generationen von der 17-jährigen Jugendlichen bis hin zu den Mittfünfzigern Gründungsmitgliedern.
„Ein Verein für alle wollen wir sein! Wer sich zu jung fühlt für den Vogelschutzverein, sich nicht in der Lage sieht zu Einsätzen der Feuerwehr mitzufahren oder aber zwei linke Füße und kein Interesse am Fußball hat, der ist im zukünftigen Jugend- und Kulturverein herzlich willkommen.“
Der Prozess zur Vereinsgründung begann bereits Ende 2024 unter dem Arbeitstitel „Ideen Weiternutzung Jugendraum“, mit dem Ziel, die gewachsenen Strukturen der Jugendgruppe in eine zukunftsfähige Vereinsform zu überführen. Der Weg dorthin wurde durch Thorsten Schauermann skizziert und die wichtigsten Satzungsänderungen erläutert.
So sollte sich nicht nur der Name des Vereins ändern, sondern die Zwecke des Vereins wurden um kulturelle und soziale Aspekte erweitert sowie auf das bestehende Mitgliedsalter angepasst. Darüber hinaus wollte man den Vorstand erweitern, um Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen und verschiedene neue Impulse zu erhalten.

Junge Erwachsene in Birstein-Fischborn sollen erst an die Vereinsarbeit herangeführt werden
„Ich kann mit meinen 40 Jahren keiner Jugendgruppe vorstehen, das ist irgendwie komisch.“ Witzelte Christopher Eurich, bevor er hervorhob, dass der Jugendraum als solcher seine Funktion beibehalten soll und Anlaufpunkt für alle – eben auch die Jugendlichen – bleiben wird. Dies soll gelingen, indem ein erfahrener Vorstand die Geschicke leiten wird, junge Erwachsene an die Vereinsarbeit herangeführt und strukturelle Dinge wie (Feuerholz, Getränke, Öffnung des Raums) erst einmal von dem Vorstand übernommen werden. So lange, bis die Vereinsmitglieder dies wieder mitübernehmen wollen und können. „Nur wenn weiter tatkräftig zusammen am Erhalt des Vereins gearbeitet wird, hat die Neuausrichtung eine Chance, sonst nützt auch die Arbeit des aktuellen Vorstandes wenig!“
Mit diesen Worten wurde die neue Satzung zur Wahl gestellt und einstimmig durch die Mitglieder genehmigt. Infolgedessen konnten zwei Beisitzer ergänzend gewählt werden. Jule Fee Bernhardt und Nicolas Bode wurden hierfür als geeignete Personen vorgeschlagen und einstimmig gewählt.
Unterstützung von allen Seiten: Politik und Ortsbeirat von Birstein stehen hinter dem Verein
Bürgermeister Fabian Fehl sowie der stellvertretende Ortsvorsteher Christian Franzke waren der Einladung gefolgt und richteten ihr Grußwort bereits zu Beginn an die Versammlung. Beide bedankten sich für das Engagement des Vereins, den Tatendrang der Akteure und sicherten auch für zukünftige Vorhaben ihre Unterstützung zu.
Der Ortsbeirat unterstützte den Übergang ausdrücklich. „Als ehemaliger JGF-Vorsitzender, als Ortsvorsteher und aus Verbundenheit war klar, dass man sich persönlich einbringt, ich konnte an der Satzung und an der Ausrichtung mitarbeiten“, so Michael Volz. „Hilfe muss greifbar sein – wir wollten, dass es weitergeht im Jugendraum. Und genau das ist jetzt gelungen.“
Erste Erfolge und Zukunftspläne: Der neue Verein in Birstein-Fischborn feiert sich selbst
Dank des engagierten Vorstandes und der tatkräftigen Mitglieder konnte nicht nur die Vereinsstruktur neu aufgestellt, sondern bereits erste Veranstaltungen organisiert werden.
Die gelungene Umwidmung des Vereins wurde – ganz im Sinne der Gemeinschaft – mit einem stimmungsvollen Oktoberfest gefeiert. „Davon konnte ich mich noch fortgesetzter Stunde überzeugen“, so Volz.
Bereicherung für das Dorfleben in Birstein-Fischborn
Auch in Zukunft wird sich der neue Verein bestimmt aktiv in das Dorfleben integrieren und die Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen wie Feuerwehr, Sportverein, Landfrauen, Jagdgenossenschaft und Vogelschutzverein stärken. „Wir finden es super, dass wir diesen Schritt gemacht haben“, führten die Vorstände Thorsten Schauermann und Christopher Eurich aus. „Andere machen es nicht für uns – man muss es selbst tun.
Und genau das haben die Verantwortlichen beherzigt.“ Die Jugendgruppe hat sich sprichwörtlich am eigenen Schopf aus der Unsicherheit gezogen und ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach 42 Jahren erfolgreicher Jugendarbeit wird die Geschichte nun lebendig fortgeschrieben. Der Jugendraum im alten Schulhaus wird erneut zu einem Ort der Begegnung.
Neue Projekte und Pläne: Ein Blick in die Zukunft des Vereins in Birstein-Fischborn
Vorsitzender Thorsten Schauermann gab einen Ausblick auf das kommende Jahr und Veranstaltungen, die man sich in den Vorstandsreihen schon überlegt hatte. Vom Familienspielnachmittag bis zur Fahrt auf die Lohrer Festwoche waren zahlreiche Vorschläge dabei, die großen Anklang bei den Mitgliedern fanden und durch sie selbst mittels Klebepunkten priorisiert wurden.
Nach dem offiziellen Ende der Versammlung ging es nahtlos weiter in das angekündigte Oktoberfest. Der Raum füllte sich, die Stimmung war ausgezeichnet, und so wurde zu späterer Stunde bereits über eine griffige Abkürzung für den „neuen Verein“ diskutiert.
