Genau zwei Jahre nach der Sturmflut vom Oktober 2023 drohen Mecklenburg-Vorpommern erneut besonders stürmische und regenreiche Tage: Das Tief „Joshua“ erreicht den Nordosten voraussichtlich in den Nachmittagsstunden des Freitags (24. Oktober), wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Hamburg am Donnerstag mitteilte.
Nach Angaben der Meteorologen ist vor allem an den Küsten in der östlichen Landeshälfte sowie Hiddensee und Rügen mit teilweise orkanartigen Böen der Windstärke 11 – das entspricht 103 bis 117 km/h – zu rechnen. Auch das Binnenland wird mit schweren Sturmböen der Stärke 10, was immer noch 89 bis 102 km/h entspricht, ordentlich durchgepustet.
Besonders schwere Böen über der Ostsee
Zum Glück komme der Wind überwiegend aus südöstlichen Richtungen, hieß es. Dadurch tobten sich die schwersten Böen erst über der offenen See aus.
Dennoch wird die Situation als nicht ungefährlich eingeschätzt: Unter anderem drohen Behinderungen des Verkehrs durch auf die Straßen stürzende Bäume oder beschädigte Oberleitungen.
Fährverkehr zwischen Rostock und Gedser gestoppt
Auch die Reederei Scandlines hat aufgrund der Sturmwarnung fast alle für Freitag geplanten Abfahrten zwischen Rostock und dem dänischen Gedser abgesagt. Die letzten Abfahrten starten demzufolge 9 Uhr, wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte. „Alle späteren Abfahrten auf der Strecke sind abgesagt.“
Der reguläre Fahrplan werde ab Samstag wieder aufgenommen. Die ersten geplanten Fahrten seien dann die Fähren 00.45 Uhr ab Rostock und 3 Uhr ab Gedser. Die Strecke Rødby – Puttgarden fahre trotz des Sturms regelmäßig, hieß es weiter.
Auch bei der Weißen Flotte Stralsund werde es teilweise zu Einschränkungen und Wartezeiten kommen, hieß es auf der Internetseite. So entfallen aufgrund der Wetterlage zwischen den Häfen Selin, Baabe und Gager An- und Abfahrten mit dem Fahrgastschiff „Selin“. Wegen des starken Windes und der Strömung hat das Unternehmen auch geplante Exkursionen aus dem Hafen Lauterbach abgesagt. Fahrten nach Hiddensee sollen wie geplant angeboten werden.
Akute Sorgen bereitet der seit Anfang Januar vor Rügen festliegende Tanker „Eventin“. Umweltschützer fordern, die 100.000 Tonnen Rohöl abzupumpen. Im Falle einer Havarie drohe eine Katastrophe für die umliegenden Schutzgebiete.
Tief „Joshua“ kommt von Westen
„Joshua“ zieht im Verlauf des Freitags von Frankreich und den Benelux-Staaten nordostwärts über Deutschland hinweg und bringt verbreitet stürmisches Wetter nach Norddeutschland. Auch an der Nordseeküste können die Böen orkanartig ausfallen – mit Spitzen bis zu 120 Kilometern pro Stunde.
Bereits am Donnerstag zeigt sich das Wetter unbeständig. Bei Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad Celsius bleibt es meist bewölkt, immer wieder ziehen Regenschauer durch.
Am Wochenende bleibt das Wetter im Norden wechselhaft. Das Sturmtief zieht zwar weiter nach Dänemark und Skandinavien, beeinflusst das Wetter in Norddeutschland aber weiterhin. Es bleibt windig, mit wiederholten Schauern und örtlich Gewittern. An Nord- und Ostsee sind erneut schwere Sturmböen möglich. Die Temperaturen liegen am Samstag bei Höchstwerten zwischen 11 und 13 Grad Celsius.
Erinnerung an schwere Sturmflut 2023
Ab 20. Oktober 2023 hatte eine schwere Sturmflut Schäden in Millionenhöhe verursacht. Besonders große Schäden entstanden an der Promenade in Sassnitz auf Rügen sowie in der Gemeinde Wieck auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Dort hatte ein Deich Wassermassen nicht standgehalten.

Auf den überfluteten Flächen verendeten Rinder, sogar angrenzende Häuser waren zeitweise bedroht. Helfer schippten zwölf Stunden lang Sand.
In Stahlbrode zwischen Stralsund und Greifswald richtete die Sturmflut massive Schäden an den Fähranlagen und den im Hafen liegenden Schiffen an. Der Saisonverkehr zwischen Stahlbrode und Glewitz musste vorzeitig beendet werden.
Wassermassen bedrohen Steilküsten
An vielen Stellen brachen Teile der Steilküste ab, unter anderem auf Poel und Usedom. Die Pegel stiegen auf bis zu 1,50 Meter über normal; Feuerwehren und Rettungsdienste rückten zu hunderten Einsätzen aus. Da der Wind aus dem Osten gekommen war, wurden die von Nord nach Süd ausgerichteten Küsten von Schleswig-Holstein noch schlimmer getroffen.
Zuletzt hatte das Tief „Detlef“ Anfang Oktober 2025 für erhebliche Behinderungen im Schiffsverkehr gesorgt: Die Fähren zwischen Rostock und Gedser sowie zwischen Hiddensee und Schaprode fielen aus. Die Kreuzfahrtschiffe „Aidamar“ und „Aidaluna“ mussten ihre Routen ändern.
