Es bleibt doch dabei. Ab 2027 sollen bei KNDS Maintenance in Freisen 3500 Transportpanzern des finnischen Herstellers Patria im Wert von mehreren Milliarden Euro gebaut werden. Das bestätigte das Bundesverteidigungsministerium unserer Zeitung am Donnerstag und sprach damit ein Machtwort in einer neu aufgeflammten Debatte.
Am Mittwoch hatte ein Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Saarland für Unruhe gesorgt – die fünf größten Bundesländer wollen den Panzer-Großauftrag für den finnischen Hersteller Patria, der in großen Teilen im saarländischen Werk von KNDS Maintenance in Freisen produziert werden soll, verhindern. In dem Brief wendeten sich die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen persönlich an den Bundeskanzler. Sie forderten „vorrangig Produkte der nationalen Verteidigungsindustrie zu berücksichtigen“ und „bei der Nachfolge des Transportpanzers ‚Fuchs‘ im weiteren Verfahren auch rein nationale Lösungen zusätzlich zu berücksichtigen“. Sprich: Als Ersatz für den alten Transportpanzer Fuchs solle die Bundesregierung nicht auf das finnische Modell „Patria CAVS“ setzen, sondern auf ein neues Fuchs-Nachfolgemodell des deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall. In den fünf Bundesländern gibt es Standorte von Rheinmetall oder Zulieferbetriebe. Es geht also um viel Geld und Arbeitsplätze. Das finnische Unternehmen Patria hatte sich mit seinem Radpanzer allerdings in einem Bieterwettbewerb gegen den Panzer von Rheinmetall durchgesetzt. Der Bundestag hatte bereits zugestimmt, ein Probemodell des „Patria CAVS“ zu bestellen.
Doch der Bund wird an der Entscheidung festhalten und den Patria Radpanzer bestellen. Das bestätigte Nils Schmid, Parlamentarischer Staatssekretär beim Verteidigungsministerium der SZ am Donnerstag während seines Besuches des HIL-Werkes St. Wendel. „Es gab eine sorgfältig vorbereitete Auswahlentscheidung für das Angebot der Firma Patria. Wir wollen der Bundeswehr das beste verfügbare Material liefern“, so Schmid. Man wisse, dass Patria bei Exportaufträgen hohe Wertschöpfungsanteile an das Zielland, in diesem Fall Deutschland, gebe, sodass auch hierzulande für Wertschöpfung und Beschäftigung gesorgt sei. „Und deshalb hat die Bundesregierung und auch der Haushaltsausschuss die Musterfertigung begonnen und das gilt auch für die Systemfertigung, dass wir an dieser Entscheidung festhalten wollen“, so Schmid.
Zuvor hatten mehrere saarländische Bundestagsabgeordnete sowie auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) darauf gedrängt, am Plan die 3500 Patria-Panzer in Freisen zu bauen, festzuhalten. Rehlinger schickte ihrerseits einen Brief an Kanzler Merz. Die Produktion in Freisen bedeute „mehrere Hundert hochwertige dauerhafte Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region“, schrieb Rehlinger. Entscheidungen dieser Tragweite seien „nicht im letzten Moment politisch abänderlich“.
Aktuell arbeiten bei KNDS Maintenance in Freisen rund 700 Menschen. Durch den Großauftrag soll die Mitarbeiterzahl auf weit über 1000 steigen.
Mehr von Saarbrücker Zeitung
„Mehr als irritiert“ – Rehlinger reagiert mit Brief an Merz auf Panzer-Forderung
Bundesländer wollen Panzer-Großauftrag fürs Saarland verhindern – Rehlinger reagiert
Schindelhauer fordert, politische Eigeninteressen zurückzustellen
