„Call a pet“: Wie eine Hotline Hunden und Katzen im Tierheim Mölln helfen soll

80 Katzen und sieben Hunde leben derzeit im Tierheim Mölln. Zwischen Gebell und Gemauze, Knurren und Miauen kümmern sich elf Frauen und Männer um die Tiere. Füttern, die Zimmer säubern, das Gelände pflegen: „Der Alltag ist stressig“, sagt Tierheimleiterin Patricia Picker. Neben ihr liegt das Telefon des Heims, das alle paar Minuten zuverlässig klingelt.

Die Anfragen, ein Haustier abzugeben, häufen sich im Tierheim Mölln. „Wir haben Wartelisten ohne Ende, und kein Tierheim kann mehr Tiere aufnehmen“, sagt Gaston Prüsmann, erster Vorsitzender des Vorstands vom Tierschutz Mölln. Das Einschläfern von Tieren aus Platzgründen lehnen die Tierschützer aber strikt ab. „Alle Tiere haben bei uns ein Dauerwohnrecht“, sagt Prüsmann entschieden.

Warum die Vermittlung nicht ganz einfach ist

Viele Tiere lassen sich schwer vermitteln. Kater „Simon“ lebt seit vier Jahren im Heim. Er sei lieb und verschmust, markiere aber wegen der Gruppenhaltung im Tierheim sein Revier. Deshalb würde niemand den Kater adoptieren wollen. „Dabei kann man nicht mal genau sagen, ob Simon sich in einem neuen Zuhause nicht ganz anders verhalten würde“, sagt Picker.

Das größte Problem bei der Vermittlung sei allerdings, wenn die Tiere verhaltensauffällig auftreten, weil sie bisher zu wenig Kontakt zu Menschen aufbauen konnten. „Häufig haben die Hunde und Katzen eine schwere Zeit hinter sich, haben vielleicht schon von Geburt an auf der Straße gelebt“, meint Picker. Da sei es kein Wunder, wenn die Tiere scheu oder aggressiv auf Menschen reagieren würden.

Katzenkuschler und Gassigänger gesucht

Damit die Tiere vermittelt werden können, müssen sie sich an den Menschen gewöhnen. Aber täglich mit 80 Katzen zu kuscheln, könne das Team gar nicht leisten. „Deshalb sind Katzenkuschler und Gassigänger so wichtig“, meint Picker. Wer möchte, kann sich beim Tierheim ehrenamtlich als Gassigänger oder Katzenkuschler anmelden. Die Freiwilligen spielen und kuscheln mit den Tieren und gewöhnen sie so an Menschenkontakt.

Die Chancen, dass diese Tiere dann auch vermittelt werden, seien deutlich höher. Das ist besonders für Tiere wichtig, die die Besucher oft übersehen. „Maine-Coon-Katzen oder Pudel sind meistens nur wenige Tage hier, da bekommen wir sehr viele Anfragen“, berichtet Picker. Andere Tiere mit unscheinbaren Farben würden viel öfter links liegen gelassen – und das, obwohl sie charakterlich top seien.

Eine Hotline für Tiere

Allerdings achten bei einer Adoption 96 Prozent der Menschen vor allem auf optische Kriterien, wie eine aktuelle Online-Umfrage über Appinio bestätigt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Deutsche Tierschutzbund die Telefon-Hotline „Call a pet“ ins Leben gerufen. Das Tierheim Mölln ist Teil des Projekts, bei dem Anrufer in einen scheinbar echten Dialog mit Hund „Hector“, Hund „Joker“ oder Kater „Simon“ treten können. Künstliche Intelligenz macht es möglich. „Jeder Versuch, ein Tier zu vermitteln, ist die Sache wert“, betont Picker.

Die Antworten der Anrufer werden im Hintergrund mit klaren Parametern abgeglichen. Wenn Mensch und Tier wirklich zueinander passen, folgt ein persönliches Kennenlernen im Tierheim. Die Tiere können telefonisch unter folgenden Nummern erreicht werden: „Hector“ unter +49 40 74302822, „Simon“ unter +49 40 74302489 und „Joker“ unter +49 40 74302173. Die Tiere sprächen standardmäßig Deutsch, reagierten jedoch auch auf andere Sprachen und versuchten, sich darauf einzulassen. Für die Telefonate fielen landesübliche Festnetz- oder Mobilfunkgebühren an.

Das Tierheim braucht Unterstützung

Wer generell Interesse an einem Tier hat, kann sich unter der Nummer 04542/3683 melden und ein erstes Kennenlernen vereinbaren.

Auch, wer kein Tier adoptiert, kann das Tierheim unterstützen. Am meisten helfe eine Mitgliedschaft: „Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr können wir leisten“, sagt Prüsmann. Geld- und Warenspenden sind ebenfalls immer willkommen. Per Anruf unter der 04542/3683 kann jeder nachfragen, was das Tierheim gerade dringend benötigt.

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