Düsseldorf. Kann eine Lesung mit Comics funktionieren? Und wie das funktioniert, vor allem wenn die Bildergeschichten inspiriert von Musik werden. Bei der 20. Ausgabe von „Kopfweide – Das junge Literaturfestival“ stellten die Illustratorinnen Anke Kuhl und Moni Port ein besonderes Buchprojekt vor.
„Was glaubt ihr, was das sein könnte?“ Mit geübten Strichen zeichnet Anke Kuhl eine Hummel. Die Kinder in der Orangerie von Schloss Benrath verfolgen ihr Werk auf einer Leinwand und raten: „Ein Bär“, „eine Maus“, „eine Hummel“ – „Genau, es ist eine Hummel“, bestätigt die Illustratorin. Die Szene erinnert an die legendäre Familienspiel-Show „Die Montagsmaler“. Nur steckt an diesem Mittwochnachmittag mehr dahinter, als nur lustiges Tiere erraten.
Bereits zum 20. Mal lud das Literaturbüro NRW ins Benrather Schloss zum jungen Literaturfestival „Kopfweide“ ein. Kids zwischen acht und 17 Jahren können dabei in Workshops in die vielfältige Welt des Wortes und der bunten Comicbilder tief eintauchen.
Anke Kuhl und ihre Kollegin Moni Port stellten in der Orangerie mit „Mukkekukke“ ein besonders Buchprojekt vor. Denn die beiden haben bei bekannten Musikern wie „Wir sind Helden“, Max Raabe oder den Ärzten angefragt, ob sie mit ihren Songs die Idee unterstützen wollen, Bildergeschichten dazu zu erzählen – Comics eben.
Mit ins Boot holten die beiden Illustratorinnen und Illustratoren, wie Philip Waechter, Ole Künnecke oder die kürzlich verstorbene Jutta Bauer, die sich die passenden Zeichnungen dazu ausdachten. Das allein wäre schon eine tolle Idee, Kindern Musik und die Geschichten, die in den Texten erzählt werden, näherzubringen. Aber sie haben auch ganz bewusst Instrumentalstücke wie Henry Mancinis berühmten „Baby Elephant Walk“ ausgesucht. Kein Text stand dafür zur Verfügung. Also was tun? Die Fantasie der jungen Zuhörerinnen und -hörer anregen. „Schließt mal eure Augen und hört in die Musik rein. Was könnte dazu passen?“, fragt Anke Kuhl in die Runde.
Die Kids haben viele Ideen, was zur Melodie passen könnte. Dann lüftet Kuhl das Geheimnis. Ein kleiner Elefant tanzt auf der Leinwand. Plötzlich taucht ein Krokodil hinter ihm auf und jagt ihn durch die Szenen. Der kleine Dickhäuter versteckt sich, doch das Krokodil bleibt ihm auf den Fersen. Schließlich kommen dem Baby-Elefant zwei große Vögel zur Hilfe, packen ihn und ziehen ihnen in die Höhe. Der Verfolger gibt auf. „Puh! Das ist gerade noch einmal gut gegangen“. Müde rollt sich der kleine Elefant zusammen und schläft ein. Nicht nur den Kindern gefällt die Verbindung von Musik und Comic. Auch die Mütter haben Spaß an der kurzweiligen interaktiven Lesung.
Zu Andreas Doraus „Nein!“ – dem letzten Stück an diesem besonderen Nachmittag – erzählt Moni Port: „Das war tatsächlich meine erste Single.“ Als ihr klar wird, dass die kleinen Zuschauenden keinen Schimmer haben, was eine Single ist, erklärt Port: „Das gab es früher mit nur einem Lied auf jeder Seite darauf zu kaufen. Andreas Dorau hat es mit zwölf Jahren geschrieben, als er in einer Schülerband gespielt hat“.
Weil es zuvor ein entspanntes „Abendlied“ aus der Feder von Blumfeld auf die Ohren gab, ziehen die beiden Comiczeichnerinnen mit Doraus „Nein!“ noch einmal das Tempo an und fordern alle auf, den einfachen Text mitzusingen und immer, wenn Anke Kuhl das Zeichen gibt, ganz laut „Nein!“ zu rufen.
Dabei hatten sie alle schon Ja zu dem abwechslungsreichen Programm von „Kopfweide“ gesagt. Beispielsweise mit einem Workshop, der ihnen japanische Haikus – Lyrik in kurzen prägnanten Sätzen – nähergebracht hat. Und das in den ehrwürdigen Räumen der Orangerie mit den aufwendig bemalten Decken. Wenn das mal keine Inspiration für Nachwuchsdichtende war.
Mehr Infos unter: www.literaturbuero-nrw.de
(clhö rö)
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