Crunchtime-Drama: Der THW Kiel rettet 25:25-Unentschieden beim VfL Gummersbach

Man konnte es fast hören, wie den Spielern des THW Kiel am Donnerstagabend die Steine vom Herzen fielen. Erst fünf Sekunden vor Schluss rettete Elias Ellefsen á Skipagøtu das 25:25 (13:15) beim VfL Gummersbach. Es war ein harter Abwehrfight, der jede Menge Drama zu bieten hatte.

Der Mammutmonat Oktober neigt sich für den THW Kiel im oberbergischen Nieselregen dem Ende zu. Es ist das dritte Spiel in sechs Tagen für die Zebras, die beim VfL Gummersbach neben den Langzeitverletzten Hendrik Pekeler, Gonzalo Pérez de Vargas und Emil Madsen weiter auch auf Innenblockspieler Petter Øverby verzichten müssen. Verdammt! Dabei kommt der Altmeister aus der Bundesliga-Premierensaison 1966/67 mit der Power von Mahé, Köster, Schluroff und Konsorten.

Phasenweise will der THW Kiel mit dem Kopf durch die Wand

Die Schwalbe-Arena ist ausverkauft, alles weht und dröhnt in Blau und Weiß. In der selbsternannten „Heimat des Handballs“ ist der VfL eben so eine Art Religion. Den Druck nimmt der Gastgeber mit aufs Feld, kommt mit hoher Passgeschwindigkeit im Rückraum. Miro Schluroff und Zebra in spe Julian Köster erhöhen auf 4:1 (5.). Der THW Kiel findet mit Elias Ellefsen á Skipagøtu im Angriff selten ein Mittel. Der Gummersbacher Innenblock mit Neu-Nationalspieler Tom Kiesler und Stepan Zeman verdichtet, schiebt, und es gibt einige Momente in der ersten Halbzeit, da spielen die Zebras nur noch zu dritt, wollen mit dem Kopf durch die Wand.

Nein, es fühlt sich trotzdem nicht wie ein Sieg an.

Elias Ellefsen á Skipagøtu; THW-Spielmacher

An Andreas Wolff im Kieler Tor liegt es nicht. Die Kieler Nummer 33 packt eine Monsterparade nach der nächsten aus, doch seine Vorderleute suchen lange nach Rezepten. Die irgendwann umgestellte, jetzt offensive Deckung mit Domagoj Duvnjak an der Spitze, hilft. Der THW lebt hier von Eric Johanssons fantastischen fünf Toren bis zur Pause, von einem Nikola Bilyk, der Ellefsen á Skipagøtu nach einer Viertelstunde als Spielmacher ablöst, ruhig organisieren will.

Zur Pause liegt der VfL mit 15:13 in Führung

Aber Johansson ist es auch, der mit vier Fehlwürfen und ebenso vielen technischen Fehlern aufzeigt, woran das Kieler Spiel noch krankt. Zur Pause führt der VfL mit 15:13, man möchte in der Kieler Kabine Mäuschen spielen. Was wird dem Rekordmeister im zweiten Abschnitt einfallen?

Viel. Die Abwehr formiert sich weiter in der 3:2:1-Formation (Nacinovic ist bereits mit zwei Zeitstrafen belastet), hilft Wolff von Minute zu Minute mehr, hat mit Magnus Landin jetzt einen weiteren Weltklasse-Faktor. Immer wieder eilen sich Landin und Ellefsen á Skipagøtu auf der linken Seite zu Hilfe, demonstrieren wilde Entschlossenheit. Mit der Wut der ersten Halbzeit im Bauch trifft Johansson weiter, verwirft weiter, aber wirft sich auch in die gegnerischen Reihen.

Jedoch: Alles läuft jetzt konzentrierter, energischer, behänder ab, Bilyk soll weiter organisieren. Lukas Zerbe drischt den Tempogegenstoß nach einem Duvnjak-Steal noch weit übers Tor (39.), aber drei Minuten später geht der THW Kiel zum ersten Mal in diesem Match in Führung (18:17/42.). Und jetzt wird es dramatisch, wird um jeden Millimeter gekämpft. Nacinovic schnappt sich nach einer Kuzmanovic-Parade den Abpraller (21:21/48.), der VfL sucht sein Heil im Überzahlspiel ohne Keeper, Duvnjak streckt Köster zu Boden (49.), muss auf die Strafbank.

Kay Smits erzielt nach einem Johansson/Dahmke-Missverständnis das 23:21 für den VfL (50.). Drama! Reinkind wirft über das leere Tor, Lukas Laube sieht nach einem Gesichtstreffer gegen Köster die Rote Karte, Auszeit Filip Jicha. Gummersbach führt 24:22, es sind noch fünf Minuten zu spielen.

Der starke Kiesler muss runter, Zerbe nervenstark aus sieben Metern, die Volksseele kocht, wieder Köster, dieses Mal Zeitstrafe gegen Reinkind (57.). Wolff pariert Vidarsson (59.), Vidarsson vorbei (60.), und nun ist es doch der Kieler Färinger Ellefsen á Skipagøtu, der zum Matchwinner avanciert. Das 25:25 sorgt für Kieler Erleichterung. „Nein, es fühlt sich trotzdem nicht wie ein Sieg an“, sagt der Umjubelte, der von Trainer Filip Jicha ein Lob kassiert: „Es freut mich, wie er Verantwortung übernommen hat.“ VfL-Trainer Gudjón Valur Sigurdsson trauert den vergebenen Würfen in der Schlussphase hinterher: „So eine Chance gegen den THW Kiel gibt es nicht so oft.“

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