Soziales
„Da brennt die Hütte“: Wichtige Anlaufstelle für Kinder hat massive Finanzprobleme
Freie Verbände sehen sich wegen steigender Lohnkosten und sinkender Spenden nicht mehr in der Lage, die Finanzierung der JaS-Stellen zu sichern.
Sie sind Zuhörer, Ratgeber, wichtige Stütze und für das Jugendamt der erste Wellenbrecher: Die Jugendsozialarbeiter an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis – kurz: JaS – sind eine Anlaufstelle für viele Kinder im Landkreis. Verzichten möchte auf dieses Angebot wohl keiner mehr: Lehrer, Schulleiter, Kinder und auch die Kommunalpolitik schätzen die Arbeit der Sozialpädagogen. Allerdings gibt es ein Finanzierungsproblem mit den JaS-Stellen. Träger dieses Angebots sind freie Verbände. Und die müssen bislang einen Eigenanteil von zehn Prozent an den Kosten tragen. In einem Brief ans Jugendamt fordern die Träger, die im Landkreis aktiv sind, eine Änderung: AWO, Kolping, Diakonie, TVJA Geretsried und KJFV Wolfratshausen wünschen sich von der Kreispolitik eine neue Regelung. Der Zehn-Prozent-Anteil soll fallen. Eine Gesetzesänderung würde das ermöglichen – der Kreistag ist jedoch skeptisch.
Wichtige Anlaufstelle für Kinder: Jugendsozialarbeit an den Schulen hat massive Finanzprobleme
Fritz Meixner ist Geschäftsführer des Wolfratshauser Trägervereins. Im Kreistag sprach der SPD-Politiker von den großen Finanzsorgen, die seinen Kinder- und Jugendförderverein umtreiben. Seit 18 Jahren sei der JaS-Betrieb in einem „hervorragenden Miteinander“ am Laufen. Seit Jahren steigen jedoch die Lohnkosten für die Mitarbeiter, und die Finanzierung der Angebote durch Spenden oder Bußgeldzuweisungen an die mildtätigen Vereine wird immer schwerer. Meixner: „Der KJFV hat fünf JaS-Stellen in seiner Trägerschaft – unser Eigenanteil liegt bei 27 000 Euro.“ Die Bußgelder, die der Verein in diesem Jahr bereits zugewiesen bekommen hat, lägen hingegen bei knapp 500 Euro. Und die Spenden? „In einer Wirtschaft, die nicht mehr so floriert“, gebe es massive Einbrüche. Meixner: „Als Träger sage ich Ihnen: Da brennt die Hütte.“ In seiner Funktion als Kreisrat hingegen weiß er, dass es in mehreren Konstellationen einen solchen Zehn-Prozent-Anteil von den Trägern gibt. „Es ist ein Präzedenzfall.“
Fritz Meixner klagt über große Finanzsorgen
Einen solchen möchte Michael Müller (CSU) nicht schaffen. Der Geretsrieder Bürgermeister kann „den Druck sehen, den freie Träger haben“. Eine grundsätzliche Abschaffung dieser Zehn-Prozent-Regel sieht Müller jedoch nicht: „Vielleicht können wir in besonderen Härtefällen eine Einzelfallentscheidung treffen.“ Susanne Merk hielte das für den richtigen Weg, denn: „Ich weiß nicht, wovon wir das Geld nehmen sollen, wenn wir überall die zehn Prozent streichen.“ Die Freie Wählerin sieht den Freistaat in der Verantwortung, eine Lösung für das Finanz-Dilemma zu finden. „Ich kenne diese Arbeit der JaS sehr, sehr lange.“ Merk schätzt das Angebot. „Aber ich warne davor, eine Türe zu öffnen, die wir nicht mehr zu kriegen.“
Was die Träger nicht verstehen können: Wenn der Landkreis andere Angebote – zum Beispiel im Bau-Bereich – an Unternehmen vergibt, wird von denen auch keine Kostenbeteiligung erwartet. In ihrem Brief schreiben sie: „Die Eigenbeteiligung eines Leistungserbringers an den Kosten einer nicht gewinn-orientierten Leistung ist per se schwer nachzuvollziehen.“ Sie warnen davor, die Träger finanziell zu überfordern: „Wenn der Kreis es selbst übernehmen würde, würden wir über die zehn Prozent nicht mehr diskutieren.“ Die Trägerschaft käme die Kommunen deutlich teurer. Annelies Wiedenbauer-Schmidt (Grüne) machte sich Gedanken, ob es möglich sei, die Bußgelder zu erhöhen, die an die Träger fließen. „Die leisten etwas für uns“ und müssen draufzahlen.
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Koch: „Die Qualitäten der JaS ist unbestritten“
Dritter Landrat Klaus Koch berichtete, dass das Thema im Landratsamt vorbesprochen wurde. Das Ergebnis: „Die Qualitäten der JaS ist unbestritten. Es spart viel Geld in der Jugendhilfe. Es besteht völlige Einigkeit, dass es sehr gut ist, wie wir da aufgestellt sind.“ Trotzdem werde das Amt keine Empfehlung an die Politik geben, den Eigenanteil zu streichen. „Der Kreis kann sich das nicht leisten.“ Eine Lösung musste der Jugendhilfe-Ausschuss nicht finden. Die Entscheidung fällt erst im Zuge der Haushaltsberatungen.
