Düsseldorf . Was sich hinter Faustball verbirgt, dürften wohl nur noch ältere Generationen wissen. Die DJK Sparta Bilk feierte in dieser Sportart früher große Erfolge. Doch jetzt ist Schluss, die Heimspielstätte am Aderdamm wird an die Stadt zurückgegeben.
Lutz Schaper wird nächste Woche noch einmal auf die kleine Sportanlage am Aderdamm im Stadtteil Hamm fahren. Es ist höchstwahrscheinlich der letzte Gruß, den der Faustballer seinem ehemaligen sportlichen Wohnzimmer überbringen wird. „Ich habe mich mit Platzwart Michael Schmalbach verabredet. Ich möchte die Pokale aus dem kleinen Vereinsheim herausholen, die wir für unsere drei deutschen Meisterschaften erhalten haben“, sagt Schaper. „Sie einfach wegzuschmeißen, wäre doch viel zu schade.“
Der Verlust der Meisterschaftspokale droht allerdings, weil die DJK Sparta Bilk die Anlage am Aderdamm zum 31. Dezember 2025 an das Sportamt zurückgibt. Das bedeutet auch, dass das Bilker Zweit-Clubhaus sozusagen besenrein und damit gut aus- und aufgeräumt übergeben wird. „Dort stehen auch viele Pokale von uns für jede Menge Turniersiege und regionale Meisterschaften. Die wandern wohl fast alle auf den Schrott“, vermutet Schaper. Er gehört zur „goldenen Generation“ des Bilker Faustballs, war deutscher Schüler-, Jugend- und Seniorenmeister.
Seit 1981, als der Hammer SV mit Sparta Bilk fusionierte, gehört Faustball zum Sparta-Portfolio. In diesem Jahr kam auch der erste DM-Titel nach Bilk. Schaper und Co. wurden Schülermeister (unter 14 Jahre). Was folgte, war die Jugend-Meisterschaft 1985, der Bundesliga-Aufstieg 1988 und als Abschluss-Höhepunkt der nationale Titelgewinn in der Altersklasse 30 im Jahr 2000. Das letzte größere Faustball-Event am Aderdamm wurde 2014 gespielt, als die Bilker die Norddeutsche Meisterschaft der männlichen U14 ausrichtete. Eine eigene Mannschaft konnten die Spartaner damals schon nicht mehr für die Regionalmeisterschaft qualifizieren.
Die letzte Mannschaft, die an einer offiziellen Meisterschaftsrunde teilgenommen hatte, war kurz vor Corona eine Mixed-Mannschaft. „Da sind wir sogar nochmal Rheinlandmeister geworden“, freut sich Schaper. „Trainiert haben wir aber nicht, sondern haben von Talent und Erfahrung gelebt.“ Regelmäßiges Faustball-Training hat der Aderdamm da schon lange nicht mehr erlebt.
Dafür sind jetzt regelmäßig Bogenschützen auf der Anlage anzutreffen. Der Kyudo Verein Düssel-Dojo hat die städtische Sportanlage zu ihrem Trainings-Schwerpunkt erkoren und sich sozusagen bei der DJK untergemietet. Wo also früher die Faustbälle mit bis zu 130 Stundenkilometern durch die Luft flogen, sirren jetzt die Pfeile nach japanischer Bogenschießkunst.
Das war dann auch Thema bei so einigen Vorstandssitzungen und bei der Jahreshauptversammlung 2025 von Sparta Bilk. „Rein wirtschaftlich betrachtet, macht es keinen Sinn, die Anlage am Aderdamm weiter zu betreiben. Von unserem Verein passiert dort nichts mehr, aber sämtliche Kosten wie Strom, Wasser und Heizung laufen weiter“, erläutert Sparta-Vorstandsmitglied Marcel Krüger. „Wir heizen, damit sich die Bogenschützen umziehen können und damit die Bausubstanz des Hauses erhalten bleibt.“
Allerdings sind die Gebäude in die Jahre gekommen und die japanischen Bogenschützen hatten bei den Bilkern schon mal angefragt, ob man da nicht etwas machen könne. „Wir müssten mindestens 30.000, 40.000 Euro investieren“, schätzt Krüger, der für die Sparta-Bilk-Finanzen verantwortlich ist. Da liegt die Frage nahe: Wofür, wenn kein Sparta-Mitglied davon profitieren wird. Also folgte der von der Mitgliedschaft mitgetragene Vorstandsbeschluss den Aderdamm an das städtische Sportamt zurückzugeben.
Der Kyuodo-Verein wird die Anlage in Eigenregie übernehmen. „Da ist bereits alles klar“, so Krüger. „Wir machen mit dem Kyudo-Verein demnächst eine Übergabe, bei dem wir alles protokollieren.“ Die Versorgungsverträge mit den Stadtwerken seien bereits gekündigt, die Bogenschützen müssten eigene Strom- und Wasser-Verträge abschließen.
Damit endet die lange, traditions- und erfolgreiche Faustballgeschichte am Aderdamm. „Das ist sehr traurig“, sagt Schaper. „Ich habe viel Zeit meines Lebens dort verbracht, habe viele Geschichten und Anekdoten dort erlebt. Aber bei uns hat sich zum Schluss niemand mehr um die Nachwuchsgewinnung und -förderung gekümmert.“
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