Erdwärme
„Das Wasser ist heiß!“ Geothermie-Bohrung in Laufzorn erfolgreich
„Das Wasser ist heiß!“ Diese Erfolgsnachricht verkündete Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl jetzt im Zuge der ersten Geothermie-Bohrung in Laufzorn II. Sie ist die Grundlage für die Wärmeversorgung der nächsten Generationen in Grünwald.
Eine gigantische Dampfwolke ist zum Abschluss der aktuellen Bohrung über Laufzorn aufgestiegen und hat auf die Oberhachinger Bevölkerung großen Eindruck gemacht. Einige Bürger riefen bei der Feuerwehr an und wollten wissen, ob es in Laufzorn brennt. Doch weit gefehlt. Ähnlich dem weißen Rauch bei der Papstwahl signalisiert der Dampf eine gute Nachricht: Die Fündigkeit wurde bei der Probebohrung bestätigt. „Das Wasser ist heiß!“ Diese für alle erleichternde Nachricht verkündete Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) nun im Gemeinderat, als dort unter anderem der Wirtschaftsplan für die Erdwärme Grünwald und für die Geothermie Unterhaching genehmigt wurde.

Der erfolgreiche Pumpversuch für Laufzorn II spiegelte sich in der guten Laune der Mandatsträger im Rathaus wider. Wie Bürgermeister Neusiedl weiter erklärte, wird man im Ergebnis etwa dieselben Bedingungen vorfinden wie in Laufzorn I. Das bedeutet konkret: weit über 100 Grad Temperatur sowie über 100 Liter Schüttung pro Sekunde. Eine absolut zuverlässige Aussage lasse sich allerdings erst treffen, wenn die Pumpe eingebaut ist. EWG-Geschäftsführer Andreas Lederle stimmte ein: „Wir sind erleichtert, dass die erste Bohrung so erfolgreich über die Bühne gegangen ist. Sie ist die Grundlage für die Wärmeversorgung der nächsten Generationen in Grünwald.“ Der Bohrturm kann nun an die Stelle der Reinjektionsbohrung versetzt werden. Anfang November beginnt voraussichtlich diese zweite Bohrung. Die Gemeinderatssitzung fand in diesem Sinne genau zum richtigen Zeitpunkt statt.
Anschluss-Potenzial
Bei den Hausanschlüssen kommt die Erdwärme Grünwald zügig voran. Geschäftsführer Andreas Lederle berichtet, dass man sich derzeit auf rund 2200 Verträge zubewege – das entspricht etwa 70 Prozent des möglichen Anschluss-Potenzials in Grünwald. Damit liegt die Gesellschaft deutlich über den ursprünglichen Prognosen für das Geothermie-Projekt. Ursprünglich war man von rund 1700 Hausanschlüssen ausgegangen.
Die Hausanschlüsse in Grünwald profitieren von einer 40-prozentigen Bundesförderung. Einen entsprechenden Förderbescheid über rund 3,6 Millionen Euro hat die EWG nun erhalten. Insgesamt wurde eine Investition von neun Millionen Euro veranschlagt. Lederle erklärt: „Im Prinzip können wir nun jeden Hausanschluss, den wir gebaut haben, abrechnen – und bekommen dafür 40 Prozent erstattet.“
Die Erdwärme Grünwald versorgt das größte geothermische Fernwärmenetz in Kontinentaleuropa. Dazu gehört das Grünwalder Netz mit 120 Kilometern Länge, hinzu kommen 65 Kilometer Bestandsnetz in Unterhaching – mit Umsatzerlösen in beiden Gebieten von insgesamt 25 bis 26 Millionen Euro. Aktuell ist Grünwald der günstigste Geothermie-Wärmeanbieter im Landkreis. In diesem wirtschaftlich stabilen Umfeld sind auch die Bohrungen für Laufzorn II zu sehen, die für das Grünwalder Unternehmen ursprünglich eine Investition von knapp 160 Millionen Euro vorsahen. Da die Rahmenbedingungen als sehr günstig eingeschätzt wurden, kommen nun zwei weitere Bohrungen hinzu, um das Bohrfeld optimal auszunutzen. Insgesamt sind es in Laufzorn I und II dann acht Bohrungen (vier Doubletten).
Der Preis für das aktuelle Vorhaben erhöht sich auf rund 190 Millionen Euro. Wie Andreas Lederle erklärte, steigt durch die zusätzliche Investition auch die Fördersumme des Bundes – auf 75 Millionen Euro. Mit einem entsprechenden Bescheid ist bis Jahresende zu rechnen. Durch die Entscheidung, noch zwei weitere Bohrungen vorzunehmen – insgesamt also sechs Bohrungen für Laufzorn II – verschiebt sich die Inbetriebnahme des neuen Heizwerks von 2027 auf 2028. Die Platzverhältnisse auf dem Gelände sind so eingeschränkt, dass paralleles Bauen unmöglich ist.
Der Schutz vor terroristischen Angriffen ist spätestens seit dem Anschlag auf die damals im Bau befindliche Nordanbindung ein Thema. Das Gelände der Geothermie ist zwar gut abgeschirmt, doch wie steht es um den Versicherungsschutz? Solche Angriffe sind kein Bestandteil üblicher Policen, weshalb Bausteine für eine ergänzende Absicherung geprüft werden. Geschäftsführer Lederle bat den Gemeinderat in diesem Zusammenhang um finanzielle Unterstützung. Eine solche Zusatzversicherung sei nicht teuer, „aber dann sind wir da abgesichert“. Außerdem konnte Lederle berichten, dass die Fördermittel in Höhe von 4,3 Millionen Euro für die Nordanbindung (Investitionssumme: 12 Millionen Euro) vor zwei Wochen eingetroffen sind.
