Der erste Narzisst der Welt – und was wir von ihm lernen können

Der Mythos von Narziss – der junge Schönling, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte, prägt die moderne Psychologie bis heute. Sein tödliches Schicksal hat die Entstehung des Narzissmus maßgeblich beeinflusst. Die ganze Geschichte.

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Narziss – ein tragischer Mythos der Selbstverliebtheit

Der Mythos von Narziss stammt aus der griechischen Mythologie und erzählt eine Geschichte von Schönheit, Stolz und der zerstörerischen Kraft der Selbstliebe. Narziss war ein außergewöhnlich schöner Jüngling, der alle in seinen Bann zog. Frauen und Männer gleichermaßen schwärmten für ihn, doch Narziss wies alle Liebesbekunden zurück. Der Grund: kein anderer war ihm gut genug, er konnte nur sich selbst lieben.

Die Bestrafung der Götter

Die Nymphe Echo bemerkte seine Arroganz und war dennoch ganz verzaubert von Narziss. Dieser schenkte ihr jedoch keine Beachtung. Aus Schmerz über die Zurückweisung verschwand sie und verkümmerte langsam, bis nur noch ihre leise Stimme übrigblieb.

Die Götter, erzürnt über Narziss‘ Stolz und Selbstsucht, entschieden, ihn zu bestrafen. Eines Tages, als Narziss an einem ruhigen Teich vorbeiging, sah er sein Spiegelbild auf der glatten Wasseroberfläche. Sofort war er von seiner eigenen Schönheit gebannt. So verliebte sich der Jüngling unsterblich in das Bild, das sich ihm im Wasser spiegelte. Schließlich musste er feststellen: Das Abbild war nur eine Reflexion – es konnte ihn nicht erwidern, nicht lieben, nicht berühren.

Ertrunken im eigenen Selbst

Nun versuchte Narziss alles, um sein Spiegelbild zu greifen. Er sprang verzweifelt ins Wasser und rief nach dem Bild – doch vergeblich. Seither verharrte er Tag für Tag am Ufer, unfähig, sich von sich selbst zu lösen. Diese obsessive Selbstliebe soll laut Mythos zu Narziss‘ Tod geführt haben. Andere Quellen munkeln, ein herabfallendes Blatt soll sein Bild entstellt und ihn so sehr erschreckt haben, dass er ins Wasser fiel und ertrank.

An der Stelle seines Grabes wuchs später eine Blume: die Narzisse. Sie erinnert bis heute an den Mythos von Narziss. Insbesondere deswegen, weil ihre Blüten nach unten hängen. Etwa so, als würden sie sich ihrem Spiegelbild im Wasser zuneigen. Von der Geschichte gibt es allerdings mehrere Abwandlungen und unterschiedliche Versionen.

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Der Mythos von Narziss ist nicht nur eine Legende über Eitelkeit, sondern auch über Selbstverlust, Einsamkeit und die Gefahr, sich in der eigenen Wahrnehmung zu verlieren. Bis heute bestimmt sie, wie wir Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wahrnehmen.

Narziss: Vom Mythos zum psychologischen Konzept

Jüngling Narziss und sein Mythos haben den Begriff des Narzissmus geprägt. In der modernen Psychologie wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts systematisch einführt. Sigmund Freud benannte 1914 in seinem Aufsatz „Zur Einführung des Narzissmus“ den Begriff erstmalig als psychoanalytisches Konzept. Später entwickelten Psychologen wie Heinz Kohut die Idee weiter.

Mittlerweile ist der Narzissmus unter der „Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)“ als Diagnose anerkannt. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen drei Typen des Narzissmus.

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