Deutsche Bahn, Mercedes, Audi, Nexperia – der Newsletter „manage:mobility“

Wie die neue Chefin die Deutsche Bahn auf Kurs bringen will, warum Ola Källenius plötzlich Fan von Einstiegsmodellen ist und wer Audis neuer Einkaufsvorstand wird – das und mehr erfahren Sie in der neuen Ausgabe von „manage:mobility“.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Deutsche Bahn nimmt sich gerade in einer Videokampagne mit Anke Engelke (59) selbst aufs Korn. An sich gut gemacht, aber viele Reisende werden darüber kaum noch lachen können. Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Erst am Samstag gab es für uns als kleine Familie eine besondere Bahn-Experience. Unterwegs mit Baby, hatten wir für eine Reise von Würzburg nach Berlin ein Kleinkinderabteil gebucht. Nur erreichte der in München gestartete ICE Würzburg erst gar nicht. Er wurde schon in Nürnberg vom Gleis genommen. Man könnte es verschmerzen, wäre die Bahn in der Lage, für einen der nachfolgenden Züge Plätze im babygerechten Bereich zu reservieren. Ist sie aber nicht. „Da haben wir noch Luft nach oben“, sagte die arme Mitarbeiterin im Würzburger Reisezentrum.

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Kann man reichlich euphemistisch so sehen. Ob es überhaupt irgendwelche Hoffnung auf Besserung gibt oder Anke Engelke die finale Antwort der Bahn auf ihren unzumutbaren Zustand bleibt, erfahren Sie in einem unserer Themen der Woche:

  • Wie die neue Chefin die Deutsche Bahn auf Kurs bringen will.

  • Warum Ola Källenius plötzlich Fan von Einstiegsmodellen ist.

  • Wer Audis neuer Einkaufsvorstand wird.

Thema der Woche: Wie die neue Chefin die Deutsche Bahn auf Kurs bringen will

Wer hat es nicht schon als Bahn-Chef versucht, wer ist nicht schon gescheitert? Vom Konzernrambo Hartmut Mehdorn (83) über den wendigen Menschenfänger Rüdiger Grube (74) bis zum stillen Zahlenmenschen Richard Lutz (61) – alle hinterließen Trümmer und Ratlosigkeit. Jetzt versucht sich also Evelyn Palla (52). Viele Gratulationen haben sie erreicht, es wirkt fast wie Mitleid. Die Südtirolerin geht ihre Aufgabe unter anderem mit einer neuen Führungsphilosophie an, sie will sich nicht nur nahbar geben, sondern auch etwas dafür tun. Im vergangenen Jahr machte Palla nebenbei ihren Lokführerschein. Sie wird aber mehr brauchen, um diesen Höllenjob zu meistern. Michael Machatschke analysiert, wie die Chancen dafür stehen.

Köpfe: Sigrid Nikutta ++ Dieter Dehoorne ++ Michael Leiters

Unternehmen: Mercedes ++ Tesla ++ General Motors ++ Webasto ++ Jaguar Land Rover

  • Unmittelbar vor dem (mal wieder) zum „Gipfel“ hochgejazzten „Automobildialog“ bei Kanzler Friedrich Merz (69) vorletzte Woche hatten Margret Hucko und Michael Freitag mit Ola Källenius (56) gesprochen. Als Präsident des europäischen Autolobbyverbands Acea machte sich der Schwede für ein flexibleres Auslaufen des Verbrenners stark. Mit Källenius kann man aber auch noch über ganz andere Dinge sprechen. In seinem Hauptberuf als Mercedes-Chef hat er schließlich mehr als genug zu tun. In Teil zwei des Interviews kündigt Källenius unter anderem seinen nächsten Kurswechsel an: Der CEO ist plötzlich wieder Fan von Einstiegsmodellen.

  • Nach einem Auslieferungsrekord verzeichnete Tesla im zurückliegenden Quartal mit knapp 28,1 Milliarden Dollar auch einen neuen Umsatz-Bestwert. Der Gewinn fiel mit 1,37 Milliarden Dollar allerdings um 37 Prozent niedriger aus als im Vorjahr.

  • Klassische Automobilhersteller taugen seit Jahren nicht als Börsenstars. Lieber gleich zweimal guckt man dann auch hin, wenn es heißt: General-Motors-Aktie springt um 15 Prozent“ – das ist diese Woche so passiert. GMs Umsatz fiel im dritten Quartal anders als erwartet nur leicht negativ aus, das dürfte dem bereinigten Gewinn im Gesamtjahr zugutekommen. Was heute schon für Kurssprünge reicht …

  • Tief in den Abgrund blickte in den vergangenen Monaten der Autozulieferer Webasto. Jetzt kann das Management vorsichtige Entwarnung geben: Bestehende Kreditlinien in Höhe von 1,2 Milliarden Euro werden verlängert und um neue Kredite über 200 Millionen Euro ergänzt. Webasto sei damit bis Ende 2028 durchfinanziert. Mitentscheidend dafür: Die Eigentümerfamilien Baier und Mey haben einen Großteil ihrer Aktien auf zwei Treuhänder übertragen.

  • Fast sechs Wochen stand die Produktion bei Jaguar Land Rover nach einer Cyberattacke still. Das unabhängige Cyber Monitoring Centre (CMC) schätzt die Schäden für die gesamte britische Wirtschaft auf fast zwei Milliarden Pfund. Oh dear.

Mehr Mobilität: Der Plan des Canyon-Comebackers

Seit dem 1. September sitzt Roman Arnold (62) bei Canyon wieder im Chefsattel. Der Gründer ist zurück – und will mit dem weltbekannten Fahrradhersteller auch wieder stärker zurück zu den Wurzeln. Der vorherige Chef Nicolas de Ros Wallace (50) hatte nach Führungspositionen bei großen Namen wie Nike in den vergangenen Jahren neue Einflüsse eingebracht. Glücklich wurde er bei Canyon damit aber nicht. Wie bei vielen anderen Zweiradherstellern waren zuletzt deutliche Bremsspuren zu erkennen. Arnold will die nun mit mehr Fahrrad-Know-how vom Asphalt wischen. Mein Kollege Lutz Reiche hat ihn zu seinem ersten Interview seit der Rückkehr getroffen und berichtet: Der 1,97-Meter-Hüne spricht zwar leise, hat aber viel zu erzählen. „Canyon ist mein Lebenswerk“, sagt Arnold und verspricht: „Ich werde liefern.“

Zahl der Woche: 12

Die Probleme bei Volkswagen reißen nicht ab. Egal ob bei den Marken (Audi, Porsche) oder den Märkten (China, Nordamerika) – die Mängelliste ist lang. Volkswagen, so wirkt es, hat inzwischen mehr Baustellen als Marken. Finanzvorstand Arno Antlitz (55) will jetzt ein weiteres Mal mit dem Sparhammer zuschlagen. 12 Milliarden Euro zusätzlicher Cashflow müssen her. Nicht irgendwann, sondern 2026. „Diese Größenordnung so kurzfristig; das hat es noch nicht gegeben“, kommentiert einer aus der Konzernspitze. Mein Kollege Michael Freitag schreibt in seinem Inside-Bericht: Noch fehlen die zündenden Ideen, wie Antlitz’ Wunsch erfüllt werden könnte.

Geisterfahrer der Woche

Der letzte Halbleitermangel ist kaum zwei Jahre her, da erwischt es die Autoindustrie schon wieder. Willkommen in der nächsten „Superkrise“. Das politische Ringen um den Chiphersteller Nexperia wird immer wilder. Am Wochenende warnte der neu eingesetzte Nexperia-Chef vor den eigenen Produkten aus China. Für die Autobauer und -zulieferer entwickelt sich der Fall zum Desaster. Und zwar schneller als befürchtet: Noch in dieser Woche kommt es wohl zu den ersten Produktionsausfällen.

Ich hoffe, um Ihre Chips-Vorräte zu Hause ist es besser bestellt.

Ihr Christoph Seyerlein

­Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter [email protected].

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