Die industrialisierten Filmbranche ist dafür berüchtigt, originelle Ideen nach einem Erfolg sehr schnell zu Massenware zu verarbeiten, doch bei weniger kommerziellen Produkten wie Kurzfilmen bilden sich Filmemacher meist noch viel auf ihre eigene Kreativität ein.
Ein Beispiel dafür ist der preisgekrönte Film T-130 des US-Amerikaners Samuel Felinton aus dem Jahr 2023… welcher eigentlich der 2022 erschienene Butty der deutschen Filmstudenten Julius Drost und Moritz Henneberg ist, wie eine jüngst viral gegangene Online-Dokumentation vom September 2025 belegt.
Ein T-130 namens Butty
Der siebenminütige englischsprachige Kurzfilm zeigt einen Haushaltsroboter der fiktiven T-130-Serie, welcher offenbar den Spitznamen Butty trägt, wie er auf Wunsch der Besitzerin versucht, eine bevorstehende Geburtstagsfeier vorzubereiten. Der Film selbst ist 3D-animiert, wobei alle Modelle mit der Open-Source-Software Blender erstellt wurden.
Trotz aller Bemühungen macht der tollpatschige Protagonist, der sich leicht von Ereignissen außerhalb des Hauses ablenken lässt, immer wieder Fehler, was die frustrierte Besitzerin schließlich dazu bringt, ihn des Hauses zu verweisen. Der Kurzfilm endet mit einer melancholischen Note, untermalt von einem eigens komponierten Soundtrack.
T-130 wurde bei mehreren genrespezifische Veranstaltungen wie dem West Virginia Mountaineer Short Film Festival und dem Appalachian Film Festival nominiert und erhielt dort mehrere Preise, meist in Studentenkategorien. Sein mutmaßlicher Schöpfer Samuel Felington trat sogar in lokalen Talkshows auf. Niemand schien zu hinterfragen, warum diese angeblich US-amerikanische Produktion klar europäische Details aufwies; so etwa Schuko-Steckdosen oder einen Backofen, dessen Temperatur in Celsius statt Fahrenheit angezeigt.
Gestohlener Erfolg
Wie sich herausstellte, wurde das ursprünglich Butty genannte Werk in Wahrheit von den deutschen Filmstudenten Julius Drost und Moritz Henneberg geschaffen, welche es als Drosts Abschlussfilm auf YouTube hochluden. Beim Versuch, den Film von der Plattform zu entfernen, um ihn bei Filmfestivals einreichen zu können, stellten sie fest, dass er inzwischen unter anderem Namen und mit einem anderen angegeben Urheber weiterverbreitet worden war.
Felinton hatte den Film offenbar heruntergeladen, gekürzt und neu bearbeitet. Dabei wurden kleinere Szenen herausgeschnitten, die Hintergrundmusik geändert und im Abspann die Namen der Studenten durch seinen eigenen ersetzt. Anschließend reichte er T-130 bei Festivals weltweit ein, wo der Film über zwanzig Mal gezeigt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Felinton erklärte sich öffentlich mehrfach zum Urheber.
Als Drost und Henneberg dies herausfanden, wollten sie zunächst rechtliche Schritte einleiten, doch man teilte ihnen mit, dass internationale Gerichtsverfahren sehr teuer und zu zeitaufwendig seien. Daher beschlossen sie, Felinton auszutricksen: Gemeinsam mit einem US-amerikanischen Journalisten fragten sie bei Felinton als angebliche Dokumentarfilmer mit Fokus auf jungen Animationstalenten an und konnte ihn so schließlich direkt konfrontieren.
Schnelle Reue
Der US-Amerikaner, welcher zuvor tatsächlich eigene experimentelle Filme gedreht hatte (auch wenn diese nicht animiert waren), gab den Diebstahl schnell zu und bot an, alle erhaltenen Preisgelder zurückzuzahlen. Seit der Veröffentlichung des Vorfalls muss er zahlreiche Hasskommentare in den sozialen Medien über sich ergehen lassen und verkündete seinen Rücktritt als Präsident des Filmclubs seiner Universität zurücktreten.
Er und die beiden Deutschen schlossen offenbar schnell Frieden, wie man der Tatsache entnehmen kann, dass sie wenige Monate später gemeinsam einen Dokumentarfilm über die geschilderten Ereignisse produzierten. Dieser Dokumentarfilm mit dem Titel Der talentierte Mr. Felinton wurde im September 2025 von der ARD online veröffentlicht.
Darüber hinaus beantworten Drost und Henneberg über den 15. und 16. Oktober 2025 hinweg Fragen in einem offenen AMA auf Reddit; alle Leser, die mehr zu diesem Thema erfahren möchten, sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Abschließend bleibt uns wohl nur noch, zukünftigen Projekten der drei (wenn auch vermutlich nicht gemeinsam) erwartungsvoll entgegenzublicken.
Doch was ist eure Meinung? Zeigt dieser Fall, dass die Organisatoren solcher Filmfestivals mehr Sorgfalt walten lassen sollten? Oder war Felinton einfach zur rechten Zeit am rechten Ort? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
