Milliardenstrafen drohen
Deutsche Autobauer verkaufen zu wenig E-Autos – nur einer ist gut genug
Für die Einhaltung der Flottenziele der EU müssen Hersteller mehr E-Autos verkaufen. Doch in diesem Jahr erreicht nur einer die gestellten Ziele.
München – Der
E-Auto
-Markt erlebte in diesem Jahr eine regelrechte
Renaissance
. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sei weiterhin hoch. Jedoch erreichen Hersteller trotzdem nicht die geforderten Absatzzahlen. Wie aktuelle Analysen nahelegen, erreicht nur ein deutscher Autobauer die angestrebten Verkaufszahlen. Sollte der Rest nicht nachziehen, dann drohen erhebliche Strafzahlungen. Experten jedoch bemängeln: Die Ziele der
EU
seien unrealistisch.
E-Auto-Studie: Einzig BMW erreicht EU-Vorgaben
Laut
S&P Global Mobility
konnte
BMW
seinen E-Autoabsatz im Vergleich zum vorangegangenen Jahr auf 24,5 Prozent steigern. Damit ist der Münchner Autokonzern der einzige, der den Schwellenwert von 20 Prozent erreicht hat. Die Autobauer müssen diese Marke knacken, um die von der EU gesetzten Ziele für CO₂-Grenzwerte einzuhalten – sonst drohen Strafen in Milliardenhöhe. Volkswagen lag in den ersten drei Quartalen 2025 der Analyse zufolge bei 16,8 Prozent,
Mercedes
bei 15,2 Prozent. Stellantis lediglich bei zehn Prozent.
Seit 1. Januar 2025 gilt für die Autoindustrie die Hürde von 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer. Zuvor lag dieser Wert bei 119 Gramm pro Kilometer. Die Hersteller hatten 2024 im Schnitt laut
International Council on Clean Transportation
(ICCT) einen Wert von 107 Gramm CO₂ pro Kilometer erreicht. Die einzuhaltenden Werte variieren je nach Hersteller aber auch. Denn einige Marken verkaufen besonders schwere Autos – der sogenannte Gewichtsfaktor soll jenen Herstellern daher Nachlass gewähren.
Experte: E-Auto-Produktstrategie entscheidend für Absatzzahlen
Der Verkauf von Elektroautos ist eine wichtige Säule, um die
Grenzwerte zu erreichen
, da diese mit null Gramm CO₂ pro Kilometer eingerechnet werden. Für das Absenken der CO₂-Grenzwerte verfolgt jeder Autobauer eine andere Strategie. BMW beispielsweise hat das Design seiner
E-Auto
-Modelle an das seiner Verbrenner-Modelle angepasst – offenbar trägt diese Strategie nun Früchte. Mercedes auf der anderen Seite konnte mit den E-Designs seine konservativen Kunden in Europa nicht überzeugen.
„Während BMW seine Fahrzeuge optisch näher an den Verbrennern gelassen hat, ist Mercedes einen riskanteren Weg gegangen und hat das runde EQ-Design eingeführt. Dies kommt bei den Kunden nicht gut an, und es wird eine Weile dauern, bis die jeweiligen Modelle ersetzt sind.“, sagte Henner Lehne, Chefanalyst bei
S&P Global Mobility.
E-Auto-Absatz: Europäische Hersteller deutlich hinterher
Nicht nur in Deutschland werden Autobauer den Absatzzahlen nicht gerecht. Trotz bereits eingeplanter Lockerungen für die Einhaltung der EU-Werte warnt eine Studie des Chemnitz Automotive Institute (CATI) davor, dass sogar der Großteil der europäischen Hersteller ihre Absatzziele deutlich verfehlen werden.
So soll unter 23 analysierten Automobilmarken der Anteil an E-Autos am Gesamtabsatz weniger als zehn Prozent betragen. Um die EU-Ziele bis 2030 zu erreichen, müsste der Anteil der Studie zufolge je nach Antriebsmix bei 50 bis 60 Prozent liegen. Das Ziel sei völlig unrealistisch, so Werner Olle vom CATI.
Ankurbeln des E-Auto-Absatzes: Kaufprämie und Elektrifizierung der Firmenflotte
Für das Ankurbeln des E-Auto-Absatzes zur Erreichung der Ziele plant die Bundesregierung weitere Maßnahmen. Zum einen wird in Deutschland die E-Autoprämie ab 2026 wieder eingeführt werden. Menschen mit geringem und mittleren Einkommen soll durch einen Zuschuss von 4.000 Euro finanziell unter die Arme gegriffen werden, vorausgesetzt das Fahrzeug kostet unter 45.000 Euro.
Auf EU-Ebene soll für die Dekarbonisierung zusätzlich die gesamte Firmenflotte – also Dienstwagen, Leasingunternehmen und Kurzzeitmieten – elektrifiziert werden. Diese bilden rund 60 Prozent aller Neuzulassungen in Europa ab. Auf diese Weise kann dem europäischen Markt eine Nachfrage von zwei Millionen E-Autos gesichert werden. Experten jedoch weisen darauf hin, dass insbesondere steuerliche Anreize bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.
E-Auto-Neuzulassungen wachsen weiter: CO₂-Ausstoß sinkt
Im gesamten Jahr 2025 erfuhren Neuzulassungen für E-Fahrzeuge im Vorjahresvergleich einen Aufschwung. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) war im September 2025 jedes fünfte
neuzugelassene Auto elektrisch.
Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich daraus ein Zuwachs von beinahe 32 Prozent.
Der durchschnittliche CO₂-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw sank um 8,8 Prozent und betrug 102,8 Gramm pro Kilometer. Kritiker bemängeln, dass der Neuzulassungswert nicht auf private Nachfrage zurückzuführen sei, sondern auf Eigenzulassungen von Autobauern – was die Zahlen beschönigen würde.



