Wer an Englands Norden denkt, dem kommen zuerst Städte wie Newcastle oder Yorkshire in den Sinn. Doch kaum jemand kennt Bamburgh – ein kleines Küstendorf in Northumberland, das mit endlosen Sandstränden, einer dramatischen Geschichte und gemütlichen Teestuben aufwartet. Wir stellen den Geheimtipp vor.
Mit knapp 500 Einwohnern, einer Handvoll Pubs und gepflegten Cottages ist Bamburgh (ausgesprochen: Bamb’ro) ein seltenes Kleinstadt-Idyll. Kein Wunder, dass Bamburgh bereits mehrmals zum schönsten Küstenort Großbritanniens gewählt wurde.
Überragt wird der Ort von der mächtigen Silhouette des Bamburgh Castle, einer der imposantesten Burgen Englands. Bereits im sechsten Jahrhundert existierte an dieser Stelle eine Festung der Könige von Northumbria. Die heutige Burg stammt weitgehend aus dem elften Jahrhundert, wurde durch den Bürgerkrieg jedoch stark beschädigt. Größere Restaurierungen im 19. Jahrhundert ließen die Anlage schließlich in altem Glanz erstrahlen.

Im Inneren stoßen Besucherinnen und Besucher auf historische Sammlungen, die aus mittelalterlichen Rüstungen, Porträts und Möbeln bestehen. Besonders beeindruckend ist der Blick von den Burgmauern: Der Basaltfelsen erhebt sich steil über dem Bamburgh Beach und eröffnet einen Panoramablick auf die Nordsee, die oft in dramatisches Licht getaucht ist.
Grace Darling – die Heldin von Bamburgh
Nicht weit von der Burg liegt die St. Aidan’s Church mit der Grabstätte von Grace Darling. Die Tochter des örtlichen Leuchtturmwärters erlangte im Jahr 1838 nationale Berühmtheit, als sie mit ihrem Vater mehrere Schiffbrüchige des Raddampfers „Forfarshire“ rettete.
Das Schiff zerschellte bei einem Sturm an den Felsen der Farne Islands, die meisten der 63 Passagierinnen und Passagiere starben. Einige konnten sich jedoch an Land retten. Die 22-Jährige und ihr Vater kämpften sich in einem kleinen Ruderboot durch das aufgewühlte Meer, um den Überlebenden zu helfen.

Grace Darling wurde in ganz Großbritannien gefeiert und gilt bis heute als Symbol für Mut und Einsatzbereitschaft. Ein kleines Museum am Ortsrand erinnert an ihr Leben und die Heldentat, die das kleine Dorf über die Grenzen Northumberlands hinaus bekannt machte.
Bamburghs Umgebung: Weite Strände und Papageientaucher
Direkt unterhalb der Burg beginnt ein Strand, der so weit und unberührt wirkt, dass man ihn fast für sich allein hat. Kilometerlange Dünen, feiner Sand und oft nur das Kreischen der Möwen sind typisch für den Bamburgh Beach. Selbst im Sommer bleibt es vergleichsweise ruhig, da viele Reisende in die bekannteren Badeorte im Süden Northumberlands fahren.

Der Fernwanderweg Northumberland Coast Path verbindet Bamburgh mit weiteren Highlights an der Küste. Eine schöne Wanderung führt durch die Dünen ins etwa fünf Kilometer entfernte Seahouses. Das Dorf ist bekannt für Fish & Chips, seinen Fischereihafen und Bootstouren zu den Farne Islands.

Die vor Bamburgh liegende Inselgruppe ist berühmt für ihre reiche Tierwelt. Vom Boot aus kann man Seevögel wie Papageientaucher und Basstölpel sehen und im Wasser lassen sich Kegelrobben und manchmal sogar Delfine blicken. Die Ausflüge werden zwischen April und September angeboten und starten im Hafen von Seahouses.
Im Norden von Bamburgh liegt die kleine Insel Lindisfarne, die auch als Holy Island bekannt ist, denn die Klosterinsel war im frühen Mittelalter eines der wichtigsten religiösen Zentren Britanniens. Die Ruinen des Klosters und die auf einer Anhöhe liegende Burg aus dem 16. Jahrhundert ziehen Pilgerinnen und Pilger sowie Kulturinteressierte gleichermaßen an. Die erste Landung der Wikinger in England war auf Lindisfarne.
Wer die Insel besuchen möchte, sollte allerdings die Gezeiten beachten: Die Straße nach Lindisfarne ist nur bei Ebbe befahrbar.

Bamburgh: Tipps zur Anreise
Bamburgh ist aufgrund seiner etwas abgeschiedenen Lage am besten mit dem Auto erreichbar. Von Newcastle aus, wo auch Fähren aus Amsterdam anlegen, dauert die Fahrt etwa 1,5 Stunden. Vom schottischen Edinburgh aus braucht man nur 15 Minuten länger. Wer die Bahn bevorzugt, kann bis Alnmouth Station fahren. Von dort sind es noch rund 20 Minuten mit dem Bus oder Taxi ins Dorf.
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