Wo einst Blumen erblühten, erblühen jetzt Bilder auf, bzw. unter der Haut – im Tatoo-Studio „Pryme.Ink“ in einer ehemaligen Gärtnerei im Heusweiler Ortsteil Eiweiler. Seinen Schwerpunkt, schildert Betreiber Rico Geisler, lege er darauf, mit seiner Arbeit eine Stilrichtung zu erschaffen, die „nicht mainstream“ ist – also nicht dem Massengeschmack angepasst ist –, sondern möglichst mit einer Eigenständigkeit, „die weltweit wahrgenommen werden soll“.
Außerdem würden in seinem Studio nicht nur Tattoos gestochen, sondern junge Tätowierer dabei unterstützt, sich als eigenständige Künstler zu etablieren: „Ich will hier einen Ort schaffen mit guten Künstlern, die sich weiter entwickeln wollen“, betont Rico Geisler.
Vor 15 Jahren zog es ihn ins Saarland
Rico Geisler ist 38 Jahre alt, stammt aus Rostock und arbeitete dort in der Gastronomie. Weil die Arbeitsbedingungen im Osten für ihn nicht gut waren, zog er 2010 ins Saarland, arbeitete zunächst als stellvertretender Geschäftsführer und Barchef im renommierten Saarbrücker Ratskeller, danach im Vertrieb eines Unternehmens für Gastronomie-Hard- und Software. „Das war aber alles nicht so mein Ding. Ich war unzufrieden und sagte mir, ich muss etwas anderes machen“, erzählt er.
Durch eine Freundin kam er zu einem Besuch bei einem Tätowierer. „Da sagte ich mir: das kannst Du auch, investierte 10 000 Euro in Weiterbildung, Personal-Workshops und Online-Kurse.“ Vor rund acht Jahren eröffnete er sein erstes Tattoo-Studio, damals im Kutzhofer Ortsteil Numborn, kaufte sich dann vor zwei Jahren ein Haus in Eiweiler, in dem zuvor die alteingesessene Gärtnerei Rituber ihren Platz hatte.
Am Anfang stand die Renovierung
Er renovierte das Wohn- und Geschäftshaus und baute es zu einem Tattoo-Studio um. Zwei junge Tätowierer – Amelie und Alex – bewarben sich bei ihm, absolvierten zunächst Praktika und fingen dann im Studio als selbstständige Tätowierer an. „Ich bringe jungen Künstlern das Handwerk bei, mache sie mit verschiedenen Stilen bekannt und entwickele sie in ihrer Arbeit weiter“, sagt er. Jeder der drei hat inzwischen eine eigene Stilrichtungen. Amelie hat sich dem sogenannten Fineline-Stil verschrieben, arbeitet mit extrem feinen Linien, um detailreiche und elegante Designs zu kreieren, die wie zarte Zeichnungen auf der Haut wirken. Alex bevorzugt den „Realistic Style“, sticht Motive so detailgetreu und naturgetreu ab, dass sie wie ein Foto wirken. Rico nennt seinen eigenen Stil „Mind Engine Style“ und versucht ihn zu beschreiben: „Es ist ein Mix aus Realismus, Struktur und Energiefluss. Ein Stil, in dem Emotionen und Mechanik zu einer Einheit werden.“
Schwarz und Grautöne
Gemeinsam ist ihnen der Stil „Black and Grey“ („Schwarz und Grau“), aber es wird auf Wunsch auch schon mal mit der Farbe Rot gearbeitet. In diesem Jahr hat das Team erstmals bei einer Messe mitgemacht – bei der „Masters of Ink“ in Idar-Oberstein. „Amelie hat in der Kategorie ‚Black and Grey‘ den 3. Platz gemacht, ich den Zweiten“, erzählt Rico Geisler. Er betont, dass sein Studio großen Wert auf Beratung, individuelle Erstellung, Konzeption, Vordesign und intensive Nachbetreuung lege. Alles in allem jedenfalls eine Arbeit, die unter die Haut geht.
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