Horn-Effekt und erster Eindruck
Diese Sätze im Bewerbungsgespräch ruinieren Ihre Chancen sofort
Egal wie gut ein Bewerber qualifiziert ist – mit nur wenigen Worten kann die Chance auf den Wunschjob zunichtegemacht werden. Diese Sätze sollten Sie vermeiden.
München – In der Welt der Bewerbungsgespräche herrscht ein unerbittliches Gesetz: Der erste Eindruck und der letzte Eindruck zählen am meisten. Was Psychologen als Primacy-Recency-Effekt bezeichnen, bestimmt maßgeblich den Verlauf eines Gesprächs. Bereits in den ersten Minuten bilden sich Personalverantwortliche ein Urteil über Kandidaten, wie die Studie The Primacy and Recency Effects belegt. Auch der letzte Eindruck bleibt demnach besonders hängen.
Doch auch der Mittelteil eines Bewerbungsgespräches kann maßgeblich für den Ausgang sein. Denn der sogenannte Halo-Effekt spielt ebenfalls eine große Rolle. Die Studie What is Beautiful is Still Good: The Attractiveness Halo Effect in the Era of Beauty Filters zeigt, dass eine Eigenschaft alle anderen überschatten kann. Sie beschreibt die Tendenz, von einem positiven Merkmal auf andere zu schließen. Das negativ Pendant ist der sogenannte Horn-Effekt.
Diese Sätze können im Bewerbungsgespräch den Horn-Effekt auslösen
Doch während sich die meisten Bewerber auf Körpersprache und Kleidung konzentrieren, übersehen sie eine entscheidende Komponente: die Macht der Worte. Bestimmte Formulierungen können selbst den vielversprechendsten Kandidaten sofort disqualifizieren.
Zu diesen Formulierungen zählen jene, die Unsicherheit oder mangelnde Kompetenz signalisieren. Sätze wie „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann“ oder „Das habe ich noch nie gemacht“ können den Horn-Effekt aktivieren und lassen Bewerber weniger leistungsorientiert und sozial kompetent erscheinen. Ähnlich problematisch sind Formulierungen wie „Ich weiß nicht genau, was Ihr Unternehmen macht“ oder „Ich habe mich nicht richtig vorbereitet“, da sie mangelnde Motivation und Professionalität vermitteln können. Auch auf bestimmte Fragen sollten Bewerber ohnehin vorbereitet sein.
Der Horn-Effekt wirkt bei solchen Aussagen besonders verheerend. Personalverantwortliche schließen unbewusst von einer geäußerten Unsicherheit auf generelle Inkompetenz. Ein einziger Moment der Selbstzweifel kann so den gesamten Bewerbungsprozess sabotieren. Besonders fatal wirken Sätze wie „Ich bin total nervös“ – sie signalisieren nicht nur Unsicherheit, sondern auch mangelnde Belastbarkeit.
Welche Sätze im Bewerbungsgespräch vermieden werden sollten – auch Humor spielt eine Rolle
Die Forschung zu Schwächen-Diskussionen in Bewerbungsgesprächen zeigt, dass bestimmte negative Eigenschaften besonders schädlich wirken können. Aussagen wie „Ich bin nicht teamfähig“, „Ich habe Probleme mit der Pünktlichkeit“ oder „Ich bin oft frustriert“ zeichnen ein ungünstiges Bild des Bewerbers und sollten vermieden werden.
Die Untersuchungen legen auch nahe, dass humorlose Menschen als weniger intelligent wahrgenommen werden, weshalb Sätze wie „Ich verstehe keinen Spaß“ oder „Humor ist mir fremd“ kontraproduktiv sein können. Über einen unmittelbaren Zusammenhang streiten Forscher allerdings bis heute. Ebenso problematisch können Formulierungen sein, die Unzuverlässigkeit oder mangelnde Frustrationstoleranz offenbaren, da diese Eigenschaften in der Personalauswahl nicht selten systematisch negativ bewertet werden.
Wer zu viel über sich preisgibt, riskiert seinen guten Eindruck
Während Ehrlichkeit grundsätzlich geschätzt wird, gibt es Grenzen der Offenheit im Bewerbungsgespräch. Wer zu viel preisgibt oder sich selbst schlecht darstellt, kann ebenfalls den Horn-Effekt aktivieren. Dabei führt eine einzige negative Information dazu, dass alle weiteren Aussagen kritischer bewertet werden. Besonders verhängnisvoll sind Formulierungen wie „Ich habe keine nennenswerten Stärken“ oder „Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine besondere Stärke habe“.
Die Lösung liegt nicht im Verschweigen von Schwächen, sondern in der geschickten Kommunikation. Statt Unsicherheit zu äußern, sollten Bewerber lösungsorientiert formulieren: „Das ist ein neuer Bereich für mich, aber ich bringe die Bereitschaft mit, mich schnell einzuarbeiten.“ Anstelle von „Ich weiß nicht“ eignet sich: „Dazu würde ich gerne mehr erfahren.“ Dabei gilt: Weniger ist mehr. Ein durchdachter Satz wirkt stärker als viele unsichere Formulierungen.
Die Macht der Worte im Bewerbungsgespräch sollte nicht unterschätzt werden. In einer Zeit, in der Personalentscheidungen oft binnen Minuten fallen, kann ein einziger Satz über die berufliche Zukunft entscheiden. Wer die psychologischen Mechanismen versteht und seine Kommunikation entsprechend anpasst, verschafft sich einen entscheidenden Vorteil im Kampf um den Traumjob. Quellen: The Primacy and Recency Effects, What is Beautiful is Still Good: The Attractiveness Halo Effect in the Era of Beauty Filters, eigene Recherche (bk)
