dm-Chef enthüllt, was kein Kunde beim Bezahlen an der Kasse ahnt – „Richtig absurd“

Obwohl das Bezahlen mit Bargeld bei vielen traditionsliebenden Deutschen nach wie vor einen hohen Stellenwert genießt, ist das kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone fast überall auf dem Vormarsch. Gerade an stark frequentierten Kassen im Supermarkt, Discounter oder in der Drogerie spart man damit schließlich eine Menge Zeit: Handy oder Karte hinhalten, fertig – ohne langes Heraussuchen von Münzen, Scheinen oder Rückgeld.

Auch bei der Drogiere-Kette dm profitieren Kunden vom kontaktlosen Bezahlen an der Kasse. Selbst der dm-Chef Christoph Werner zahlt persönlich gerne mit Karte oder Smartphone, wie er in einer Kolumne bei der „Wirtschaftswoche“ verrät. Allerdings sieht er bei dieser Zahlungsvariante auch einige nicht unwesentliche Probleme.

Kartenzahlung für dm & Co. extrem teuer

Als Kunde profitiert Werner beim kontaktlosen Bezahlen von der Unkompliziertheit und der Zeitersparnis – als Chef einer Drogerie-Handelskette sieht er jedoch auch die Aspekte, die viele Kunden nicht im Blick haben. Und die sind „aus marktwirtschaftlicher Sicht richtig absurd“, wie der dm-Geschäftsführer erklärt.

Kein mühsames Geldzählen für die Kassierer? Check. Keine teuren Bargeldbestellungen über Geldtransportdienstleister? Check. Klingt erstmal sehr praktisch. Doch was Kunden oft nicht bewusst ist: Bei einer Kartenzahlung erhält der Händler nicht den vollen Betrag – stattdessen muss er bei jeder Zahlung Gebühren zusätzlich an die Bank des Kunden bezahlen.

Diese Gebühr – die MIF („Multilateral Interchange Fee“) – wurde von der EU im Jahr 2015 durch die Verordnung 2015/751 begrenzt. So weit, so gut. Doch wo Geld fließt, steigt auch die Gier nach mehr Profit. Und so erklärt Werner, dass einige Kreditkartenfirmen und Banken daher zusätzlich zur MIF einfach neue Gebühren eingeführt haben, für die es keinerlei Regulierung gibt.

Die Folge: Pro Kartenzahlung müssen Händler teilweise bis zu 40 Prozent (!) des vom Kunden bezahlten Betrags in Form von Gebühren draufzahlen – und die Summen „schnellen weiter in die Höhe“, so Werner.

Gebühren-Wahnsinn bei Kartenzahlung

Klar – die simpelste Lösung wäre hier einfach die Abschaffung von Bargeldzahlungen. In unserer heutigen Zeit ist das jedoch ein utopischer Gedanke, wie auch dm-Chef Christoph Werner weiß. Es gibt immer weniger Geldautomaten, beim Bargeldauszahlen muss man ebenfalls Gebühren zahlen – und Kunden präferieren einfach das schnelle kontaktlose Bezahlen. Händler wie dm müssen also Kartenzahlung akzeptieren, auch wenn es für sie teuer wird.

Eine Möglichkeit zur Gewinnsteigerung wäre es, als Händler dem Kunden eine eigene Extragebühr für Kartenzahlungen zu berechnen. Doch selbst eine solche Gebühr in Höhe von beispielsweise nur 1 Prozent auf den Einkaufswert ist in Deutschland nach §270a BGB untersagt – das sogenannte „Surcharching Verbot“.

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Am Ende zahlen alle drauf

Die Folgen sind laut dm-Chef Werner verheerend:

  • Kunden bezahlen gerne mit Karte, weil es einfach ist – ahnen an der Kasse aber nicht, welche Mehrkosten an Gebühren sie dem Händler damit aufbürden.
  • Händler wie dm suchen nach Möglichkeiten, die Finanzen auszugleichen und erhöhen daher die Preise für alle Produkte im Sortiment.
  • Somit sorgen die Gebühren, die Händler bei Kartenzahlung draufzahlen müssen, auch dafür, dass Kunden bei der Barzahlung plötzlich höhere Preise bezahlen müssen.

„Wenn die Kunden hohe Gebühren hinter den Zahlungsmitteln an der Kasse nicht wahrnehmen, gibt es für sie keinen Grund, von VISA, Mastercard oder American Express zu einem alternativen Anbieter zu wechseln, der günstiger abrechnet“, kritisiert dm-Chef Christoph Werner. Seine Forderung: „Wenn wir eine leistungsfähige europäische Volkswirtschaft wollen, dürfen wir die Preisbildung durch Regulatorik nicht verzerren. Sonst verhindern wir fahrlässig Innovationen, machen uns abhängig von etablierten außereuropäischen Anbietern und treiben die Inflation. Denn egal wie wir regulieren – am Ende findet sich jeder Aufwand irgendwie in den Preisen wieder.“

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