Ein Silberstreif über der äußeren Ortsumgehung

Hückeswagen. Das langfristigste Projekt der Stadt ist die äußere Ortsumgehung, an der seit mehr als 50 Jahren geplant wird. Bianca Rose vom Landesbetrieb Straßen NRW sieht eine gute Chance auf eine Realisierung; aktuell laufen die Planungen für das neue Planfeststellungsverfahren. Ein möglicher Baubeginn bleibt jedoch in weiter Ferne.

An diesem Projekt haben sich seit den ersten Ideen bislang alle Verwaltungschefs und Bürgermeister der Schloss-Stadt die Zähne ausgebissen. Auch Dietmar Persian wird es nicht sein, der in seiner Amtszeit den ersten Spatenstich für die äußere Ortsumgehung machen kann. „Dabei hatte ich bei meinem Amtsantritt vor elf Jahren noch daran geglaubt – sogar, dass das noch in der ersten Amtsperiode geschehen wird“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion.

An der B237n wird bereits seit den 1960er Jahren geplant, mithin also seit mehr als einem halben Jahrhundert. Immer wieder stand der erste Spatenstich scheinbar kurz bevor – wie 2007. Der damalige Bürgermeister Uwe Ufer versicherte, dass am Planfeststellungsverfahren ganz konkret gearbeitet werde. Mit dem Baubeginn rechnete er für das Jahr 2010. Doch bislang gab es weder einen ersten Spatenstich, geschweige denn kann über die Bundesstraße 237n schon gefahren werden. Immer wieder kamen formale Gründe dazwischen, der Rotmilan, die Haselmaus, ein Bussard-Pärchen. Aktuell ist es das Planfeststellungsverfahren, das neu aufgelegt werden muss.

Was ist überhaupt geplant?

3,6 Kilometer lang sein wird einmal die äußere Ortsumgehung. Sie soll – so sie denn irgendwann tatsächlich gebaut und fertiggestellt werden wird – zunächst auf der Trasse der heutigen K68 von Kammerforsterhöhe bis Westhoferhöhe und von dort auf der jetzigen Kreisstraße5 an Röttgen, Grünestraße, Altenholte, Posthäuschen und Kobeshofen vorbei bis Westenbrücke verlaufen. Zudem ist unter anderem die Errichtung von drei Kreisverkehren vorgesehen: in den Einmündungsbereichen von B237 und K5 in Westenbrücke/Kobeshofen, von K5 und L68 in Westhoferhöhe sowie von L68 und B237 in Kammerforsterhöhe.

Wie hoch sind die Kosten?

2018 waren die Baukosten für die komplette äußere Ortsumgehung auf etwa 19 Millionen Euro geschätzt worden. „Wir machen natürlich eine Kostenfortschreibung“, versichert Bianca Rose, die als Abteilungsleiterin Planung beim Landesbetrieb maßgeblich an den Planungen beteiligt ist, auf Anfrage unserer Redaktion. „Es ist aber davon auszugehen, dass sie höher sein werden.“ Nicht zuletzt hat sich der Baupreisindex seit 2018 drastisch erhöht.

Wie ist der Sachstand beim neuen Planfeststellungsverfahren?

Im Frühjahr 2023 war bekanntgeworden, dass für die geplante B237n aus rein formalen Gründen ein neues Planfeststellungsverfahren beantragt werden. Bei Bürgermeister und Politikern stieß das Vorgehen auf Unverständnis. Allerdings war das vorherige zu diesem Zeitpunkt auch schon 15 Jahre zuvor eingereicht worden. Für das neue Planfeststellungsverfahren müssen alle Unterlagen aktualisiert und an die gültigen Regelwerke angepasst werden. Das ist umfangreich und sehr aufwendig, so dass der Landesbetrieb dafür ein externes Büro beauftragt hat. Da dieses auch die Planungsarbeiten übernimmt, müssen diese wenigstens nicht noch einmal ausgeschrieben werden.

Wie ist der aktuelle Stand der Arbeiten?

„Wir hoffen, dass das Ingenieurbüro die technischen Unterlagen noch in diesem Jahr an uns weiterleitet, damit wir sie prüfen können“, sagt Bianca Rose. Sie versichert einmal mehr, dass in ihrer Abteilung mit hoher Kapazität an der B237n gearbeitet werde und das Projekt dort eine hohe Priorität genieße. Auch ist die B237n weiterhin im Bundesverkehrswegeplan 2030 in der Kategorie „vordringlicher Bedarf“ eingestuft.

Wie geht es kurzum weiter?

Wenn die technischen Unterlagen dem Landesbetrieb vorliegen und von dessen Mitarbeitern geprüft sind, sollen sie in der ersten Jahreshälfte 2026 an die Bezirksregierung Köln geschickt werden, „die dann das Planfeststellungsverfahren einleiten wird“, berichtet die Abteilungsleiterin.

Was ist mit der geplanten Überholspur?

Auf der künftigen Trasse der äußeren Ortsumgehung soll es zwischen Kobeshofen und Posthäuschen bergauf eine dritte Spur geben, um das Überholen etwa von langsameren Lkw zu erleichtern. „Im Rahmen der Planungen der technischen Notwendigkeit wird die Überholspur noch einmal überprüft“, versichert Bianca Rose.

Gibt es schon einen Termin für den ersten Spatenstich?

Nein. Erst muss das Planfeststellungsverfahren durchlaufen werden, bei dem die Gefahr besteht, dass es durch Klagen zu weiteren Verzögerungen kommt. Auch ist schwer vorherzusagen, wie lange die Bezirksregierung benötigen wird, um die neuen Unterlagen zu sichten. Danach wird das Ganze bei der Stadt einmal mehr offengelegt, und die Bürger sowie Träger öffentlicher Belange haben die Möglichkeit, Einwendungen gegen die Pläne zu formulieren oder gar den Klageweg zu beschreiten. Dann stehen auch noch Erörterungstermine an. Dieser Prozess kann weitere drei bis vier Jahre dauern. Ist dann alles geregelt, könnten die Planungen für die B 237n beginnen. Ob ein möglicher erster Spatenstich noch vor 2030 terminiert werden kann, dürfte daher zumindest fraglich sein.

Was sagt die Stadtverwaltung?

„Ich kann durchaus nachvollziehen, dass aus rechtlichen Gründen alle erforderlichen Pläne auf den aktuellen Stand gebracht werden müssen“, zeigt der Bürgermeister Verständnis für das neuerliche Planfeststellungsverfahren. Schließlich müssten die Unterlagen auf den heutigen technischen und rechtlichen Stand gebracht werden. Nicht nachvollziehen kann Persian dagegen, dass die Verantwortlichen die Planungen in den Jahren zuvor haben schleifen lassen. „Das ist ein Armutszeugnis für unseren Staat!“ Bianca Rose und ihrem Team attestiert er allerdings, dass sie sich für die Realisierung der B237n engagieren. „Das merken wir auch bei den Gesprächen mit dem Landesbetrieb in Gummersbach, die wir dauernd führen“, versichert er.

Der Stadt sei es schon sehr wichtig, dass die äußere Ortsumgehung einmal wirklich umgesetzt werde, betont Persian. „Sie ist gut und sinnvoll.“ In Hückeswagen gebe es eine große Mehrheit in der Politik und der Bevölkerung, die die B237n unbedingt wolle.

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